Nasenrachenspiegelung (Nasopharyngoskopie)

Bei der Nasenrachenspiegelung (Synonym: Nasopharyngoskopie) handelt es sich um ein endoskopisches Untersuchungsverfahren der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO), das der direkten Inspektion des Nasopharynx (Nasenrachenraum) dient. Sie wird typischerweise zur Abklärung struktureller, entzündlicher oder tumoröser Veränderungen im Bereich des oberen Rachens (oberer Abschnitt des Rachens hinter der Nase) eingesetzt. Die Untersuchung erfolgt in der Regel mit einem flexiblen oder starren Endoskop (dünnes optisches Gerät mit Lichtquelle) transnasal (über die Nase eingeführt).

Synonyme

  • Nasopharyngoskopie
  • Endoskopie des Nasenrachens
  • Transnasale Endoskopie des oberen Rachens

Beurteilbare Strukturen

  • Nasenrachenraum (Raum hinter der Nase und oberhalb des weichen Gaumens)
  • Choanen (hintere Nasenöffnungen)
  • Tubenöffnungen (Ostien tubae auditivae) (Öffnungen zur Ohrtrompete)
  • Rachendachmandel (Tonsilla pharyngea, Adenoide) (auch „Polypen“ genannt)
  • hintere Anteile der unteren, mittleren und oberen Nasenmuscheln (Schleimhautstrukturen zur Luftbefeuchtung)
  • Nasenseptum (Nasenscheidewand)
  • posteriore Abschnitte der Nasenhöhle (hinterer Teil der Nasenhöhle)
  • Zugang zum unteren Rachenraum (zum mittleren und unteren Schlundbereich)

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Abklärung chronischer oder rezidivierender Rhinopharyngitiden (immer wiederkehrende Entzündungen im Nasenrachen)
  • Verdacht auf Adenoide (vergrößerte Rachendachmandel) bei Kindern und Jugendlichen
  • Unklare nasale Obstruktionen oder Atembehinderung (z. B. verlegte Nasengänge)
  • Beurteilung nasaler oder nasopharyngealer Raumforderungen (unklare Gewebevermehrungen)
  • Postoperative Kontrollen nach Operationen im Nasenrachenraum
  • Evaluation bei Tubenfunktionsstörungen oder chronischer Otitis media (Belüftungsstörung zum Mittelohr oder Mittelohrentzündung)
  • Suche nach Blutungsquellen bei unklarer Nasenblutung (Epistaxis posterior)
  • Onkologische Diagnostik bei Verdacht auf Nasopharynxkarzinom (Krebsverdacht im Nasenrachen)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Ausgeprägte nasale Stenosen (starke Engstellen der Nase, z. B. durch Schwellung oder Tumor)
  • Frische nasale oder nasopharyngeale Operationen (relative Kontraindikation)
  • Nicht kooperationsfähige Patienten (z. B. bei geistiger Einschränkung oder Angst)
  • Blutungsneigung (z. B. schwere Gerinnungsstörung)

Vor der Untersuchung

  • Anamnese zur Abklärung von Blutungsrisiken und Kooperationsfähigkeit (Befragung zu Vorerkrankungen und Risiken)
  • Bei Kindern ggf. Aufklärung der Eltern und Beruhigungsmaßnahmen
  • Abschwellende Nasentropfen und topische Lokalanästhesie (örtliche Betäubungssprays) zur Verbesserung der Toleranz
  • In Einzelfällen kann bei starkem Würgereiz ein kurzwirksames Sedativum (Beruhigungsmittel) in Erwägung gezogen werden (nur bei flexibler Endoskopie)

Das Verfahren

Technik

  • Verwendung eines starren Endoskops (0° oder 30° Optik, meist 2,7 mm) oder eines flexiblen Endoskops mit Videoeinheit
  • Lichtquelle (Kaltlicht) und ggf. Videoaufzeichnungssystem zur Dokumentation
  • transnasale Einführung unter Sicht, nach vorheriger Applikation eines Lokalanästhetikums (Betäubungsspray)

Ablauf der Untersuchung

  • Lagerung des Patienten im Sitzen mit leicht überstrecktem Kopf
  • Inspektion der Nasenhöhlen, dann Vorschub in den Nasenrachenraum
  • Darstellung von Choanen, Adenoiden, Tubenostien und angrenzender Schleimhaut
  • Dokumentation pathologischer Veränderungen (z. B. Schleimhautverdickung, Sekret, Tumoren)
  • Bei Bedarf simultane Fotodokumentation oder Biopsie (Gewebeprobe – nur bei Tumorverdacht und unter sterilen Bedingungen)

Mögliche Befunde

  • Adenoide Vegetationen (vergrößerte Rachendachmandel)
  • Nasopharynxkarzinom, Lymphome oder andere Tumoren
  • Polypöse Schleimhautveränderungen (Polypen)
  • Tubenostienverlegung oder -fehlfunktion (Belüftungsstörung Richtung Ohr)
  • Sekretansammlungen bei chronischer Otitis media (Mittelohrentzündung)
  • Zeichen chronisch-entzündlicher Rachenveränderungen
  • Choanenatresie (angeborener Verschluss der hinteren Nasenöffnung, v. a. bei Neugeborenen)

Nach der Untersuchung

  • In der Regel keine Nachbeobachtung erforderlich
  • Patienten sollten vor dem Essen oder Trinken abwarten, bis die Wirkung des Lokalanästhetikums abgeklungen ist (Aspirationsgefahr = Verschluckungsgefahr)
  • Aufklärung über eventuelle kurzfristige Reizerscheinungen (Niesen, Brennen)

Mögliche Komplikationen

  • Kurzfristige Schleimhautreizungen oder -blutungen
  • Selten: vagovasale Reaktion (z. B. Schwindel, Übelkeit durch Kreislaufreflexe)
  • Bei Biopsien: Blutung, Infektion, Schmerzen
  • Bei starrer Endoskopie: Nasenseptumverletzung oder Schmerzhaftigkeit

Literatur

  1. Yue H, Song Y, Wu P et al.: Smartphone-based deep learning system for the screening of nasopharyngeal carcinoma using real-time nasopharyngoscopy videos. NPJ Digit Med. 2024;7(1):62. https://doi.org/10.1038/s41746-024-01403-2