Labordiagnostik
Diabetes mellitus Typ 1

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Glucose (Blutzucker; jeweils gemessen im Blutplasma, venös) [Zur Diagnosesicherung muss mindestens zweimal ein definiert erhöhter Blutzuckerwert vorliegen]
    • Nüchternglucose (Nüchternblutzucker; Nüchternplasmaglucose) ≥ 126 mg/dl (7 mmol/l)
    • Glucosemessung zu einem beliebigen Zeitpunkt/Gelegenheits-Blutglucose ("random plasma glucose") [≥ 200 mg/dl (11,1 mmol/l) und typische Symptome wie z. B. Polydipsie/krankhaft gesteigertes Durstgefühl, Polyurie/krankhaft erhöhte Urinausscheidung etc.]
  • Blutzuckertagesprofil: kontinuierliches Glukosemonitoring (CGM) [Standard für die meisten Erwachsenen mit Typ-1-Diabete]
  • oGTT-Test [≥ 11,1 mmol/l 2Stunden nach oraler Gabe von 75 g Glucose]
  • HbA1c-Wert [> 6,5 %]
    • Vereinbarung eines individuellen HbA1c-Zielwertes, u. a. unter Abwägung folgender Faktoren: Risiko für Hypo- und Hyperglykämien und deren Folgen, erwartbare Risikoreduktion hinsichtlich diabetesbedingter Akut- und Folgekomplikationen u. v. m. [S3-Leitlinie]
  • Kleines Blutbild [z. B. Hk↑ infolge von Dehydratation (Flüssigkeitsmangel) und Hyperglykämie (Überzuckerung) bei Coma diabeticum; Ausschluss einer Leukozytose (Erhöhung der Anzahl der weißen Blutkörperchen)/Infekt]
  • Elektrolyte – Kalium, Natrium
  • Blutgasanalyse (BGA) – bei Verdacht auf diabetische Ketoazidose (DKA); in circa 25 % der Fälle ist das ketoazidotische Koma das erste Zeichen eines Diabetes mellitus Typ 1
  • Albumin, Glucose und Ketonkörper (im Urin)
  • Harnsäure – hochnormale Harnsäure-Serumspiegel scheinen ein frühes Warnzeichen für eine diabetische Nierenschädigung zu sein (Hinweis für einen renalen Funktionsverlust); kann bei Typ-1-Diabetikern bereits zu einem Zeitpunkt vorliegen, wenn noch keine Albuminurie besteht! [1]

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Autoimmundiagnostik bei Diabetes mellitus: 
    • Autoantikörper gegen das Insulin (Insulin-Ak; Insulin-Autoantikörper (IAA)) [Diabetes mellitus Typ 1a; ca. 90 % der Fälle]
    • Anti-Glutaminsäuredecarboxylase-Antikörper/Autoantikörper gegen Glutamat Decarboxylase (Anti-GAD65-Ak) [Bei klinischem Verdacht auf Typ-1-Diabetes, sollten primär GAD-Antikörper gemessen werden; falls neg.:  IA2-Antikörper oder Zinktransporter-8-Antikörper]
    • Anti-Tyrosinphosphatase-Antikörper/Autoantikörper gegen die Protein-Tyrosin-Phosphatase IA 2 (IA-2-Ak), ein Inselzell-Antigen (Anti-IA 2)
    • Beachte: Bei ca. 5-10 % der erwachsenen Typ-1-Diabetiker sind Antikörper-negativ.
    Diabetestypische Autoantikörper können Diabetes mellitus Typ 1 schon Monate bis Jahre vor ihrem Ausbruch feststellen (somit für ein Screening geeignet; vermeidet so auch Ketoazidosen) [Marker der β-Zell-Destruktion]
    Beachte: Bei jungen schlanken Patienten (< 25 Jahre) mit positiver Diabetes-Familienanamnese, die Antikörper-negativ sind, an MODY-Diabetes denken. Typisch dafür ist auch ein schleichender Beginn der Krankheit und kein Auftreten einer Ketoazidose.
  • TSH- und TPO-Antikörper-Screening – bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes zum Zeitpunkt der Diagnose wg. Komorbidität (Begleiterkrankung) Autoimmunthyreoiditis
  • Transglutaminase-Antikörper (tTG) oder Endomysium-Antikörper (EMA)/ Endomysium-IgA und Transglutaminase-IgA bei Verdacht auf Zöliakie (alle 1-2 Jahre wg. möglicher Komorbidität)
  • Harnstoff, Kreatinin, ggf. Kreatinin-Clearance
  • Insulin
  • C-Peptid (Teil des Proinsulins) – bei Verdacht auf Insulinom, DD der Hypoglykämie (Hypoglycaemia factitia)
    Beachte: Nur ein C-Peptid-Wert über 600 pmol/l sichert den Typ-2-Diabetes.
  • Insulinrezeptor-AK (bei Insulinresistenz); Insulin-Auto-AK (IAA), HLA-DR3 und -DR4
  • Proteinurie-Differenzierung
  • Anti-Pankreasinselzellen (ICA), GAD-II-AK, IA-2-AK
  • Lp-PLA2 (gefäßspezifisches Entzündungsenzym Lipoprotein-assoziierte Phospholipase A2; Entzündungsmarker) – zur Risikostratifizierung kardiovaskulärer Erkrankungen

Glucosekontrolle bei Typ-1-Diabetes

  • Die Einstellung des Glucosestoffwechsels mittels "intermittent scanning continuous glucose monitoring“ (isCGM), wobei kontinuierlich vom Sensor gemessenen Werte mit einem Lesegerät gescannt werden, hat einen zusätzlichen Nutzen im Vergleich zur herkömmlichen Blutzuckerselbstmessung (Selbstmessung der Blutglucose, SMBG) [2]:
    • isCGM-Gruppe: HbA1c-Wert ging im Schnitt von initial 8,7 Prozent auf 7,9 Prozent zurück (Versus SMBG-Gruppe: von 8,5 auf 8,3 Prozent)
    • isCGM-Gruppe: Teilnehmer waren im Vergleich zu SMBG täglich im Schnitt 130 Minuten länger im Glukosezielbereich („time in range“: 70-180 mg/dl) und 43 Minuten kürzer im Hypoglykämiebereich („time below range“ < 70 mg/dl).

Familienscreening

  • Prädiabetische Diagnostik bei Risikogruppen: IA-2-Ak (Synonyme: Tyrosin-Phosphatase-Ak; Inselzell-Antigen 2-Ak) – Screening von erstgradigen Verwandten: Testung von Kindern ab einem Alter von 2-3 Jahren; zweite Testung bei negativem Befund im Alter von ca. 10 Jahren 
    • Inselautoantikörper sind die derzeit besten prädiktiven Marker, um ein erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus Typ 1 zu erfassen.

Literatur

  1. Rosolowsky ET, Ficociello LH, Maselli NJ, Niewczas MA, Binns AL, Roshan B, Warram JH, Krolewski AS: High-normal serum uric acid is associated with impaired glomerular filtration rate in nonproteinuric patients with type 1 diabetes. Clin J Am Soc Nephrol. 2008 May;3(3):706-13. Epub 2008 Feb 13
  2. Leelarathna L et al.: Intermittently Scanned Continuous Glucose Monitoring for Type 1 Diabetes N Engl J Med 2022; 387:1477-1487 doi: 10.1056/NEJMoa2205650

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Therapie des Typ-1-Diabetes(AWMF-Registernummer: 057-013), September 2023 Langfassung

     
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