Enddarmspiegelung (Proktoskopie)

Bei der Proktoskopie (Synonyme: Anoskopie, Analkanalspiegelung, Enddarmspiegelung) handelt es sich um eine invasive endoskopische Methode zur Untersuchung des Canalis analis (Analkanals) und überdies des unteren Anteils des Rektums. Mithilfe der Proktoskopie ist es möglich, proktologische Erkrankungen wie Fissuren (Schleimhautriss im Bereich des Afters), Hämorrhoiden, aber auch onkologische Erkrankungen (Krebserkrankungen) zu diagnostizieren.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Anitis (Synonym: analer Symptomenkomplex) – umfasst verschiedene entzündliche Erkrankungen im Analbereich; kommt oft im Zusammenhang mit Hämorrhoiden vor.
  • Hämorrhoidalleiden
  • Kryptitis (Synonyme: rektale Kryptitis, anale Kryptitis) – Entzündung im Bereich des Enddarms; eine Entzündung in diesem Bereich ist häufig mit einer Papillitis kombiniert und kann zu Analfisteln und Analabszessen führen.
  • Papillitis (Entzündungsreaktion der Analpapillen) – Eine Papillitis ist häufig die Ursache für eine Bindegewebsvermehrung (Fibrose), die zu einem Analfibrom (Katzenzahn) führen kann.
  • Proktitis – Entzündung der Rektumschleimhaut, häufig unter Mitbeteiligung des Anus; kann Begleitsymptom anderer Darmerkrankungen sein wie beispielsweise Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn
  • Periproktitis – Entzündung des umgebenden Bindegewebes von Rektum (Mastdarm) und Anus (Periproktium); sie findet ihren Ausgang häufig in einer Kryptitis, aber auch durch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) oder nach Traumata (Verletzungen). Die Folge einer Periproktitis sind oft periproktitische Abszesse.
  • Polypen – gutartige Schleimhautgeschwülste, die in den Hohlraum des Darms hineinragen
  • Tumoren

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

 

Vor der Untersuchung

  • Die Proktoskopie erfordert in der Regel keine spezielle Vorbereitung in Form von Reinigungslösungen oder Klysmaflüssigkeit.
  • Vor der Untersuchung wird der Patient jedoch umfassend über den Ablauf informiert.
  • Während der Untersuchung nimmt der Patient die Linksseitenlageposition ein, und es ist normalerweise keine Sedierung erforderlich.

Das Verfahren

Obwohl es sich bei der Proktoskopie um eine Methode handelt, mit der nur in einem sehr begrenzten Raum pathologische (krankhafte) Prozesse zu erkennen sind, stellt diese jedoch ein wichtiges Verfahren in der Proktologie dar. Besonders der Nachweis von inneren Hämorrhoiden gelingt mit diesem Verfahren weitaus besser als mit einer Digitaluntersuchung des Rektums (Mastdarms) – der Arzt führt mithilfe seines (behandschuhten) Fingers eine Tastuntersuchung durch) – oder eine Koloskopie (Darmspiegelung – Untersuchung des Dickdarms). Dieser Nachweis wird dadurch möglich, da bei einem Proktoskop eine vordere Öffnung vorliegt, mit welchem die Hämorrhoiden in den Innenraum des Proktoskop verschoben werden können, sodass diese sichtbar werden. Um eine genaue Beurteilung der proktologischen Erkrankung gewährleisten zu können, verfügt jedes Proktoskop über eine sogenannte Kaltlichtleuchte, um so über eine ausreichende Beleuchtung zu verfügen. Aufgrund der leichten Erkennung von Hämorrhoiden und dem hohen Vorkommen dieser Erkrankung in der Bevölkerung sollte dieses Verfahren bei jeder proktologischen Untersuchung durchgeführt werden. 

Zum Ablauf der Proktoskopie:

  • Für die eigentliche Untersuchung bedarf es keiner Gabe von Reinigungslösungen bzw. Klysmaflüssigkeit.
  • Nachdem eine umfangreiche Aufklärung erfolgt ist, nimmt der Patient die Linksseitenlageposition ein. Der Ablauf der proktologischen Untersuchung erfolgt ohne die Gabe eines sedierenden Medikaments.
  • Ähnlich wie bei der Rektoskopie wird auch bei der Proktoskopie das Proktoskop unter Anwendung eines Gleitmittels in den Anus eingeführt. Der Untersucher führt den Daumen in den Anus (After) des Patienten ein, um so zu verhindern, dass die Kontraktion des Musculus sphincter ani externus (äußerer Schließmuskel) das Proktoskop wieder herausschiebt. Um den Muskel weiter zu entspannen, verweilt der Arzt zusätzlich mit dem Proktoskop wenige Sekunden am Anus.
  • Im Anschluss hieran kann nun der Untersucher die Schleimhaut des Analkanals betrachten und gegebenenfalls eine Hämorrhoide oder einen niedrig sitzenden Rektumtumor erkennen.
  • Sollte der Patient über Schmerzen beim Einführen des Proktoskopes klagen, so kann dies auf eine mögliche Fissur (Schleimhautriss im Bereich des Afters) hindeuten.

Nach der Untersuchung

  • Schmerzen und Unwohlsein: Nach der Proktoskopie kann der Patient leichte bis mäßige Schmerzen oder Unwohlsein im Analkanal oder im Bereich des Rektums verspüren. Dies ist normalerweise vorübergehend und kann einige Stunden bis zu einem Tag dauern.
  • Blutungen: Geringfügige Blutungen können nach der Proktoskopie auftreten. Dies ist normalerweise minimal und kann durch das Einführen des Instruments verursacht werden. Wenn jedoch starke oder anhaltende Blutungen auftreten, sollte der behandelnde Arzt informiert werden.
  • Fremdkörpergefühl: Einige Patienten könnten ein vorübergehendes Fremdkörpergefühl im Analkanal spüren, da das Proktoskop eingeführt wurde. Dies sollte sich normalerweise schnell legen.
  • Vorsicht beim Stuhlgang: Es wird empfohlen, nach der Proktoskopie vorsichtig beim Stuhlgang zu sein, um mögliche Reizungen zu vermeiden. Die Verwendung von weichem Toilettenpapier und gegebenenfalls sitzenden Bädern kann hilfreich sein.
  • Ernährung und Flüssigkeitszufuhr: Der Arzt kann Empfehlungen zur Ernährung und Flüssigkeitszufuhr nach der Proktoskopie geben. Es ist wichtig, diese Anweisungen zu befolgen, um die Genesung zu unterstützen.
  • Medikamente: In einigen Fällen können dem Patienten Medikamente zur Schmerzlinderung oder zur Vorbeugung von Infektionen verschrieben werden. Es ist wichtig, diese Medikamente gemäß den Anweisungen des Arztes einzunehmen.
  • Rückkehr zur normalen Aktivität: In den meisten Fällen können die Patienten nach der Proktoskopie zu ihren normalen Aktivitäten zurückkehren. Der Arzt wird jedoch möglicherweise bestimmte Einschränkungen oder Empfehlungen geben, insbesondere in Bezug auf körperliche Anstrengung.

Mögliche Komplikationen

  • Obwohl es sich bei der Proktoskopie um ein sehr risikoarmes Verfahren handelt, kann es wie bei jeder endoskopischen Untersuchung zu Blutungen kommen. In sehr seltenen Fällen kann es auch zur Perforation (Aufreißen) der Wand kommen.
  • Da selbst Blutungen relativ selten sind, deuten diese möglicherweise auf einen Tumor oder einen entzündlichen Prozess hin, da hier eine Vorschädigung der Wandstruktur vorliegt.

Mithilfe der komplikationsarmen Proktoskopie besteht die Möglichkeit, Tumoren und mögliche Vorstufen frühzeitig im Anorektalbereich zu identifizieren, sodass eine Behandlung vollzogen werden kann. Des Weiteren handelt es sich bei diesem Verfahren um die genaueste Methode zur Feststellung von Hämorrhoiden. Im Rahmen der Untersuchung ist auch eine gleichzeitige Behandlung der Hämorrhoiden durch beispielsweise eine Sklerosierung (Verödung) möglich.

Literatur

  1. Classen M: Gastrologische Endoskopie: Das Referenzwerk zur endoskopischen Diagnostik und Therapie. Georg Thieme Verlag 2004
  2. Rohde H: Lehratlas der Proktologie. Georg Thieme Verlag 2006
  3. Stein E: Proktologie: Lehrbuch und Atlas. Springer Verlag 2002

     
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