Weitere Therapie
Diabetes mellitus Typ 1

Allgemeine Maßnahmen

  • Normalgewicht anstreben!
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • BMI-Rechner – ermitteln Sie Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)
  • Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum) – Raucher zeigten eine signifikant schlechtere Blutzuckereinstellung als Nichtraucher (HbA1c 8,5 % vs. 7,9 %); auch das Lipidprofil ist schlechter als das der Nichtraucher (Triglyceride: 1,62 vs. 1,35 mmol/l; LDL-Cholesterin: 2,78 vs. 2,67 mmol/l) [2]
  • Begrenzter Alkoholkonsum (Männer: max. 24 g Alkohol pro Tag; Frauen: max. 12 g Alkohol pro Tag), da Alkohol zu Hypoglykämien (Unterzuckerung) führen kann.
    Beachte: Bei Konsum größerer Alkoholmengen steigt das Risiko für schwere Hypoglykämien an und dieses Risiko wird durch Nahrungsaufnahme während der Zeit des Alkoholkonsums reduziert [S3-Leitlinie].
  • Regelmäßige Untersuchungen der Füße und des Schuhwerks (Fußpflege)
  • Überprüfung der Dauermedikation wg. möglicher Auswirkung auf die vorhandene Krankheit bzw. Folgeerkrankungen:
    • Kein Einsatz nichtsteroidaler Antiphlogistika (Medikamente, die Entzündungen unterdrücken und nicht zu den Glucocorticoiden (Steroidhormonen) gehören): Nichtsteroidale Antiphlogistika sollen nicht regelmäßig eingesetzt werden bei Patienten mit Hypertonie oder Chronic kidney disease (CKD; chronische Niereninsuffizienzjeder Genese, inklusive Diabetes mellitus.
  • Vermeidung psychosozialer Konfliktsituationen:
    • Mobbing
    • Seelische Konflikte
    • Stress
  • Vermeidung von Umweltbelastungen:
    • Nitrosamine (krebserregende Stoffe)
  • Regelmäßige körperliche Aktivität (↑ Glucoseaufnahme in die Muskulatur)
  • Vor Antritt einer Reise Teilnahme an einer reisemedizinischen Beratung
  • Zum Thema "Diabetes und Straßenverkehr" s. u. der gleichnamigen Leitlinie.

Impfungen

  • COVID-19-Impfung
  • Grippe-Impfung
  • Hepatitis A- und B-Impfung (so oft wiederholen, bis der Anti-HBS-Titer erreicht ist)
  • Herpes zoster-Impfung wg. Personen ≥ 50 Jahre bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grundkrankheit (hier: Diabetes mellitus Typ 1)
  • HPV-Impfung (auch im Erwachsenenalter)
  • Pneumokokken-Impfung
    Beachte: Immunsupprimierte sollten sequentiell mit dem 13-valenten Konjugatimpfstoff PCV13 und sechs bis zwölf Monate später mit dem 23-valenten Polysaccharidimpfstoff PPSV23 gegen Pneumokokken geimpft werden.
  • Falls im Kindesalter nicht oder nicht vollständig durchgeführt: Masern (notwendige Lebendimpfung auch bei Immunsuppression), Mumps, Varizellen (Windpocken), Röteln, Polio
  • Auffrischimpfungen empfehlenswert: Tetanus, Diphtherie, Pertussis

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen
  • Augenärztliche Untersuchungen (Bestimmung der Sehschärfe; Untersuchung der vorderen Augenabschnitte; Untersuchung der Retina (Netzhaut) bei Mydriasis (erweiterte Pupille) [1]
    • Erstuntersuchung ab dem 11. Lebensjahr oder spätestens 5 Jahre nach dem die Diagnose gestellt wurde.
    • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen der Augen:
      • keine Schäden an der Retina (Netzhaut) (diabetische Retinopathie; Makulopathie), niedriges Risiko: alle 2 Jahre
      • keine Schäden an der Retina, hohes Risiko: jährlich
      • Schäden an der Retina vorhanden: jährlich oder in kürzeren Abständen

Empfohlener Abstand von Verlaufsuntersuchungen in Abhängigkeit vom Retinopathie-Stadium [3]

  Stadium I Stadium II Stadium III Stadium IV
Screening 4 Jahre 3 Jahre  6 Monate 3 Monate

5 Retinopathiegrade: keine, milde, moderate und schwere non-proliferative sowie proliferative oder Makulaödem

Ernährungsmedizin

Heutzutage ist die Ernährung für einen an Diabetes erkrankten Menschen nicht mehr so strikt wie noch vor wenigen Jahren. Es dürfen auch zuckerhaltige Lebensmittel gegessen werden.

  • Ernährungsberatung
    • bei Übergewicht auf Patientenwunsch
    • auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Beachtung folgender ernährungsmedizinischer Empfehlungen:
    • Mediterrane Kost sollte bei Übergewicht oder Zeichen des metabolischen Syndroms.
    • Die Mahlzeiten von Diabetikern sollten 10-20 % Proteine (Eiweiß), < 30 % Fette und 45-60 % Kohlenhydrate enthalten.
    • Vermeidung bzw. Reduktion von Monosacchariden (Einfachzucker) und Disacchariden (Zweifachzucker)
    • Ernährung reich an Obst und Gemüse sowie an Meeresfischen (wg. Omega-3-Fettsäuren)
  • Beachte: Auch wenn die intensivierte Insulintherapie Patienten mit Typ-1-Diabetes große Freiheiten in der Ernährung erlaubt, so geht doch eine extrem kohlenhydratarmen Diät (Very-Low-Carb-Diät) mit im Durchschnitt nur 36 Gramm Kohlenhydrate am Tag (≅ 5 % Kohlenhydrate) mit einem wesentlich besseren HbA1c (Blutzucker-Langzeitwert) von durchschnittlich 5,67 % einher im Vergleich mit Menschen mit Typ-1-Diabetes und „normaler“ Ernährung, die in der Regel nur einen HbA1c von 8,2 % erreichen [4]. Es wäre wünschenswert, wenn diese Ergebnisse durch eine klinische Studie überprüft würden.
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns. 

Sportmedizin

  • Ausdauertraining (Cardiotraining; ↑ Glucoseaufnahme in die Muskulatur) und Krafttraining (Muskeltraining)
    • Aerobes Ausdauertraining:
      • Häufigkeit: mindestens drei Tage in der Woche (Pause zwischen den Trainingseinheiten nicht länger als zwei aufeinander folgende Tage)
      • Intensität: mindestens moderate Intensität (d. h. 40 bis 60 % der maximalen Ausdauerkapazität (VO2max)
      • Dauer: mindestens 150 min moderater bzw. 75 min intensiver Intensität pro Woche
    • Krafttraining:
      • 2-3 Einheiten/Woche Krafttraining
      • Krafttraining sollte nicht direkt an aufeinanderfolgenden Tagen stattfinden.
  • Durch sportliche Aktivität sinkt der Blutzuckerspiegel und die Insulinempfindlichkeit wird verbessert. Da beim Diabetiker aber während und nach dem Sport Blutzuckerschwankungen auftreten können, ist eine Blutzuckermessung vor und nach dem Sport wichtig.
  • Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Psychotherapie

  • ggf. Stressmanagement
  • Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.

Schulungsmaßnahmen

  • In einer Diabetikerschulung wird den Betroffenen vor allem der richtige Umgang mit dem Insulin gezeigt, die Wichtigkeit der Blutzuckerselbstkontrolle, der Hypoglykämie-Wahrnehmung (Unterzuckerung) und der angepassten Ernährungsweise vermittelt. Weiterhin kann in solchen Gruppen ein gegenseitiger Erfahrungsaustausch stattfinden.

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
  • Deutscher Diabetiker Bund e. V., Bundesgeschäftsstelle
    Goethestr. 27, 34119 Kassel
    Telefon: 0 5 61/703 47 70, Fax: 0 5 61/703 47 71, E-Mail: info@diabetikerbund.de, Internet: www.diabetikerbund.de
  • Deutsche Gefäßliga e. V.
    Postfach 4038, D-69254 Malsch b. Heidelberg
    Telefon: 07253-26228, Fax: 07253-278160, E-Mail: info@deutsche-gefaessliga.de Internet: www.deutsche-gefaessliga.de

Literatur

  1. Patienten-Leitlinie: Diabetes. Schäden an der Netzhaut: Vorbeugen und behandeln. Mai 2016. Patienten-Information zu Diabetes und Augen
  2. Hofer SE et al.: International Comparison of Smoking and Metabolic Control in Patients with Type 1 Diabetes. Diab Care 2016, online 16. August; doi: 10.2337/dc16-0845/-/DC1
  3. Nathan DM, Bebu I, Hainsworth D et al.: The DCCT/EDIC Research Group: Frequency of Evidence-Based Screening for Retinopathy in Type 1 Diabetes. New Engl J Med 2017 Apr 20;376(16):1507-1516. doi: 10.1056/NEJMoa1612836.
  4. Lennerz BS et al.: Management of Type 1 Diabetes With a Very Low-Carbohydrate Diet. Pediatrics. 2018;141(6):e20173349

Leitlinien

  1. S2-Leitlinie: Psychosoziales und Diabetes. (AWMF-Registernummer: 057 - 015), Juni 2013 DAZ
  2. Patienten-Leitlinie: Diabetes. Schäden an der Netzhaut: Vorbeugen und behandeln. Mai 2016. Patienten-Information zu Diabetes und Augen
  3. S2e-Leitlinie: Diabetes und Straßenverkehr. (AWMF-Registernummer: 057 - 026), Dezember 2017 Langfassung
  4. S3-Leitlinie: Therapie des Typ-1-Diabetes. (AWMF-Registernummer: 057-013), September 2023 Langfassung
     
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