Endoskopische Verfahren – systematische Übersicht nach Organsystemen

Endoskopische Untersuchungen (Endoskopie; Spiegelung) zählen zu den wichtigsten bildgebenden Verfahren der modernen Medizin. Sie erlauben die direkte optische Darstellung innerer Körperstrukturen und eröffnen sowohl diagnostische als auch therapeutische Möglichkeiten – minimal-invasiv und präzise. Die nachfolgende Übersicht strukturiert alle gängigen endoskopischen Verfahren streng in anatomischer Reihenfolge von kranial nach kaudal und benennt für jedes Verfahren die typischen Einsatzbereiche.

Sinnesorgane (Kopfbereich)

  • Augenspiegelung (Ophthalmoskopie)
    Die Ophthalmoskopie (Augenhintergrundspiegelung) ermöglicht die direkte Darstellung von Netzhaut, Papille und retinalen Gefäßen. Sie dient der Diagnose von vaskulären, neurologischen und metabolischen Erkrankungen wie Diabetes oder arterieller Hypertonie.
  • Ohrenspiegelung (Otoskopie)
    Die Otoskopie (Ohrenspiegelung) ist ein Basisverfahren zur Untersuchung des äußeren Gehörgangs und Trommelfells. Sie gehört zur Standarduntersuchung in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde.

Nase, Nasennebenhöhlen und Nasopharynx

  • Nasenhöhlenspiegelung (Nasenendoskopie)
    Die Nasenendoskopie (Spiegelung der Nasenhöhle) ermöglicht die Inspektion der Nasengänge, Nasenscheidewand und Ostienregion. Sie ist essenziell bei chronischer Rhinosinusitis, Nasenpolypen oder postoperativen Kontrollen.
  • Kieferhöhlenspiegelung (Antroskopie)
    Die Antroskopie (Spiegelung der Kieferhöhle) dient der Darstellung der Kieferhöhle und wird zur Abklärung chronischer Sinusitis oder bei Raumforderungen eingesetzt. Heute ist sie weitgehend durch endonasale Verfahren ersetzt worden.
  • Nasenrachenspiegelung (Nasopharyngoskopie)
    Die Nasopharyngoskopie (Spiegelung des Nasenrachens) erlaubt die flexible Untersuchung des Nasenrachens (Nasopharynx). Sie ist indiziert bei Polypen, Adenoiden, rezidivierenden Infekten oder Tumorverdacht.
  • Nasenrachenspiegelung (Epipharyngoskopie)
    Diese Methode (Spiegelung des oberen Rachenraums) dient vorrangig der Beurteilung des lymphatischen Gewebes im Epipharynx, insbesondere bei Kindern mit Tubenventilationsstörungen oder Verdacht auf vergrößerte Rachenmandeln.

Kehlkopf und untere Atemwege

  • Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie)
    Die Laryngoskopie (Spiegelung des Kehlkopfs) dient der Darstellung der Stimmlippen, des Kehlkopfs und der Aryregion (Schleimhautvorwölbungen im Kehlkopfbereich). Sie ist essenziell bei Heiserkeit, Schluckbeschwerden oder Verdacht auf Tumoren.
  • Kehlkopfstroboskopie (Larynxstroboskopie)
    Die Stroboskopie (Beurteilung der Stimmlippenschwingung) analysiert die Stimmlippenschwingung bei Phonation und wird zur funktionellen Stimmdiagnostik in der Phoniatrie eingesetzt.
  • Mikrolaryngoskopie
    Die Mikrolaryngoskopie (operative Kehlkopfspiegelung) erlaubt die hochauflösende, endoskopische Inspektion und Behandlung des Larynx unter Narkose. Sie wird z. B. zur Entnahme von Biopsien oder zur Laserabtragung verwendet.
  • Lungenspiegelung (Bronchoskopie)
    Die Bronchoskopie (Spiegelung der Lunge) ermöglicht die Inspektion der Trachea, der Haupt- und Segmentbronchien. Sie wird bei Verdacht auf Tumoren, Infektionen, Fremdkörper oder zur bronchoalveolären Lavage (Verfahren zur Probengewinnung aus den tiefen unteren Atemwegen) eingesetzt.

Speiseröhre, Magen und Dünndarm

  • Speiseröhrenspiegelung (Ösophagoskopie)
    Die Ösophagoskopie (Spiegelung der Speiseröhre) dient der Darstellung des Ösophagus und wird bei Dysphagie, Refluxerkrankung oder Tumorverdacht durchgeführt. Sie ist häufig Bestandteil der oberen Endoskopie.
  • Magenspiegelung (Gastroskopie)
    Die Gastroskopie (Spiegelung von Magen und Zwölffingerdarm) erlaubt die Beurteilung von Speiseröhre, Magen und Duodenum. Sie dient der Diagnostik von Gastritiden, Ulzera, Tumoren oder Blutungsquellen.
  • Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP)
    Die ERCP (Spiegelung der Gallen- und Pankreasgänge mit Kontrastdarstellung) ermöglicht die radiologische Darstellung und interventionelle Behandlung der Gallenwege und des Pankreasgangs. Indikationen sind Choledocholithiasis, Stenosen oder Tumorverdacht.
  • Endoskopische Ultraschalluntersuchung (EUS)
    Die EUS (Ultraschall durch das Endoskop) kombiniert Endoskopie mit hochauflösender Sonographie zur Darstellung von Wand- und Nachbarstrukturen des oberen Gastrointestinaltrakts (Magen-Darm-Trakt). Sie ist unverzichtbar bei Tumorstadien, Zystendiagnostik und Feinnadelbiopsien.
  • Videokapseluntersuchung des Dünndarms
    Die Kapselendoskopie (Schlucken einer Mini-Kamera) erlaubt die nicht-invasive, vollständige Beurteilung des Dünndarms. Sie wird insbesondere bei okkulten Blutungen, Verdacht auf Morbus Crohn oder Dünndarmtumoren eingesetzt.

Abdomen (Bauchhöhle)

  • Bauchspiegelung (Laparoskopie)
    Die Laparoskopie (Spiegelung der Bauchhöhle) ist ein minimal-invasives Verfahren zur Diagnostik und Therapie im Abdomen und kleinen Becken. Sie wird bei unklaren Bauchbeschwerden, Verdacht auf Endometriose, Verwachsungen oder intraabdominale Raumforderungen eingesetzt und erlaubt gleichzeitig operative Eingriffe wie Appendektomie, Adhäsiolyse oder Ovarialzystenabtragung.

Kolon (Dickdarm), Rektum und Analkanal

  • Darmspiegelung (Koloskopie)
    Die Koloskopie (Spiegelung des Dickdarms) ermöglicht die vollständige Darstellung des Kolons und ist Goldstandard in der Darmkrebsvorsorge. Sie dient zudem der Abklärung von Durchfällen, Blutungen oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.
  • Mastdarmspiegelung (Rektoskopie)
    Die Rektoskopie (Spiegelung des Mastdarms) erlaubt die Untersuchung des distalen Rektums (Mastdarm). Sie wird bei Blutungen, Polypen oder rektalen Tumorverdacht eingesetzt.
  • Enddarmspiegelung (Proktoskopie)
    Die Proktoskopie (Spiegelung des Enddarms) dient der Inspektion des unteren Rektums und Analkanals. Sie ist indiziert bei Hämorrhoiden, Fissuren oder Analfisteln.
  • Analkanalspiegelung (Anoskopie)
    Die Anoskopie (Spiegelung des Afters) erlaubt die gezielte Untersuchung des Analkanals und angrenzender Strukturen. Sie ergänzt die digitale rektale Untersuchung bei proktologischen Beschwerden.

Harntrakt

  • Blasenspiegelung (Urethrozystoskopie)
    Die Zystoskopie (Spiegelung der Harnblase) erlaubt die Beurteilung von Harnröhre, Blasenhals und Harnblasenwand. Sie ist indiziert bei Mikrohämaturie, Tumorverdacht, Reizblasensymptomatik oder Urethrastrikturen (starke Verengungen der Harnröhre).
  • Endoskopische Harnblasenbiopsie
    Bei verdächtigen Blasenläsionen wird im Rahmen der Zystoskopie eine gezielte Biopsie (Gewebeentnahme) entnommen. Dies ist notwendig zur histologischen Sicherung urothelialer Veränderungen.
  • Harnleiter- und Nierenspiegelung (Ureterorenoskopie)
    Die Ureterorenoskopie (Spiegelung des Harnleiters und Nierenbeckens) dient der Darstellung des Ureters (Harnleiter) und des Nierenbeckens. Sie kommt bei Harnleitersteinen, Urothelkarzinomen oder Stenosen zum Einsatz und erlaubt zugleich therapeutische Eingriffe.

Weibliche Genitalorgane

  • Gebärmutterhalsspiegelung (Kolposkopie)
    Die Kolposkopie (Spiegelung des Gebärmutterhalses) ist ein vergrößerndes Verfahren zur Beurteilung des äußeren Muttermunds und der portio vaginalis. Sie dient der Abklärung auffälliger PAP-Befunde und zervikaler Dysplasien.
  • Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie)
    Die Hysteroskopie (Spiegelung der Gebärmutterhöhle) ermöglicht die Inspektion der gesamten Uterushöhle. Sie wird diagnostisch und operativ bei Polypen, Myomen, Blutungsstörungen oder Infertilität eingesetzt.
  • Fruchtwasserspiegelung (Amnioskopie)
    Die Amnioskopie (Fruchtwasserspiegelung durch den Muttermund) erlaubt die optische Beurteilung des Fruchtwassers im dritten Trimenon. Sie wurde früher zur Reifegradabschätzung genutzt, ist heute jedoch weitgehend durch Ultraschall ersetzt.

Gelenke (Arthroskopie)

  • Gelenkspiegelung des Schultergelenks
    Die Schulterarthroskopie (Gelenkspiegelung der Schulter) dient der Beurteilung von Rotatorenmanschette, Labrum und Gelenkinnenstrukturen. Sie wird bei Impingement, Instabilität oder Tendinopathien eingesetzt.
  • Gelenkspiegelung des Ellenbogengelenks
    Die Ellenbogenarthroskopie (Gelenkspiegelung des Ellenbogens) ermöglicht die Darstellung des Gelenkspalts und periartikulärer Strukturen. Sie kommt bei freien Gelenkkörpern, Bewegungseinschränkungen und posttraumatischen Veränderungen zur Anwendung.
  • Gelenkspiegelung des Hüftgelenks
    Die Hüftarthroskopie (Gelenkspiegelung der Hüfte) erlaubt die Inspektion des Gelenkspalts, des Labrum acetabuli und des Schenkelhalses. Sie wird u. a. bei femoroacetabulärem Impingement und Coxarthrose (Hüftgelenkarthrose) im Frühstadium eingesetzt.
  • Gelenkspiegelung des Kniegelenks
    Die Kniegelenksarthroskopie (Gelenkspiegelung des Knies) ist ein Standardverfahren zur Diagnostik und Therapie von Meniskusschäden, Kreuzbandrupturen und chondralen Defekten.

Fazit

Die endoskopischen Verfahren decken heute nahezu alle Organsysteme ab – von der Netzhaut bis zum Analkanal, vom Nasopharynx bis zum Hüftgelenk. Sie ermöglichen eine hochpräzise Diagnostik und bieten häufig zugleich therapeutische Optionen – minimal-invasiv, funktionserhaltend und vielfach ambulant einsetzbar. Ihre systematische Zuordnung nach anatomischer Region schafft Klarheit und Orientierung im klinischen Alltag.