Einleitung
Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)

Bei einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung – umgangssprachlich COPD genannt – (Synonyme: Atemwegobsstruktion; chronic obstructive airway disease (COAD); chronic obstructive lung disease (COLD); Chronic obstructive lung disease (COLD); Chronic obstructive pulmonary disease (COPD); Chronische obstruktive Atemwegserkrankungen; Chronische obstruktive Pulmonalerkrankung (COPE); Chronisch obstruktive Bronchitis; Chronisch obstruktive Lungenerkrankung; Chronisch obstruktive pulmonale Krankheit; Obstruktive Lunge; obstruktive Lungenerkrankung; ICD-10-GM J44.9-: Chronische obstruktive Lungenkrankheit, nicht näher bezeichnet) besteht eine progrediente (fortschreitende), nicht vollständig reversible (umkehrbare) Obstruktion (Verengung) der Atemwege.

Die
chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) stellt keine eigene Erkrankung dar, sondern ist ein funktionell durch die Atemwegsobstruktion definiertes Krankheitsbild aus chronisch-obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (Lungenüberblähung).
Asthma bronchiale ist jedoch nicht in die Definition einer
chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) eingeschlossen.

Ein ACOS (Asthma-COPD Overlap Syndrome) liegt vor, wenn eindeutig typische Zeichen beider Krankheiten vorhanden sind, d. h. zum Beispiel, dass seit der Kindheit ein Asthma bekannt ist.

Die
chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine der häufigsten chronischen Krankheiten. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) die vierthäufigste Todesursache weltweit.

Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 2 : 1, wobei der Anteil der Frauen steigt.

Häufigkeitsgipfel: Das Maximum des Auftretens der
chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) liegt zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr.

Die Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit) liegt bei ca. 13,2 % in Deutschland [1]. In der Gruppe der Menschen, die älter als 40 Jahre sind, beträgt die Prävalenz 13 %. In Europa und Nordamerika haben ca. 8-13 % der Erwachsenen eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD).

Verlauf und Prognose: Die
chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) führt zu einer deutlichen Leistungsminderung des Betroffenen, die sich bereits in alltäglichen Belastungen wie Treppensteigen bemerkbar macht. Atemnot tritt zunächst nur bei körperlicher Belastung sowie in fortgeschrittenen Stadien auf, aber auch in Ruhe. Typisch ist im weiteren Verlauf der Erkrankung ein zunehmender Leistungsabfall bei schnellem Gewichtsverlust (sogenanntes "COPD-wasting") – innerhalb von wenigen Wochen kann sich das Gewicht um mehrere Kilogramm verringern!

Die Krankheit ist durch Exazerbationen (“Krankheitsschübe“) geprägt, die durchschnittlich etwa einmal pro Jahr auftreten. Patienten mit mindestens mittelschwerer Obstruktion bleiben nur in 23 % der Fälle 3 Jahre von Exazerbationen frei.
Eine Exazerbation ist definiert als akut auftretende und über mindestens zwei Tage anhaltende Verschlechterung der respiratorischen Symptome mit Husten, Sputum (Auswurf) und Dyspnoe (Atemnot), die zu einer Steigerung der Therapie führt.

Auch eine asymptomatische COPD, d.h. eine bislang nicht erkannte COPD, erhöht bereits Morbidität (Krankheitshäufigkeit) und Mortalität (Sterblichkeit) [2]. In Anbetracht dieser Tatsache ist ein Spiroergometrie-Screening für langjährige Raucher zu prüfen.

Eine Heilung der Erkrankung ist nicht möglich, aber mittels einer adäquaten Therapie können die Symptome gemildert und die Progression ("Fortschreiten") der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) verlangsamt werden.

Komorbiditäten (Begleiterkrankungen): Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung ist vermehrt mit Hypertonie (Bluthochdruck), Koronare Herzkrankheit (KHK; Herzkranzgefäßerkrankung), periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK; fortschreitende Verengung der die Arme/ (häufiger) Beine versorgenden Arterien, meist aufgrund von Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung)), pulmonale Hypertonie (PH; Lungenhochdruck), Herzinsuffizienz (Herzschwäche) und Vorhofflimmern (VHF) vergesellschaftet. Eine weitere Komorbidität ist Diabetes mellitus Typ 2 (Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): 10-20 %) [3, 4].
Eine Clusteranalyse deckte fünf Phänotypen von Komorbiditäten auf: 1. kardiovaskulär, 2. wenige Komorbiditäten, 3. metabolisches Syndrom, Schlafapnoe, Angst /Depression, 4. Malnutrition, Osteoporose, 5. Bronchiektasen. Die Cluster waren meist signifikant assoziiert mit symptomatischen Patienten, d. h. GOLD B und GOLD D [6].
Unter Exazerbationen ist vermehrt mit dem Auftreten eines kardiovaskulären Ereignisses, wie z. B. einem Myokardinfarkt oder einer Lungenarterienembolie zu rechnen [5].

Beachte: Jeder sechste COPD-Patient im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium III oder IV hat nach GOLD gleichzeitig ein Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSA; Atemaussetzer im Schlaf, die durch die Verlegung der Atemwege entstehen) (Overlap-Syndrom); dieses geht mit einer erhöhten Morbidität (Krankheitshäufigkeit) und Mortalität (Sterblichkeit) einher.

Literatur

  1. Geldmacher H et al.: Die Prävalenz der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) in Deutschland. Ergebnisse der BOLD-Studie. Dtsch Med Wochenschr 2008; 133: 2609-2614
  2. Çolak Y et al.: Prognosis of asymptomatic and symptomatic, undiagnosed COPD in the general population in Denmark: a prospective cohort study. Lancet Respir Med 2017; 5: 426-34 doi: http://dx.doi.org/10.1016/S2213-2600(17)30119-4
  3. Cavailles A, Brinchault-Rabin G, Dixmier A, Goupil F, Gut-Gobert C, Marchand-Adam S et al.: Comorbidities of COPD. Eur Respir Rev 2013 Dec;22(130):454-75. doi: 10.1183/09059180.00008612.
  4. Karch A, Vogelmeier C, Welte T, Bals R, Kauczor HU, Biederer J et al.: The German COPD cohort COSYCONET: aims, methods and descriptive analysis of the study population at baseline. Respir Med 2016 May;114:27-37. doi: 10.1016/j.rmed.2016.03.008. Epub 2016 Mar 11.
  5. MacDonald MI, Shafuddin E, King PT, Chang CL, Bardin PG, Hancox RJ: Cardiac dysfunction during exacerbations of chronic obstructive pulmonary disease. Lancet Respir Med 2016 Feb;4(2):138-48. doi: 10.1016/S2213-2600(15)00509-3. Epub 2016 Jan 16.
  6. Raherison C et al.: Comorbidities and COPD severity in a clinic-based cohort. BMC Pulmonary Medicine 2018;18:117 https://doi.org/10.1186/s12890-018-0684-7

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Tabakentwöhnung bei COPD. (AWMF-Registernummer: 020 - 005), Januar 2014 Langfassung
  2. Vogelmeier CF et al.: Global Strategy for the Diagnosis, Management, and Prevention of Chronic Obstructive Lung Disease 2017 Report. GOLD Executive Summary. Am J Respir Crit Care Med. 2017 Mar 1;195(5):557-582. doi: 10.1164/rccm.201701-0218PP.
  3. S2k-Leitlinie: Diagnostik, Prävention und Therapie der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). (AWMF-Registernummer: 020 - 006), Januar 2018 Langfassung
  4. S3-Leitlinie: Akuter und chronischer Husten. (AWMF-Registernummern: 053-013) Februar 2021. Kurzfassung Langfassung
  5. Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD): 2021 GOLD Report. Global Strategy for the Diagnosis, Management, and Prevention of Chronic Obstructive Pulmonary Disease. www.goldcopd.org
  6. S3-Leitlinie: Nationale VersorgungsLeitlinie COPD. (AWMF-Registernummer: nvl- 003). Juni 2021 Kurzfassung Langfassung

     
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