Medizingerätediagnostik
Diabetes mellitus Typ 1

Die Diagnose Diabetes mellitus Typ 1 wird anhand des klinischen Bildes und der Laborparameter gestellt.

Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung und Labordiagnostik – zur Feststellung von Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus

  • Kardiovaskuläre Diagnostik
    • Wiederholte Blutdruckmessung an beiden Armen mit dem Armumfang angepasster Manschette
    • 24-Stunden-Blutdruckmessung [nicht selten besteht eine maskierte Hypertonie/Bluthochdruck]
    • Knöchel-Arm-Index (ABI; Untersuchungsmethode, die das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen beschreiben kann) – bei nicht oder nur schwach tastbaren Fußpulsen (Cave: Mediasklerose)
    • Transkranielle Dopplersonographie (Ultraschalluntersuchung durch den intakten Schädel zur orientierenden Kontrolle des zerebralen ("das Gehirn betreffend") Blutflusses; Hirnultraschall)
    • Dopplersonographie der Carotiden (Halsschlagadern) – Nachweis von Stenosen, Plaques oder Intima-media-Verdickungen (IMT) der Carotiden bedeuten ein 6-, 4- beziehungsweise 2-fach erhöhtes Risiko für einen Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
    • Belastungs-EGK (Elektrokardiogramm bei Belastung, das heißt unter körperlicher Aktivität/Belastungsergometrie) – bei Verdacht auf Myokardischämie (zu geringe Versorgung des Herzmuskels (Myokard) mit arteriellem Blut) und normalem Ruhe-EKG
    • Kardio-Computertomographie (Kardio-CT) – Früherkennung von Koronargefäßverkalkungen
    • Herzkatheteruntersuchung (HKU) 
  • Lebersonographie (Ultraschalluntersuchung der Leber) – Beachte: Ca. 22 % der Typ-1-Diabetiker haben eine Fettleber, weil sie fettleibig sind und/oder sich zu wenig bewegen
  • Nierensonographie (Ultraschalluntersuchung der Nieren) – bei Verdacht auf eine Nierenfunktionsstörung
  • Elektrokardiogramm (EKG; Aufzeichnung der elektrischen Aktivitäten des Herzmuskels) – zur Überprüfung der elektrischen Herzaktivität zur Abklärung von Herzproblemen aufgrund eines Diabetes mellitus
  • Augenärztliche Untersuchung (s. u. "Weitere Therapie")
    • Visusbestimmung (Bestimmung der Sehschärfe); Untersuchung der vorderen Augenabschnitte
    • Funduskopie (Spiegelung des Augenhintergrundes, d. h. Untersuchung der Netzhaut)  bei erweiterter Pupille (s. u. "Weitere Hinweise")

Weitere Hinweise

  • Bei den Teilnehmern des Diabetes Control and Complications Trial (DCCT) und der Nachfolge­studie Epidemiology of Diabetes Interventions and Complications (EDIC) wurden Typ-1-Diabetiker per Fundoskopie untersucht und es wurde mittels einer Markov-Analyse berechnet, wie lang es dauerte, bis 5 Prozent der Patienten das nächste Stadium der Retinopathie erreichten [1]:
    • Patienten ohne Retinopathie/Netzhauterkrankung (Stadium 1): 4 Jahre (im Durchschnitt)
    • Patienten mit milder nonproliferativer diabetischer Retinopathie (Stadium 2): 3 Jahre
    • Patienten mit mäßige nonproliferative diabetische Retinopathie (Stadium 3): 6 Monate
    • Patienten mit schweres nonproliferative diabetische Retinopathie (Stadium 4: 3 Monate
    Unter Berücksichtigung der HbA1c-Werte:
    • Ausgangs-HbA1c < 6 Prozent: 1 Prozent der Patienten kamen innerhalb von fünf Jahren zu einer Verschlechterung vom Stadium 1 zum Stadium 5
    • Ausgangs-HbA1c 10 Prozent: 4,3 Prozent der Patienten kamen innerhalb von drei Jahren zur Progression vom Stadium 1 ins Stadium 5
    Dieses Ergebnis zeigt, dass im Verlauf von 20 Jahren acht augenärztliche Untersuchungen ausreichen würden, um ein Fortschreiten der Retinopathie rechtzeitig zu erkennen.

Kontinuierliche Glucosemessung (CGM) 

  • Ca. 70 % der Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes in Deutschland führen eine kontinuierliche Glucosemessung (engl. Continuous Glucose Monitoring, CGM) durch. Beim Vergleich der mittleren HbA1c-Werte der CGM-Gruppe versus Nicht-CGM-Gruppe zeigt sich der Vorteil der kontinuierlichen Glucosemessung: Nach dem ersten Jahr waren die HbA1c-Werte 7,4 vs. 8,6 Prozent, nach drei Jahren 7,6 vs. 9,3 Prozent und nach sieben Jahren 7,6 vs. 9,8 Prozent [2].
  • Durch kontinuierliche Glukosemessung abgeleiteten Parametern sind individuelle Therapieziele festzulegen (Empfehlungsgrad [EG] B) [S3-Leitlinie].

Literatur

  1. The DCCT/EDIC Research Group: Frequency of Evidence-Based Screening for Retinopathy in Type 1 Diabetes. N Engl J Med 2017; 376:1507-1516 April 20, 2017 doi: 10.1056/NEJMoa1612836
  2. Champakanath A et al.: Continuous Glucose Monitoring Initiation Within First Year of Type 1 Diabetes Diagnosis Is Associated With Improved Glycemic Outcomes: 7-Year Follow-Up Study. Diabetes Care 2022;45(3):750-753 https://doi.org/10.2337/dc21-2004

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Therapie des Typ-1-Diabetes(AWMF-Registernummer: 057-013), September 2023 Langfassung
     
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