Menstruationshygiene

Die Menstruation und die damit zusammenhängenden Themen und Verhaltensweisen sind auch heute noch für viele Mädchen und Frauen ein Tabuthema und häufig mit Scham besetzt. Das zeigt eine repräsentative Umfrage unter 1.014 Frauen zwischen 15 und 49 Jahren, die 2019 in Deutschland durchgeführt wurde [1].

Die wichtigsten Ergebnisse dieser Umfrage sind:

  • 50 % der Frauen fühlen sich in Gesprächen über das Thema Menstruation unwohl.
  • 10 % empfinden den Kauf von Menstruationshygieneprodukten als unangenehm.
  • 96 % kaufen Einwegprodukte.

Gleichzeitig besteht jedoch, besonders bei jungen Frauen, ein bemerkenswerter Wandel zur Enttabuisierung, der auch von der Industrie wahrgenommen wird und erkennbar ist an den umfangreichen und hell erleuchteten Regalen mit Menstruationshygienemitteln in Supermärkten und Drogerien. Zu betonen ist auch das zunehmende Interesse an alternativen Methoden zu Tampons und Binden, um das Thema Nachhaltigkeit zu bedienen, also müllfrei oder möglichst müllfrei zu menstruieren.

Entsprechende Daten der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2017 zeigen, dass 26 % der Weltbevölkerung im menstruationsfähigen Alter sind. Im Durchschnitt menstruiert jede dieser Frauen etwa 65 Tage im Jahr [2]. Daraus wird ersichtlich, welches wirtschaftliche Potential die Menstruationshygiene bzw. die Menstruationshygieneprodukte haben. Im Durchschnitt verbraucht eine menstruierende Frau in ihrem Leben 10.000-17.000 Monatshygieneprodukte. Das sind weltweit im Jahr > 45 Milliarden Tampons, Binden und Slipeinlagen, die im Müll landen.

Menstruation und Menstruationshygiene haben eine hohe Priorität bei jungen Mädchen. 75 % aller weiblichen Jugendlichen suchen nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erstmals wegen Menstruation und Menstruationshygiene eine gynäkologische Praxis auf. Dysmenorrhoe (Regelschmerzen), Verhütung gefolgt von Amenorrhoe (keine Menstruationsblutung seit > 90 Tagen), Menorrhagie (Blutung verlängert (> 6 Tage) und zudem verstärkt) und Zyklusunregelmäßigkeiten sind die häufigsten Fragestellungen bei jungen Mädchen [3].

Menstruationshygiene – Methoden

Es gibt folgende Möglichkeiten:

  • Extravaginale Methoden
  • Intravaginale Methoden
  • Verzicht auf beides – Motto: Free Bleeding

Extravaginale Methoden zur Menstruationshygiene

  • Kommerzielle Binden
    • Binden werden industriell hergestellt und bestehen in vielen Ländern aus einem Gemisch von etwa 50 % Zellstoff, ca. 40 % Kunststoffen und Superabsorbern sowie etwa 10 % Kleber und Abziehstreifen. In ärmeren Ländern, z. B. Indien, werden Binden auch aus Bambus, Bananenfasern oder Wasserhyazinthen hergestellt (besonders in ländlichen Gebieten). Sie sind kostengünstiger und leichter zu entsorgen [4].
    • Binden bestehen aus drei oder vier Lagen:
      • Innere Lage: Zellulose, Baumwolle, synthetische Fasern, deren Aufgabe es ist, die Haut trocken zu halten
      • Mittlere Lage: leitet das Blut zum inneren Kern, dessen Aufgabe es ist, das Blut zu binden; dieser sog. Saugkern kann bestehen aus:
        • Zellstoff: Maxi-Binden oder
        • Superabsorber-Kügelchen (Plastikkügelchen (Polyacrylat) (Mikroplastik) < 5 mm): Ultra-Binden
      • Äußere Lage: wasserdichte Schicht mit einem Klebestreifen
    • Binden können enthalten:
      • meist halogenorganische Verbindungen, die das Vergilben verhindern und die Saugfähigkeit stärken; sie sind potentiell allergen
      • gelegentlich Duft- oder geruchsabsorbierende Stoffe
    • Die genaue Zusammensetzung ist meist nicht bekannt, da es in der EU keine Gesetze zur genauen Angabe von Materialien und Inhaltsstoffen gibt.
  • Bio-Binden
    • Sie werden aus Biobaumwolle und Zellstoff ohne Superabsorber in den inneren Schichten hergestellt. Die äußere Schicht ist undurchlässig für Feuchtigkeit und enthält einen Klebestreifen wie kommerzielle Binden. Bio-Kunststoff soll zu 100 % biologisch abbaubar und kompostierbar sein (Definitionsproblematik [5]).
  • Wiederverwendbare Binden
    • Sie werden aus Biobaumwolle hergestellt. Manche Stoffbinden können sogenannte Pul-Stoffe (Polyurethanlaminat) enthalten, bestehend aus Mikrofasern, mit wasserdichtem, atmungsaktivem Polyurethan laminiert. Polyurethan ist ein Erdölprodukt, das für medizinische Zwecke konzipiert und nicht gesundheitsschädlich ist. Sie können bei 60-95 °C gewaschen werden, sind zum Teil über viele Jahre anwendbar und deshalb aus nachhaltiger Sicht anderen Binden überlegen.
  • Slipeinlagen
    • Slipeinlagen sind dünn (2-3 mm), haben eine geringe Saugstärke und werden ergänzend zu Tampons, bei geringer Menstruation oder zum Schutz der Kleidung getragen.
    • Wie Binden können sie bestehen aus:
      • Zellulose, Baumwolle, synthetischen Fasern, Kunststoffen
      • Biobaumwolle und Zellstoff, mit oder ohne Kunststoffe
      • wiederverwendbarer, waschbarer Biobaumwolle, mit oder ohne Hanf (besonders saugfähig)
  • Menstruationsunterwäsche (Periodenunterwäsche/Periodenslips/Periodenhöschen/Monatshöschen/period pant/period panty)
    • Menstruationsunterwäsche wird beworben als die 0-Abfall-Alternative zu konventionellen Methoden, für die eine Frau durchschnittlich 300-400 € pro Jahr ausgibt.
    • Der Aufbau besteht je nach Hersteller aus 3-4 Lagen mit unterschiedlichen Inhalten:
      • 1. Innerste Lage, Innenfutter: Feuchtigkeitsweiterleitung/Absorptionsschicht
        • bestehend z. B. aus Baumwolle, Biobaumwolle, Bambus, Merinowolle – für ein angenehmes, weiches Tragegefühl
        • z. T. kombiniert mit:
          • Kunststoffasern z. B. Elasthan (elastische, synthetische Faser aus Polyester mit einem hohen Anteil an Polyurethan)
          • bakterienhemmende Substanzen, z. B. Silberchlorid
        • Eigenschaften: flüssigkeitsaufnehmend, weich, atmungsaktiv, hautfreundlich, elastisch, dehnbar, formbeständig, antibakteriell, geruchshemmend
      • 2. Lage: Feuchtigkeitsaufnahme, Saugschicht
        • sehr zentrale Bedeutung, da sie das absorbierte Blut aufnimmt
        • Saugfähigkeit: 3-4-6 Tampons
        • bestehend aus z. B.:
          • Bambusfasern, Lyocell (Zellulosefaser) – beide haben eine hohe Saugfähigkeit
          • meist kombiniert mit synthetischen Kunststoffasern, z. B. TPU (thermoplastisches Polyurethan), Polyester, Polyamide (Nylon)
        • Eigenschaften: Absorption von Blut, antibakteriell
      • 3. Lage: Schutzmembran, Auslaufschutz
        • atmungsaktiv, flüssigkeitsundurchlässige Schicht
        • bestehend aus z. B.:
          • synthetischen Kunstfasern: TPU, Polyester, Polyamide, gelegentlich gemischt mit Baumwolle
      • 4. Lage: Oberstoff, Obermaterial, äußere Schicht
        • hautfreundlich, atmungsaktiv, weich, hoher Tragekomfort
        • bestehend aus z. B.:
          • Baumwolle, Biobaumwolle, Viskose
          • z. T kombiniert mit Elasthan (elastische, synthetische Fasern aus Polyester mit einem hohen Anteil an Polyurethan), Nylon (Polyamidfaser)
    • Lage 2 und Lage 3 sind bei manchen Herstellern als eine Schicht, auf Kosten der Saugfähigkeit, konzipiert und sind deshalb eher nur für eine leichte Blutung geeignet.
    • Es gibt eine große Auswahl unterschiedlicher, attraktiver Ausführungen und Eigenschaften. Diese sind:
      • feuchtigkeitsundurchlässig
      • waschbar
      • wiederverwendbar
      • Aufnahme von bis zu 3-4-6 Tampons möglich
      • Alternative zu Binden
      • Ergänzung zusätzlich zu Binden, Tampons, Menstruationsschwamm, Menstruationstasse
      • verhindert Unterwäscheflecken, sodass keine Binden oder Slipeinlagen, z. B. beim Sport, notwendig sind
      • Möglichkeit auch außerhalb der Periode Schweiß und Ausfluss aufzunehmen
      • Reinigung: kalt und von Hand waschen, anschließend mit der Maschine bei 30-40-(60) °C, kein Weichspüler, kein Bleichen, kein Bügeln, lufttrocknen
    • Bei der Auswahl wird, je nach Hersteller, auf das OEKO-TEX-Siegel – Verzicht auf antibakterielle Substanzen, wie z. B. Silberionen unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit – hingewiesen. Im Internet findet man verschiedene Vergleichsportale.

Intravaginale Methoden der Menstruationshygiene

  • Kommerzielle Tampons
    • Sie bestehen aus:
      • sehr saugfähigen Baumwollfasern und/oder Viskosefasern (Zellwolle, Ryan), armiert mit einem Rückholbändchen, mit oder ohne einen Applikator
      • sie enthalten, im Gegensatz zu Binden und Slipeinlagen, meist kein oder wenig Plastik
      • Gelegentlich werden Tampons mit einer Kunststoffschicht umhüllt, um das Einführen zu erleichtern. Diese besteht meist aus einem Gemisch aus Polyethylen, Polypropylen und Polyester.
      • Das Rückholbändchen kann aus Baumwollfasern oder Plastik (Polyester) bestehen.
      • in der Regel frei von chemischen Zusätzen oder Duftstoffen
    • Die Hersteller verbessern ihre Qualität laufend. Die Angabe von Herstellung und Inhaltsstoffen sind nicht gesetzlich geregelt. Die Saugstärke, die in Tröpfchen angegeben wird, ist in Europa normiert. Auf dem Markt sind verschiedene Größen und Absorptionsstärken.
  • Bio-Tampons
    • Die von den Herstellern verwendete Baumwolle besteht zu 100 % aus zertifizierter Bio-Baumwolle. Sie wird ohne Zusatz von Chemikalien und Pestiziden und ohne Plastik in der Umhüllung oder den Rückholbändchen produziert.
  • Wiederverwendbare Tampons
    • Sie sind eine nachhaltige, plastikfreie Alternative zu kommerziellen Tampons und Binden.
    • Sie bestehen aus 100 % ökologischer Baumwolle ohne Zusätze in verschiedenen Größen.
    • Sie können nach dem Waschen wie Stoffbinden und Menstruationstassen wiederverwendet werden.
    • Unabhängig von den nachhaltigen Aspekten sollen sie sich nach wenigen Monatszyklen bezahlt gemacht haben.
    • Gegebenenfalls sind sie zertifiziert nach Standard 100 by OEKO-TEX®.
    • Hinweise
      • Die Anforderungen sollten den EU-Richtlinien über die allgemeine Produktsicherheit und des Europäischen EDANA Tampon Code of Practice for tampons placed in the European market entsprechen [6].
      • Viele Hersteller unterziehen sich auch einer Zertifizierung nach Standard 100 by OEKO-TEX®, einem unabhängigen, weltweit tätigen Institut zur Prüfung auf Schadstoffe für textile Produkte [7].
  • Menstruationsschwamm/Softtampon
    • Menstruationsschwämme bzw. -schwämmchen sind entweder Natur- oder Industrieprodukte. Die Anwendung erfolgt wie ein Tampon. Nach dem Einführen passen sie sich individuell der Anatomie an. Sie sind nicht zu spüren.
      • Naturprodukt
      • hautverträglich, schleimhautschonend, kein Austrocknen der Scheide
      • Liegedauer 4-6-(8) Stunden
      • wiederverwendbar
        • während der Periode, nach Auswaschen mit kaltem Wasser
        • über viele Zyklen (bis zu einem Jahr)
      • Reinigen mit kaltem Wasser, einige Stunden in Essigwasser einlegen und lufttrocknen
      • biologisch abbaubar
      • Entsorgung im Hausmüll umwickelt mit einem Tuch, um Infektionen zu vermeiden
  • Softtampon
    • Wegen des fehlenden Fadens kann der Softtampon auch beim Sport, in der Sauna, beim Schwimmen oder während des Geschlechtsverkehrs getragen werden.
    • Nach dem Verkehr oder dem Schwimmen sollte der Softtampon sofort gewechselt werden.
    • Material: 100 % Polyurethan Schaumstoff,
      • mit hoher Saugstärke
      • ohne Schadstoffe
      • herz- oder wölkchenform
      • kein Rückholbändchen
    • entfernen über eine integrierte Rückhollasche oder durch Greifen mit Daumen und Zeigefinger
    • hautverträglich, schleimhautschonend, kein Austrocknen der Scheide
    • Liegedauer 4-6-(8) Stunden
    • Einmalmaterial – Mehrfachgebrauch kann zu Infektionen führen
    • biologisch nicht abbaubar
    • Entsorgung über Hausmüll, nicht über die Toilette
    • meist zertifiziertes Material gemäß Standard 100 by Oeko-Tex® [7]
    • Da der Softtampon kein Rückholbändchen hat, sondern über eine integrierte Lasche herausgezogen wird, kann es gelegentlich zu Entfernungsproblemen kommen.
    • Tipp: Entfernen in tiefer Hocke oder liegend mit angezogenen Beinen unter Pressen der Beckenbodenmuskulatur nach unten.
  • Menstruationstasse/Menstruations-Cup /Mens Cup
    • Erste Patente für eine Menstruationstasse stammen aus den Jahren 1932 (Daintette) und 1937 (Chalmers) [8, 9, 10]. Der Daintette-Cup wurde allerdings schon seit den 1920er-Jahren vertrieben. Er hatte sich damals nicht durchsetzen können, möglicherweise weil 1936 die ersten Tampons auf den Markt kamen. Erst in jüngerer Zeit, etwa ab Ende der 1980er-Jahre, haben sich Menstruationstassen besonders bei Jugendlichen unter ökologischen Gesichtspunkten und Nachhaltigkeit zu einem absoluten Trend entwickelt.
    • Menstruationstassen bestehen heute:
      • in erster Linie aus medizinischem Silikon, das im Gegensatz zu anderen Silikonarten medizinisch unbedenklich, weich, flexibel, hypoallergen, hautfreundlich, toxinfrei ist.
      • seltener aus für medizinische Zwecke zugelassenen und speziell entwickelten thermoplastischem Elastomeren (TPE; Kunststoffe, die sich bei Körpertemperatur plastisch verformen und sich deshalb der Anatomie der Vagina gut anpassen). Anders als Silikon lösen sie keine Allergien aus.
    • Grundstoffe wie Gummi oder Latex scheinen derzeit nicht mehr relevant zu sein.
    • Es gibt heute >10 Anbieter mit verschiedenen Formen und Entfernungshilfen:
      • Kegelform, Glockenform, Tonnenform, ergonomische Form
      • mit Entfernungsstiel, Entfernungsring, Entfernungsschlaufe, Entfernungsleiter
      • oder ohne Entfernungshilfe
    • Anwendung
      • Die Tassenöffnung muss vor dem Einführen gefaltet werden. Es gibt verschiedene Falttechniken, die in der Gebrauchsanweisung angegeben werden.
      • Die Applikation erfordert einige Übung.
      • Nach dem Einführen entfaltet sich die Tasse, sie „ploppt“ auf.
      • Wenn man das nicht spürt, muss der Sitz durch Abtasten geprüft werden, weil sie sonst eventuell neben dem Gebärmutterhals liegt. Gegebenenfalls muss sie neu platziert werden.
      • Entnahmetechnik: Sie erfordert wie das Einsetzen etwas Übung.
        • Wichtig: Nicht ziehen, da die Tasse durch einen Unterdruck fixiert ist. Den Unterdruck durch leichtes Drücken am unteren Ende lösen und dann herausziehen.
        • Unterstützend wirkt Pressen der Beckenbodenmuskulatur nach unten mit angezogenen Beinen oder in der Hocke.
      • Reinigung:
        • Während der Menstruationsphase genügt es die entleerte Menstruationstasse mit Leitungswasser zu säubern. Danach kann sie wieder eingesetzt werden.
        • Nach der Periode sollte die Menstruationstasse für etwa 3 Minuten ausgekocht werden.
        • Lagerung in einem atmungsaktiven Behälter
        • Vor der nächsten Periode noch einmal auskochen.
      • Tragezeit:
        • problemlos und je nach Periodenstärke 6-8-12 Stunden, und damit im Allgemeinen deutlich länger als ein Tampon
        • In dieser Zeit gelingt fast immer der Wechsel in einer sicheren Intimsphäre.
        • Sie kann auch über Nacht in der Vagina verbleiben.
      • Tragedauer: bis zu 10 Jahre – Menstruationstassen sollen unter ökologischen, nachhaltigen und finanziellen Gesichtspunkten allen anderen Einmalprodukten weit überlegen sein (s. u. Zero Waste/Nachhaltigkeit)
      • Trageoption:
        • problemloses Tragen beim Sport, beim Schwimmen, in der Sauna
        • Es gibt Menstruationstassen, die auch beim Verkehr verbleiben können.
    • Softcup
      • Sie ist eine Sonderform der Menstruationstasse, auch als Menstruationsscheibe, Cup oder Flex Disk bezeichnet. Es ist ein Plastikring, der mit einer sehr dünnen, flexiblen Folie überzogen ist. Sie wird gefaltet eingeführt und legt sich automatisch vor den Muttermund. Geworben wird mit einem extra flachen Design, dünn wie ein Blütenblatt und ideal für Tanz, Yoga, Schwimmen, Schlafen, Sex. Es gibt nur wenige Anbieter. Softcups bestehen aus medizinischem Silikon. Die Anwendung entspricht der oben besprochenen Menstruationstassen. Die Entfernung gelingt über den tastbaren Plastikring. Sie werden als Einmalartikel oder wiederverwendbar bis zu 2 Jahren angeboten.
    • Zukunft der Menstruationstasse
      • Seit einigen Jahren gibt es eine digitale Entwicklung einer Menstruationstasse. Batterie und Sensor geben an die Anwenderin Informationen über Farbe, Füllmenge bzw. wann der Wechsel angezeigt ist. Geplant sind Informationen über Gesundheitszustände z. B. Anämie, Blutzucker, Cholesterin etc. Die eingebaute Batterie erlischt nach 6 Monaten. Die Tasse kann jedoch weiterverwendet werden. Sie darf zur Reinigung nicht in die Mikrowelle und nicht gekocht werden. Beim Sicherheitscheck im Flughafen ist Alarm nicht auszuschließen. An Fortschritten wird gearbeitet [11] (siehe auch unter "Menstruationswissenschaft").

Verzicht auf beides – Motto: Free Bleeding

Free bleeding ist eine „Bewegung“ bzw. Methode, die Menstruation ohne Tampons, Binden, Menstruationstasse etc. frisch und sauber zu erleben. Es soll seinen Ursprung im Mittelalter haben, als es noch keine Hilfsmittel gab und ist seit den 1970er-Jahren eine neue Bewegung als Reaktion auf das toxische Schocksyndrom (TSS). Es beruht auf der Überlegung, dass das Blut nicht kontinuierlich, sondern in Schüben fließt. Dies kann man spüren und dann mit der Beckenbodenmuskulatur den Blutaustritt so lange zurückhalten, bis man auf der Toilette ist und das Blut entleeren kann.

Zero Waste/Nachhaltigkeit

Unter ökologischen Gesichtspunkten gewinnt die Einstellung, möglichst wenig Müll zu produzieren, auch bei der Auswahl von Produkten der Menstruationshygiene zunehmend an Bedeutung (Zero Waste-Menstruation). Geschätzt wird, dass in jedem Jahr etwa 45 Milliarden Tampons und Binden im Müll landen, zum Teil belastet mit schädlichen Chemikalien und Plastikartikeln. Unter diesen Gesichtspunkten werden insbesondere Menstruationsunterwäsche, Menstruationstasse, waschbare Stoffbinden, Stofftampons und Naturschwämme beworben. Allerdings gibt es bisher dazu nur sehr wenige Studien, sodass derzeit eine ausgewogene Beurteilung nicht möglich ist, da in manchen Studien nur Teilaspekte betrachtet werden [2].

Menstruationswissenschaft

Das auf einfache, nichtinvasive aus Menstruationstassen und Menstruationsschwämmchen gewonnene Material des Menstruationsflusses eignet sich für wissenschaftliche Untersuchungen, da sie Einblicke und Fragestellungen in die Physiologie und Pathologie der Gebärmutter bzw. menstruationsbedingter Störungen, des Mikrobioms von Gebärmutter und Vagina in den Lebenszyklen, aber auch in endokrinologische, immunologische, wahrscheinlich auch in eine Vielzahl anderer Erkrankungen ermöglichen [12]. Erste Ansätze zeigen sich in der oben dargestellten Menstruationstasse [11] und in einem Smart Tampon System [13]. Anwendungen werden bereits zur Diagnose und Therapie der Endometriose genutzt [2].

Literatur

  1. Splendid Research: Studie: Menstrual Hygiene Monitor 2019. www.splendid-research.com/studie-menstrual-hygiene
  2. Sutter N, Gnoth C: Menstruationshygiene – Bedeutung und Potenzial. gynäkologie + geburtshilfe 2021;26(4),18-23
  3. Gille G, Eder S, Mendling W: Menstruation(shygiene) und junge Mädchen – ein Update. Der Gynäkologe 2021;54:131-140. doi.org/10.1007/s00129-020-04728-7
  4. Kaur R, Kaur K, Kaur R: Menstrual Hygiene, Management, and Waste Disposal: Practices and Challenges Faced by Girls/Women of Developing Countries. Review J Environ Public Health. 2018 Feb 20;2018:1730964. doi: 10.1155/2018/1730964.
  5. WWF Deutschland: Bioplastik. Biokunststoff = umweltfreundlich? Nicht unbedingt. www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/bioenergie/bioplastik
  6. Edana Code of Practice for tampons placed on the European market. Version 3: September 2020. www.edana.org/docs/default-source/absorbent-hygiene-products/tampons-code-of-practice-(english).pdf?sfvrsn
  7. STANDARD 100 by OEKO-TEX®: www.oeko-tex.com/de/unsere-standards/standard-100-by-oeko-tex
  8. Rosas K: Menstrual Cup History: The 1930’s to Present Day. May 28, 2021. www.periodnirvana.com/menstrual-cup-history/
  9. A History of the Menstrual Cup. Daintette, an early cup. www.mum.org/daincup.htm
  10. Geschichte der Menstruationstasse. www.meine-menstruationstasse.de/geschichte-menstruationstasse
  11. Loon Cup. www.looncup.com/
  12. Critchley HOD et al.: Menstruation: science and society. Am J Obstet Gynecol. 2020 Nov;223(5):624-664. doi: 10.1016/j.ajog.2020.06.004.
  13. NextGen Jane. en.wikipedia.org/wiki/NextGen_Jane