Sexspielzeug (Sextoys)

„Macht es euch selbst mit Sexspielzeug“ oder erfreut den Partner bzw. die Partnerin damit. Das könnte ein neues Mantra sein, denn der Gebrauch von Sextoys und Gespräche darüber, sei es mit dem Partner/der Partnerin oder im Freundeskreis, nehmen in den letzten Jahren zu. Letztlich hat auch die Covid 19-induzierte Quarantänesituation dazu beigetragen. In großen Befragungen geben etwa 50 % der Männer und 60-65 % der Frauen an, Sexspielzeug zu benutzen. Dies ist altersabhängig – 70 % der 25- bis 34-Jährigen benutzen Sextoys [1, 2, 3].

Am häufigsten sind: Vibrator (70 %), Dildo (50 %), Handschellen (30 %), Penisring-Aufsatz (30 %), Lustkugeln (20 %), Analtoys (60 %), BDSM (Bondage Dominance Sadism Masochism)-Equipment (15 %), Masturbator oder Puppe (7 %), Penis-, Vagina-. Brustpumpe (6 %) oder Strap-on (4 %) [3].

Marktanalysen jüngerer Zeit weisen eine zunehmende Enttabuisierung von Sextoys nach, weil es für alle Beteiligten zu einer Bereicherung des Sexuallebens führt und weil die Produkte durch die Präsenz von Fachgeschäften und die Ausweitung des Online-Handels zunehmend leichter erhältlich sind. Der Branche wird in den nächsten Jahren eine Größenzunahme von bis zu 10 % jährlich vorausgesagt, auch bedingt durch Produktinnovationen [4]. Trends sind Sextoys, die digital vernetzt und per Smartphone bzw. Bluetooth über das Internet gesteuert werden können, was im Rahmen von Fernbeziehungen, besonders in der Coronazeit, sehr geschätzt wurde und wird. Ferngesteuerte Geräte, zum Beispiel Liebeskugeln, können auch in der Öffentlichkeit oder im Restaurant und bei Partys genutzt werden, um sich selbst oder gegenseitig zu stimulieren. In der Corona-Zeit ist der Verkauf von Sextoys bei Männern für Masturbatoren, bei Frauen für Druckwellenvibratoren, auch für Paare, um 250-300 % gestiegen.

Zur Geschichte

Dildoförmige, phallusartige Geräte aus Jade, Stein, Kupfer, Leder und Knochen sind schon seit etwa 30.000 Jahren aus Ägypten, China und Griechenland bekannt. Sie dienten religiösen Ritualen und sexueller Befriedigung [5]. Die immer wieder zitierte Erfindung des Vibrators durch den Arzt Joseph Mortimer Granville zur Therapie der Hysterie der Frau durch Klitorismassage gilt heute als widerlegt [6]. Es gibt keinerlei belegte Hinweise dafür, dass Ärzte jemals elektromechanische Vibratoren zur medizinischen Therapie eingesetzt haben, um durch einen Orgasmus Hysterie zu heilen. In der Zeit der sexuellen Revolution (zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, etwa um 1950) und später, als die Pille auf den Markt kam, der Kinsey-Report erschien und die 1968er-Studentenbewegung zur sexuellen Freiheit aufrief, begann auch eine zunehmende Produktion und Vermarktung von Sexspielzeug [7]. Der weltweite Markt ist heute nicht mehr zu überblicken. Google meldet viele Millionen Webeinträge für Sexspielzeug, gleiches gilt für die Videoplattform YouTube.

Sexspielzeug – eine Übersicht

Die unten aufgeführten Listen der verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten für Sexspielzeuge versuchen, die am häufigsten gelisteten für unterschiedliche Gruppierungen darzustellen. Sie können nur einen Eindruck über die Vielfalt und Möglichkeiten vermitteln, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu haben, vor allem, weil mit fortschreitender Technologie und der Onlineaktivitäten immer neue Varianten entstehen.

Sexspielzeug für Frauen

Vibratoren

Vibratoren zeichnen sich heute durch unzählige Varianten, nicht nur zur Selbstbefriedigung, sondern auch für partnerschaftliche Stimulation aus. Neue Materialien sorgen neben einer ansprechenden Optik für eine zunehmend angenehmere Haptik. Der Vibrator von heute schaltet sich bei Hautkontakt automatisch an, er ist leise, wasserdicht und spülmaschinenfest. Die Modelle haben unter anderem bis zu 10 und mehr unterschiedliche Vibrationsstufen, die variieren können oder sich einer Begleitmusik anpassen. Sie sind in unterschiedlichen Längen (von 7-28 cm), Farben und Formen erhältlich. Auch gibt es pulsierende Druckwellenvibrationen. Einige lassen sich nach Bedürfnissen programmieren, per Video-Chat daten oder sich per Fernbedienung, Apps bzw. über das Internet (s. u. "Cyberdildonics") bedienen.

  • Klassische Vibratoren: Stimulation der Vagina durch Bewegung und verschiedene Vibrationsstärken. Form: dildoartig
  • Auflegevibratoren: Stimulation der Klitoris durch Auflegen auf dem Venushügel (auch Brustwarzen, Penis, Hoden)
  • G-Punkt-Vibratoren: Stimulation der Vagina, speziell des G-Punktes, durch eine ausgeprägt gebogene Schaftspitze
  • Rabbit Vibratoren: Stimulation der Vagina und der Klitoris durch einen zusätzlichen Schaft im Außenbereich, auch mit 2 Motoren
  • Mini-Vibratoren: Stimulation der Klitoris und Vagina, auch für den Partner. Klein und handlich, trotzdem powerful. Perfekt für unterwegs. Passt in jede Handtasche. Werden auch während des Sex ergänzend genutzt.
  • Zunge-Lecken-Vibratoren: Es handelt sich um spezielle Vibratoren, die das Zunge-Lecken durch sanfte Berührungen und Bewegungen imitieren und so zu einem intensiven Orgasmus führen. Sie eignen sich auch für die Nippel-Stimulation. Zum Teil sind sie neben dem Leck-Modus auch mit einem Saugmodus und/oder Vibrationsmodus ausgestattet. Es gibt auch die Kombination mit einem G-Punkt-Vibrator, der in die Scheide eingeführt wird. Auch geeignet für Paare.
  • Fingervibratoren: Stimulation der Klitoris und des Dammes. Der Vibrator ist entweder mit einer Schlaufe oder Ring an einem Finger befestigt oder wird wie eine Silikonkappe über den Finger gestülpt.

Dildos

Im Gegensatz zum Vibrator stimuliert der Dildo durch seine Schaftform, Größe, Länge, Breite, Material und Oberflächenstruktur durch entsprechende Bewegungen die Vagina.

  • Klassische Dildos: Stimulation der Vagina und des G-Punktes
  • Glasdildos: Stimulation der Vagina und des G-Punktes. Das Material lässt sich erwärmend (heißes Wasser) oder kühlend (Kühlschrank) benutzen.
  • Liebeskugeln, Lustkugeln, Orgasmuskugeln, Liebesperlen, Donnerkugeln, Vibro-Eier, Vaginalkugeln, Sexballs, Smartballs, Yoni-Eier
    • Sie werden vaginal eingeführt und stimulieren die Beckenbodenmuskulatur, steigern die Empfindsamkeit der Vagina und damit die Orgasmusfähigkeit beim Sex. Es gibt leichte und schwere Kugeln, Modelle mit einer oder zwei Kugeln, einzeln oder verbunden, mit oder ohne Rückholfäden, mit oder ohne Vibratoren, mit und ohne Fernbedienung. Medizinischer Einsatz zum Training des Beckenbodens s. u. "Sexspielzeug unter medizinischen Aspekten".
  • Analketten (Analkugeln): s. u. unter "Analtoys". Damen können sie neben der Vorbereitung für den Analsex vaginal oder rektal auch zur simultanen Selbstbefriedigung benutzen, auch, wie die Liebeskugeln, zur Stärkung des Beckenbodens.

Sexspielzeug für Männer

  • Masturbatoren sind Sextoys zur Selbstbefriedigung. Die unterschiedlichen Toys haben ein Loch, in das der Penis hineingesteckt wird. Durch Auf- und Abbewegungen entsteht Reibung, die durch die besonderen Innenstrukturen zu starken Orgasmen führen. Wie die Vibratoren der Frauenwelt gibt es viele Varianten stimulierender Oberflächen, die das Gefühl geben, möglichst real einen Blowjob oder einen Vaginalverkehr zu genießen. Die meisten verfügen über viele unterschiedliche Vibrationsmodi. Einige erzeugen luftinduziert einen Unterdruck, andere können mithilfe künstlicher Intelligenz eine Gefühlsvariabilität wie in der Realität vermitteln.
    • Masturbatoren aus Silikon: angenehmes Gefühl, umschließt eng den Penis, besonders gefühlsechte Innenstrukturen, ideal als Reisebegleiter
    • Masturbatoren mit Vibration: Ahmen das Gefühl des Blowjobs und Sexes nach. Verschiedene Reize: Vibration, Luftdruck, Rotation, pulsierende Bewegungen sorgen für intensive Orgasmen. Masturbatoren mit Temperaturfunktion fühlen sich besonders realistisch an.
  • Fleshlights (Blowjob-Masturbatoren, Taschenmuschis): Sie sind entweder tonnenförmig wie eine Taschenlampe oder besitzen die Form eines Mundes mit großen Lippen. Sie sind besonders gefühlsecht durch unterschiedliche innere Strukturen wie Noppen, Rillen oder Wellen. Die Öffnungen schmiegen sich angenehm eng um den Schaft. Durch Druck und Saugen wird ein möglichst realer Blowjob imitiert. Manche haben sogar eine bewegliche Zunge im Inneren.
  • Penisringe: Ringe aus Silikon, Metall oder Leder, die zu einem Blutstau im Penis führen, gefolgt von einer schnellen und harten Erektion. Außerdem führt es zu einer Verzögerung der Ejakulation.
    • Penisringe ohne Vibration: Stimulation des Penis und/oder des Hodens, leichte Stauung des Blutstromes, der den Penis praller und empfindlicher macht. Verzögerung der Ejakulation.
    • Penisringe mit Vibration: wie Penisringe ohne Vibration, aber zusätzlich noch Stimulation des Dammes und beim Sex auch der Klitoris
    • Penisring-Vibratoren mit Hodenvibration: neben dem Penisring besitzt dieses Toy auch zwei Hodenschalen
    • Penisringe mit Klitorisstimulator: zur gleichzeitigen Stimulation der Klitoris
  • Penispumpen: Vergrößerung des Penis durch Unterdruck. Dadurch entstehende intensive Orgasmen und ein stärkeres Stehvermögen. Sie eignen sich besonders zur Verbesserung der Erektionsfähigkeit oder als Sextoy für erotische Spiele.
  • Analtoys (Analplugs, Butt Plugs, Analstöpsel): Der Anus hat besonders viele, sehr sensible Nervenenden, die bei Massage ein sehr angenehmes Gefühl induzieren. Wenn gleichzeitig der sogenannte P-Punkt, die Prostata, stimuliert wird, entstehen besonders intensive Orgasmen. Analplugs dienen der Vorbereitung auf den Analverkehr, sexueller Stimulation und analer Masturbation sowie ergänzender Stimulation beim Vaginalverkehr.
    • Vibro Plugs: Es entsteht eine Vibrationsfunktion durch Kugeln in einem Hohlraum oder durch einen Motor. Es gibt Modelle, die Bewegungen und Stöße ausüben können. Sehr intensive Orgasmen.
    • Tail Plugs: Am Ende des Plugs ist ein Tierschwanz (Hund, Katze, Fuchs, Pferd, Hase) angebracht. Es gehört zu den Sexualpraktiken des BDSM beim Petplay (Animal Play, Zoomimik), bei dem mindestens ein Partner die Rolle eines Tieres spielt.
    • P Plugs/Prostata Plugs: besonders gebogene Form des Plugs, das speziell der Prostatastimulation dient, meist mit Vibrator
    • Pump Plugs/Ballon Plugs: aufblasbare Plugs, um eine bessere Dehnung zu induzieren
    • Tunnel Plugs: haben in der Mitte ein durchgehendes Loch, durch das Gegenstände oder Flüssigkeit eingeführt werden können
    • Spreiz Plaques/Anker Plugs: Sie enthalten einen geteilten Schaft, durch den ein erhöhter Druck auf den Anus ausgeübt wird (Gefühl der Ausgefülltheit). Beim Einführen muss der geteilte Schaft zusammengedrückt werden.
    • Analketten (Analkugeln): Sie enthalten eine unterschiedliche Anzahl (6-10) sowie verschiedene Größen und Farben der Kugeln mit einem Ring zum Herausziehen. Er verhindert auch ein Verschwinden im Darm. Länge: 15-27 cm oder mehr. Materialien: Silikon, Edelstahl, Glas. Sie dienen der Prostatamassage bei der Masturbation sowie der Vordehnung zum Analverkehr. Auch mit Vibratoren. Besonders ist das Gefühl beim Herausziehen während des Geschlechtsverkehrs, der Masturbation oder kurz vor dem Orgasmus.
  • Prostatavibratoren: Prostatavibratoren sind anders als Analplugs gebogen, damit die Spitze mithilfe der Vibrationen die Prostata intensiv stimulieren. Dies führt zu besonders starken Orgasmen.

Sexspielzeug für Paare

Paartoys sind so konzipiert, dass sie die Klitoris (Kitzler), Vulva (äußere, primäre Geschlechtsorgane der Frau), Vagina (Scheide), den Penis und zum Teil auch den Hoden stimulieren und dass sie beim gemeinsamen Sex getragen werden können und beide Partner stimulieren. Sie werden entweder um den Penis getragen (Penisringe) oder in die Vagina appliziert. Die Anwendung geschieht entweder manuell, per Fernbedienung oder mittels einer App.

App-gesteuerte Vibratoren: Sie können ferngesteuert auch über große Distanzen der Partner sich gegenseitig oral, vaginal, anal oder penil erregen.

Vibro-Eier (Vivokugeln, Yogieier s. o.): per Fernbedienung kann man dem Partner, der Partnerin, der Trägerin z. B. im Büro im, Café jederzeit und in jeder Lebenslage Lust bereiten.

Analtoys (Analplugs): Sie können beim vaginalen Sex oder Sex von beiden Partnern auch mit Vibratoren getragen werden und machen die Vagina potentiell enger.

Analketten: sind für beide Partner auch beim Paarsex luststeigernd, meist benutzt beim Vorspiel

Fingervibratoren (siehe oben): Sie können auch beim gemeinsamen Sex luststeigernd klitoral, vaginal oder anal eingesetzt werden.

Kombination Zunge-Lecken und Penisring-Vibratoren: Sie stimulieren gleichzeitig Klitoris, Vagina, Penis und Hoden. Können auch zur Brustwarzenstimulation angewendet werden.

Doppeldildos: Können neben dem Sologebrauch, z. B. vaginal oder anal (s. o.), auch für den Partner-Sex gut verwendet werden. Sie sind in aller Regel mit Vibratoren versehen.

Strap-on Toys: Diese Umschnalldildos geben Partnern ohne Penis das Gefühl der Penetration, vaginal oder anal. Ausstattungen mit einem kurzen und einem langen Penis, mit je einem Vibrator, erlauben der penetrierenden Frau gleichzeitig eine klitorale und vaginale Luststeigerung.

Zunge-Lecken Vibratoren: siehe oben Frauen

Massagegeräte: Dienen meist als Vorspiel und können entspannender als eine manuelle Massage sein.

Sexspielzeug unter medizinischen Aspekten

Auf eine detaillierte Darstellung dieses Aspektes, obwohl wichtig, soll hier nicht eingegangen werden, da es den Rahmen der Sexspielzeuge sprengen würde.

Medizinische Geräte zum Einsatz sexueller Dysfunktion haben zwar eine lange Tradition, sie sind aber dennoch schlecht untersucht [8] und werden selten angewendet, so z. B. Erektionshilfen beim Mann oder vaginale Dilatatoren zur Dehnung der Vagina bei Stenosen (Verengungen), Elektrostimulation oder Tragen von unterschiedlichen Gewichten (Konen) bei Beckenbodeninsuffizienz. Es liegt deshalb nahe, Sextoys auch zur Therapie bei sexuellen Dysfunktionen einzusetzen. Es gibt einige wenige Geräte, die von der FDA zum medizinischen Gebrauch zugelassen sind, andere wurden und werden in Zusammenarbeit mit Interessengemeinschaften für Menschen mit Behinderungen entwickelt [5, 8, 9, 10, 11].

Die häufigsten Indikationen sind:

  • für die Frau: Beckenbodeninsuffizienz (Beckenbodenschwäche), Dyspareunie (Schmerzen beim Verkehr), Harninkontinenz (Blasenschwäche), Vaginalstenosen (Scheidensverengung), Orgasmusstörungen, Rückenmarksverletzungen (z. B. Querschnittslähmung, Multiple Sklerose (MS), Verletzungen des Rückenmarks), diabetische Neuropathie (Schädigung der Nerven des peripheren Nervensystems infolge von Diabetes mellitus), Zustand nach Tumoroperationen im Bereich des Genitales, Zustand nach Chemotherapie und evtl. Radiatio (Strahlentherapie) des kleinen Beckens, eingeschränkte Beweglichkeit (z. B. Rollstuhl)
    • Hilfsmittel: Dildos, Vibratoren, Vibro-Eier, Hilfsmittel zur Positionierung bei Frauen mit eingeschränkter Mobilität [8, 9, 10]
  • für den Mann: Erektile Dysfunktion (Erektionsstörungen), Klimakturie (Harninkontinenz während der sexuellen Aktivität), Ejakulationsprobleme, Rückenmarksverletzungen (z. B. Querschnittslähmung, Multiple Sklerose, Verletzungen des Rückenmarks), diabetische Neuropathie, Zustand nach Prostatakarzinom (Prostatakrebs)
    • Hilfsmittel: Penisringe (zum Teil spezielle), Umschnalldildos, Vibratoren, Vakuumgeräte (zum Teil speziell mit elastischem Band zum Einschnüren der Penisbasis, nach Entfernen des Vakuumgerätes); Hilfsmittel zur Positionierung bei Personen mit eingeschränkter Mobilität [8, 9, 11]

Sexspielzeug elektronisch

Cyberdildonics/Teledonics

Seit etwa 2010 werden computergesteuerte Sexspielzeuge (Smart Toys) immer beliebter. Eine zunehmende Menge von Sexspielzeugen kann heute computergestützt agieren. Sie besitzen z. B. USB-, WLAN-, Bluetooth-, Cloud-Schnittstellen. Zum Teil lassen sie sich auch durch ein Computerprogramm, eine mobile App, über das Internet oder das Smartphone steuern, fernsteuern oder programmieren. Sie können über Spracherkennung, Bilderkennung oder eine Webcam kommunizieren. Auch Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt die Benutzung und die Kommunikation mit Partnern bis hin zur virtuellen Realität (VR) und Robotik. Für viele Fernbeziehungen war dies gerade in Coronazeiten häufig die einzige Möglichkeit der sexuellen Intimität. Aber auch in der Öffentlichkeit, z. B. am Arbeitsplatz oder im Restaurant, kann dies eine willkommene Möglichkeit sein, sich gegenseitig zu reizen (z. B. Vibro-Eier, s. o.).

Es gibt auch die Möglichkeit, über das Internet einen oder mehrere Telegeschlechtspartner mittels eines Computernetzwerkremotes zu finden, um Intimität auf Distanz zu erleben (Safer Sex) und sich über Web-Cams gegenseitig zu sehen bzw. virtuell Sex mittels VR-Brillen und Zusatzapps zu haben. Dabei wird der Telegeschlechtspartner mittels Sextoys virtuell fast naturgetreu befriedigt. Problematisch könnte sein, dass diese virtuellen Räume nicht genügend geschützt sind.

Sexmaschinen (Fickmaschinen, fucking machine)

Sexmaschinen enthalten eine Mechanik mit einem rotierenden oder sich hin und her bewegenden Antrieb, gekoppelt mit einem Stab, an dessen Ende ein Dildo, Vibrator oder Masturbator befestigt werden kann. Zum Teil sind Maschinen mit der Kombination aller Möglichkeiten im Handel. Mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten (z. B. 0-350 Mal/Minute), unterschiedlichen Schubtiefen und Intensitäten wird er bei Männern, Frauen und Paaren vaginal, anal und auch oral angewendet. Mit Saugknöpfen werden die Sexmaschinen fixiert, bei unterschiedlichen Winkeleinstellungsmöglichkeiten (0-90 Grad), um Bewegungsfreiheit zu haben. Sie lassen sich über Apps und über das Internet fernsteuern. Beliebt ist die Anwendung im BDSM (Bondage Dominance Sadism Masochism).

Sexpuppen

Sexpuppen sind aufblasbare Gummipuppen oder lebensgroße Nachbildungen (Real Dolls), meist von Frauen, aber auch von Männern, die der Selbstbefriedigung mit entsprechenden Öffnungen (sog. Liebesöffnungen) dienen. Luxuspuppen fühlen sich realistisch, also hautähnlich an. Sie sind zum Teil beweglich, manche können Atmung und Orgasmus imitieren.

Sexroboter

Sexroboter sind weiterentwickelte Real Dolls mit Elektronik und KI. Sie besitzen Möglichkeiten wie Siri oder Alexa. Zurzeit sind fast nur weibliche Sexroboter im Handel (die wenigen männlichen sind nur für männliche Bedürfnisse ausgelegt). Sie können sich bewegen, neben dem Körper auch den Kopf und die Augen, lassen sich in jede gewünschte Stellung bringen, sind berührungsempfindlich durch Touch Sensoren (Stöhngeräusche), können Emotionen simulieren und eine normale menschliche Körpertemperatur erzeugen. Über eine internetgekoppelte Datenbank sind Unterhaltung, Singen und Geschichtenerzählen möglich (Lernfunktion inklusive). Derzeit sind sie mit Fähigkeiten aus männlicher Sicht ausgestattet mit vermeintlich weiblichen Fähigkeiten wie z. B. liebevoll, sinnlich, gesprächig und hilfsbereit. Sie können auch einen Orgasmus simulieren. Zumindest theoretisch besteht die Möglichkeit (Gefahr), mit einem Sexroboter wie mit einem Menschen zusammenzuleben, ihn zu lieben – ein ethisches Problem?!. Andererseits kann man nach dem Gebrauch die Luft ablassen, den Kopf abnehmen und den Rest des Körpers an einem Haken aufhängen – makaber?! [12]

In Zukunft sind Bordelle mit Sex-Robotern geplant.

Diese Entwicklung der Sexroboter steht gesellschaftlich wegen der Gefahr einer Entmenschlichung der Sexualität, des Verlernens der durch Liebe gesteuerten, romantischen und erfüllten Sexualität unter hoher Kritik. Sie wird im Extremfall durch einen Roboter ersetzt. Nicht alles, was technisch möglich ist, ist sinnvoll und menschlich.

Gesundheit

Anwendung

Gleitmittel: Der Gebrauch von jedem Sextoy setzt den großzügigen Gebrauch von Gleitgel voraus. Sextoys aus Silikon dürfen ausschließlich mit Gleitgel auf Wasserbasis benutzt werden. Gleitgele auf Silikonbasis können zur Schädigung des Toys führen. Welches Gleitmittel für spezielle Sextoys verwendet werden soll, ist in der Gebrauchsanweisung angegeben.

Reinigung

Um Infektionen vorzubeugen und bei künftigem Gebrauch zu vermeiden, muss das Sexspielzeug nach jedem Benutzen gereinigt werden, da es mit Bakterien, Viren und Pilzen, beim analen Gebrauch auch mit sichtbaren und unsichtbaren Kotresten bzw. Blut kontaminiert sein könnte. Die Reinigung kann je nach Material unterschiedlich sein und ist, der Gebrauchsanweisung zu entnehmen.

Im Allgemeinen ist die Reinigung mit warmem, fließendem Wasser und handelsüblicher Seife oder Spülmittel ausreichend. Auf Duftstoffe sollte man verzichten, da sie allergen sein könnten. Desinfektionsmittel oder scharfe bzw. alkoholhaltige Reinigungsmittel sind verboten, da sie das Material beschädigen und beim nächsten Gebrauch zu Gesundheitsschäden führen können. Besonders zu beachten sind Vertiefungen oder Rillen in den Sextoys. Poröse Materialien, Spielzeuge aus Latex oder Gummi und solche mit nicht wasserdichten Vibratoren sollten lediglich mit einem warmen, feuchten, mit Seife versehenen, Waschlappen oder Tuch abgewischt werden. Allerdings sind heute die meisten Sexspielzeuge wasserdicht. Am sichersten ist die Anwendung von speziellen antibakteriellen Reinigungsmitteln bzw. speziellen Hygiene-Sprays (Toy Cleaner), die in der Gebrauchsanweisung angegeben oder im Internet oder Erotik Stores erhältlich sind.

Zum Abtrocknen ein nicht benutztes Handtuch verwenden, an der Luft trocknen lassen und in den meist mitgelieferten Behältern/Boxen/Beuteln aufbewahren. Lagerung am besten kühl, trocken und an einem dunklen Ort und einzeln in den Boxen bzw. Beuteln, da sich einige Hightech-Materialien untereinander evtl. nicht vertragen.

Hinweis: Zur Vorsicht, vor dem nächsten Einsatz erneut reinigen.

Gefahren

Infektionen: Sextoys können bei falscher Hygiene, besonders bei Frauen, zu bakteriellen, viralen oder Pilzinfektionen der Scheide, der Blase und auch des äußeren Genitales führen. Bei Verwendung mit anderen Personen ist auch die Übertragung von Geschlechtskrankheiten möglich. Vorsicht ist bei gleichzeitiger oder anschließender Verwendung eines Sextoys von anal nach vaginal geboten (Reinigung ist Pflicht). Der Darm enthält besonders viele Bakterien, die zu schweren Infektionen im Vaginalbereich und der Blase führen können, auch wenn keine Verunreinigung sichtbar ist. Blutspuren (meist unsichtbar) können zu gefährlichen Infektionskrankheiten führen.

Prophylaxe: Die beste Prophylaxe ist der Gebrauch von Kondomen, wie beim Geschlechtsverkehr, so auch bei der Verwendung von Sextoys, vor allem, wenn sie mit verschiedenen Geschlechtspartnern oder anal bzw. vaginal verwendet werden.

Schadstoffe: Es gibt keine gesetzliche Regelung für eine Schadstoff-Belastungsgrenze in Sextoys. Schadstoffe können deshalb besonders gefährlich sein, weil der Kontakt mit den gut durchbluteten Schleimhäuten die Aufnahme sehr erleichtert. In Ermangelung von Grenzwerten wurden deshalb bei Untersuchungen allgemeingültige Grenzwerte oder Vorgaben für andere Produktgruppen, z. B. Kinderspielzeuge, verwendet. Nachgewiesen wurden polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PKK) oder Chlorparaffine, die als krebserregend gelten und der Weichmacher DEKP, der die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann. Daneben wurde Phenol nachgewiesen, das im Verdacht steht, genetische Defekte zu induzieren und Nickel, das Allergien auslösen kann. Die Schadstoffbelastung ist nach diesen Testen Produkt- und Preis-unabhängig. Allerdings wurden in diesen Untersuchungen die meisten Sextoys als sehr positiv bewertet [13]. Viele Hersteller machen inzwischen auch Angaben zu Produktinhalten.

Literatur

  1. Umfrage unter Frauen zur Häufigkeit der Verwendung von Sexspielzeug 2017. https://de.statista.com/prognosen/742655/umfrage-unter-frauen-zur-haeufigkeit-der-verwendung-von-sexspielzeug
  2. Durex veröffentlicht neue Studie zum Sexleben der Deutschen. 2016. https://www.presseportal.de/pm/75025/3253390
  3. Die Deutschen und Sexspielzeug: Dildo statt Peitsche. https://yougov.de/news/2016/12/05/dildo-statt-peitsche/
  4. Sex Toys Industry 2020-Global Market Research, Analysis, Consumption, Segmentation, Demand, Size, Growth and Forecast 2026 https://www.newsmaker.com.au/news/377306/sex-toys-industry-2020-global-market-research-analysis-consumption-segmentation-demand-size-growth-and-forecast-2026#.Yy17CKTP3cs
  5. Döring N: Sex Toys. https://www.nicola-doering.de/wp-content/uploads/2020/11/Doering2021_Sex_Toys.pdf
  6. Liebermann H, Schatzberg E: A Failure of Academic Quality Control: The Technology of Orgasm. Journal of Positive Sexuality, Vol. 4, No. 2, August 2018, 24-47
  7. Sexuelle Revolution: https://de.wikipedia.org/wiki/Sexuelle_Revolution#Die_Kinsey-Reports
  8. Dewitte M, Reisman Y: Clinical use and implications of sexual devices and sexually explicit media. Nat Rev Urol. 2021 Jun;18(6): 359-377. doi: 10.1038/s41585-021-00456-2
  9. Rullo JE, Lorenz T, Ziegelmann MJ et al.: Genital vibration for sexual function and enhancement: a review of evidence. Sex Relation Ther. 2018; 33 (3): 263-274. doi: 10.1080/14681994.2017.1419557
  10. Rubin ES, Deshpande NA, Vasquez PJ, Kellogg Spadt S: Clinical Reference Guide on Sexual Devices for Obstetrician-Gynecologists. Obstet Gynecol. 2019 Jun;133(6):1259-1268. doi: 10.1097/AOG.0000000000003262
  11. Miranda EP, Taniguchi H, Cao DL et al.: Sexual Dysfunction: A Review. J Sex Med. 2019 Jun; 16(6): 767-780. doi: 10.1016/j.jsxm.2019.03.265
  12. Forscherin über Sexroboter: „Robotik hat viel mehr Potenzial“ https://taz.de/Forscherin-ueber-Sexroboter/!5817208/
  13. Sexspielzeug mit Schadstoff belastet. https://www.spiegel.de › Gesundheit › Sex & Partnerschaft