Ursachen
Bluthochdruck in der Schwangerschaft (hypertensive Schwangerschaftserkrankungen)

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die genauen pathophysiologischen Vorgänge der hypertensiven Erkrankungen in der Schwangerschaft sind noch nicht vollständig geklärt.

Man hat mehrere Hypothesen entwickelt, denen drei Mechanismen gemein sind:

  1. Man geht davon aus, dass die Gefäße zu Vasospasmen (Gefäßverkrampfungen) neigen
  2. Daneben wird wahrscheinlich eine immunologische Komponente vorliegen, da diese Erkrankungen vor allem bei Erstgebärenden auftritt
  3. Außerdem liegt ein gestörtes Verhältnis zwischen Prostaglandinen und Thromboxanen vor (Stoffe, die in allen menschlichen Geweben vorkommen und vielfältige Aufgaben wahrnehmen)

Bei der Präeklampsie konnte nachgewiesen werden, dass bei den betroffenen Schwangeren das Immunprotein CD74 der Plazenta verringert und bestimmte Entzündungsfaktoren erhöht sind. Es kommt zu einer Störung der Makrophagen-Trophoblasten-Interaktion. Dieses wiederum führt zur Störung des Aufbaus der Plazenta und zu einer Unterversorgung des Fötus (Embryo ab dem dritten Monat der Schwangerschaft) [3].

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern (familiäre Präeklampsie; vor allem das Angiotensinogen-Gen-T235)
    Die Heritabilität (Vererbbarkeit) betrifft nicht nur die Mutter, sondern auch den Vater und somit auch den Fetus, der die Hälfte seiner Gene erhält: 
    • Genvarianten „rs476963“ und  "rs2050029" (auf dem Chromosom 13 in der Nähe des FLT1-Gens)  vermehrte Freisetzung von sFlt-1 führt zu Schäden an den Blutgefäßen und Nieren [4]
    • Trisomien (überzähliges Vorhandensein eines Chromosoms)
  • Ethnische Herkunft – Farbige Frauen (afroamerikanisch) und Frauen indischer Herkunft
  • Lebensalter – > 35 Jahre oder < 15 Jahre
  • Aktuelle Schwangerschaft: Erstparität, Mehrlingsschwangerschaft
  • Sozioökonomische Faktoren [1, 2]
    • niedriger sozioökonomischer Status
    • unverheiratete Schwangere
    • berufstätige Schwangere

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – siehe Prävention mit Mikronährstoffen
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) – bei Fettleibigkeit ab einem BMI von 35 vervierfacht sich das Risiko

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Antiphospholipid-Syndrom – durch mehrere gleichzeitig auftretende Thrombosen gekennzeichnete Erkrankung; die Thrombosen treten schon in jungen Jahren auf
  • Blasenmole – Fehlbildung der Plazenta (Mutterkuchen), die als Präkanzerose (Krebsvorstufe) gilt
  • Chronische Hypertonie (Bluthochdruck)
  • Diabetes mellitus
  • Faktor V-Mutation – genetisch bedingte Blutgerinnungsstörung, die zu einer erhöhten Thromboseneigung führt
  • Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes)
  • Hydrops fetalis – schwerste Form der Blutgruppenunverträglichkeit zwischen Mutter und Kind, die beim Kind zum Tode führt
  • Hypertonie (Bluthochdruck), chronische
  • Systemischer Lupus erythematodes (SLE) – Systemerkrankung, die die Haut und das Bindegewebe der Gefäße betrifft und so zu Vaskulitiden (Gefäßentzündungen) zahlreicher Organe wie Herz, Nieren oder Gehirn führt
  • Thrombophilie – erhöhte Neigung zu Thrombosen aufgrund Veränderungen des Blutes und/oder den Gefäßen
  • Trisomie – numerische Chromosomenaberration, bei der ein um eins erhöhter Chromosomensatz vorliegt
  • Vorbestehende Nierenerkrankung

Medikamente

  • Orale Kontrazeptiva (OC): Die perikonzeptionelle Anwendung der Pille (null bis drei Monate vor der Schwangerschaft bzw. am Anfang der Schwangerschaft) erhöht das Risiko für eine Präeklampsie um 38 % [6].

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Luftschadstoffe: Feinstaub (PM2,5) und Stickoxide [6]

Weitere Ursachen

  • Erneute Schwangerschaft mit neuem Partner
  • Erste Schwangerschaft
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Zustand nach hypertensiver Schwangerschaftserkrankung (HES) – Zust. n. Bluthochdruck in einer vorherigen Schwangerschaft
  • Zustand nach durchgemachter Präeklampsie in einer vorherigen Schwangerschaft
  • Zustand nach künstlicher Befruchtung

Literatur

  1. Gehring WG: Die Bedeutung sozioökonomischer Faktoren für den Schwangerschaftsausgang. Dissertation, Medizinische Hochschule Hannover 1978
  2. Gehring WG, Riedel H: Coincidence of poor intrauterine fetal growth and EPH-Gestosis. Some socioeconomic aspects. In. Poor Intrauterine Growth. Parma (Italy) 13-16.91977. Editors: B. Salvadori & A. Bachi Modena, Edizioni – Centro Minerva Meidca (1977) 143
  3. Przybl L et al.: CD74-Downregulation of Placental Macrophage-Trophoblastic Interactions in Preeclampsia. CIRCRESAHA.116.308304 Published online before print May 19, 2016, doi: 10.1161/CIRCRESAHA.116.308304
  4. McGinnis R et al.: Variants in the fetal genome near FLT1 are associated with risk of preeclampsia. Nature Genetics (2017) doi:10.1038/ng.3895
  5. NTP Monograph on the Systematic Review of Traffic-related Air Pollution and Hypertensive Disorders of Pregnancy NTP Monograph 7 December 2019
  6. Schreuder A et al.: Associations of periconceptional oral contraceptive use with pregnancy complications and adverse birth outcomes f periconceptional oral contraceptive use with pregnancy complications and adverse birth outcomes, International Journal of Epidemiology, 2023;, dyad045, https://doi.org/10.1093/ije/dyad045
     
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