Ursachen
Eichelentzündung (Balanitis)

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Balanitis bezeichnet die Entzündung der Glans penis (Eichel). Sie ist oft durch ungenügende Hygiene bzw. durch mechanische/chemische Reizung bedingt.

Häufig ist die Balanitis kombiniert mit der Entzündung des inneren Präputialblatts (Vorhautblatt) (Balanoposthitis).

Nicht selten ist ein Phimose (Vorhautverengung mit ursächlich für eine Balanitis. Die Phimose führt zu einer sekundären Infektion durch Urinretention im Präputialsack (= Hohlraum zwischen Präputium und Glans penis, d. h. zwischen Vorhaut und Eichel; umgangssprachlich: "Urinsumpf").

Nach der Ursache kann man drei Formen der Balanitis unterscheiden:

  • Akute infektiöse Balanitis
    • Bakterien:
      • Streptokokken der Gruppe B (GBS) (sehr selten: Gruppe A (GAS)), Staphylokokken (Staphylococcus aureus); Haemophilus parainfluenzae, Escherichia coli
      • Gardnerella vaginalis und andere Anaerobier wie beispielsweise Enterokokken, Klebsiellen, Morganella, Proteus (anaerobische Balanitis)
      • Gonokokken; Treponema pallidum
    • Viren; Herpesvirus; Humane Papillomaviren (HPV)
    • Mykosen/Pilze (Candida albicans) → Balanitis candidomycetica – weißes Exsudat kann auf eine Candidainfektion hindeuten
    • Protozoen (einzellige Organismen) – Trichomaden, Entamoeba histolytica (Ruhramöbe)
  • Nicht-infektiöse Balanitis – z. B. durch mechanische Irritationen und Entfettung der Eichelhaut durch zu häufiges Reinigen; Smegmaretention; seltener Kontaktdermatitis (z. B. Kondome, Gleitmittel)
  • Chronische nicht-infektiöse Balanitis – Lichen sclerosus (LS) (et atrophicus) (Synonyme: Lichen albus; Lichen atrophicus; Lichen sclerosus; Lichen sclerosus et atrophicans; Lichen sclerosus et atrophicus; Morphoeid scleroderma; Weißfleckenkrankheit; White spot diseas) – eine chronisch, entzündliche, vernarbende Hauterkrankung, die durch eine lymphatische Reaktion gekennzeichnet ist und beide Geschlechter bevorzugt im Genitalbereich betrifft. (s. u. Balanitis xerotica obliterans)

Weitere Formen der Balanitis sind:

  • Balanitis simplex –  Rötung und Schwellung der Glans penis (Eichel) [häufigste Form]
  • Balanitis erosiva ‒ Entzündung der Glans penis mit Erosionen (oberflächliche auf die Epidermis beschränkte Substanzdefekte, ohne Narbenbildung)
  • Balanitis ulcerosa ‒ Entzündung der Glans penis mit Bildung von Ulzera (Geschwüren)
  • Balanitis gangraenosa ‒ Entzündung der Glans penis, die mit einer Gangrän (Gewebsuntergang aufgrund einer Minderdurchblutung oder sonstiger Schädigung) einhergeht
  • Balanitis mycotica ‒ Entzündung der Glans penis, die durch Mykosen (Pilze) ausgelöst wird
  • Balanitis circinata ‒ Entzündung der Glans penis mit Erythem (flächenhafte Hautrötung) und girlandenförmigen Erosionen, die von einem weißlichen Epithelsaum begrenzt sind; periurethrale ("um die Harnröhre herum") Gegend der Glans ("Eichel") bleibt zumeist frei; Auftreten spontan oder als Symptom bei Reiter-Krankheit (Synonyme: Reiter-Syndrom; Morbus Reiter; Arthritis dysenterica; Polyarthritis enterica; postenteritische Arthritis; posturethritische Arthritis; undifferenzierte Oligoarthritis; urethro-okulo-synoviales Syndrom; Fiessinger-Leroy-Syndrom; engl. Sexually acquired reactive arthritis (SARA)) – spezielle Form einer "reaktiven Arthritis“ (s. o.); Zweiterkrankung nach gastrointestinalen oder urogenitalen Infekten, die sich durch die Symptomatik der Reiter-Trias auszeichnet; seronegative Spondylarthropathie, die besonders bei HLA-B27 positiven Personen durch eine Darm- oder Harnwegserkrankung mit Bakterien (meistens Chlamydien) ausgelöst wird; kann sich äußern als Arthritis (Gelenkentzündung), Konjunktivitis (Bindehautentzündung), Urethritis (Harnröhrenentzündung) und teils mit typischen Hautveränderungen.
  • Balanitis plasmazellularis (Synonym: Balanoposthitis chronica circumscripta benigna plasmacellularis Zoon, Morbus Zoon) – helle scharf begrenzte Glansrötung mit bräunlich-rote Farbe auffallende Plaques (flächenhafte oder plattenartige Substanzvermehrung der Haut) ohne tastbare Konsistenzzunahme, häufig auch petechiale Punktblutungen/flohstichartige Hautblutungen ("cayenne pepper spots"); meistens unilokulär ("an einem Ort"), seltener multilokulär oder erosiv; Auftreten hauptsächlich bei nicht zirkumzidierten Männern im fünften bis achten Lebensjahrzehnt; keine Präkanzerose, somit günstige Prognose; Verlauf: unbehandelt über Jahre; Differentialdiagnose: Erythroplasie Queyrat (s. u. "Peniskarzinom/Peniskrebs")
  • Balanitis psoriatica (Synonym: Psoriasis glandis) – scharf begrenzter, entzündlich geröteter Herd, die mit perlmuttartigen Herden bedeckt sind; evtl. einzige Manifestation einer Psoriasis vulgaris (häufigste Form der Schuppenflechte)
  • Balanitis xerotica obliterans ‒ Entzündung der Glans penis als Manifestation des Lichen sclerosus et atrophicans (chronisch verlaufende Erkrankung des Bindegewebes, die vermutlich zu den Autoimmunerkrankungen zählt)

Nachfolgend werden die begünstigenden Faktoren einer infektiösen und nicht-infektiösen Balanitis dargestellt.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Lebensalter – mit steigendem Alter erhöht sich das Risiko für eine Balanitis, da im Alter die oberste Hautschicht dünner ist

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Übertriebene Hygiene ("overtreatment"), wie auch mangelnde Hygiene
  • Unkontrollierte Anwendung von Pflegecremes → Irritationen der Genitalhaut mit Rötungen ("overtreatment balanitis")
  • Mechanische/chemische Reizung ("overtreatment")

Krankheitsbedingte Ursachen

Blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)

  • Immundefizienz, nicht näher bezeichnet

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Stoffwechselstörungen, v.a. Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) 

Haut und Unterhaut (L00-L99)

  • Kontaktallergien (Kondome aus Latex; Parfüm sowie der darin enthaltene Alkohol; Salben; Seifen; Intimkosmetika oder Intimschmuck)
  • Penile Dermatosen (Hauterkrankungen im Bereich des Penis): z. B. Psoriasis (Schuppenflechte), Atopisches Ekzem (Neurodermitis)

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • Condyloma acuminatum (Synonyme: Spitzenkondylom/Spitzenkondylome, spitze Kondylome, Feigwarze/Feigwarzen, Feuchtwarzen und Genitalwarzen; HPV 6, 11, 40, 42, 43, 44)
  • HPV-Infektion (humanes Papillomavirus)
  • Syphilis 

Neubildungen (C00-D48) 

  • Morbus Bowen – intraepidermales Carcinoma in situ bezeichnet und gilt als Vorstufe des Plattenepithelkarzinoms; betrifft vor allem ältere Männer; erhabene, braunrote, schuppige Plaques an der Penisschafthaut
  • Bowenoide Papulose des Penis (tritt vor allem bei jüngeren Männern auf)
  • Erythroplasie Queyrat – dem Morbus Bowen ähnliche Präkanzerose (mögliche Vorstufe einer Krebserkrankung) des Übergangsepithels und der Schleimhäute; klinisches Bild: solitärer rundlicher und polyzyklisch konfigurierter Herd mit rötlich glänzender Oberfläche; Prädilektionstelle beim Mann ist das innere Präputialblatt und die Glans penis (Eichel), bei der Frau ist die Übergangsschleimhaut der Vulva (weibliche Scham); Progression in ein invasives spinozelluläres Karzinom wurde in ca. einem Drittel der Fälle beschrieben

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Phimose (Vorhautverengung) (Kindern: in der Regel im Rahmen einer bestehenden primären oder sekundären Phimose) 

Weitere Ursachen

  • Iatrogen (arztbedingt): lokale Anwendungen von Podophyllotoxin, Imiquimod oder Grünteeextrakt wg. Behandlung von Condylomata acuminata (Feigwarzen)
  • Medikamentenallergie
  • Reiben von Kleidung
  • Sekundärinfektion bei Intimschmuck (Piercings etc.)
  • Trauma
     
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