Eiweiß-Elektrophorese im Urin

Die Elektrophorese bezeichnet eine Laboruntersuchung, bei der elektrisch geladene Teilchen des Blutes in einem elektrischen Feld wandern.
Die Geschwindigkeit dieser Wanderung hängt unter anderem von der Ionenladung der Teilchen, der Feldstärke und dem Radius der Teilchen ab.

Man kann die verschiedenen Formen der Elektrophorese unterscheiden:

  • Eiweiß-Elektrophorese im Blutserum (Synonym: Serumelektrophorese), Urin oder Liquor
  • Hämoglobin-Elektrophorese (Synonym: Hb-Elektrophorese)
  • Immunfixations-Elektrophorese
  • Lipid-Elektrophorese

Bei der Eiweiß-Elektrophorese im Urin (Synonyme: Urinelektrophorese; Urin-Eiweiß-Elektrophorese) werden die folgenden Fraktionen aufgespalten:

  • Gesamteiweiß
  • Albumin
  • Alpha-1-Fraktion
  • Alpha-2-Fraktion
  • Beta-Fraktion
  • Gamma-Fraktion

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Spontanurin (Mittelstrahlurin)
  • 24 h-Urin

Vorbereitung des Patienten

  • Bei 24 h-Urin bitte die Sammelmenge angeben
  • Der 2. Morgenurin ist dem Sammelurin gleichwertig

Störfaktoren

  • Starke körperliche Belastung
  • Polyurische Nierenfunktionsstörung – Nierenfunktionsstörung, bei der es zu einer übermäßigen Urinausscheidung kommt

Normwerte

Normwerte je nach Verfahren/Labor 

Indikationen

Diagnostik von Proteinurien (Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin)

  • Akute/chronische Glomerulonephritis (Nierenkörperchenentzündung)
  • Chronisches Nierenversagen
  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Hämodialyse (Blutwäsche)
  • HELLP-Syndrom (H = hemolysis (Hämolyse/Auflösung der Erythrozyten (rote Blutkörperchen) im Blut), EL = elevated liver enzymes (Erhöhung der Leberenzyme), LP = low platelets (Thrombozytopenie/Verminderung der  Blutplättchen) – Sonderform der Präeklampsie, die lebensgefährliche Verläufe annehmen kann
  • IgA-Nephritis – spezielle Form der Nierenentzündung
  • Interstitielle Nephritis – spezielle Form der Nierenentzündung
  • Kollagenosen (Gruppe von Bindegewebserkrankungen, die durch Autoimmunprozesse bedingt sind) – systemischer Lupus erythematodes (SLE), Polymyositis (PM) bzw. Dermatomyositis (DM), Sjögren-Syndrom (Sj), Sklerodermie (SSc) und Sharp-Syndrom ("mixed connective tissue disease", MCTD)
  • Mikrohämaturie – Blut im Urin, welches jedoch mit bloßem Auge nicht sichtbar ist
  • Monoklonale Gammopathie – Form des multiplen Myeloms (Plasmozytom)
  • Nephrotisches Syndrom  – Sammelbegriff für Symptome, die bei verschiedenen Erkrankungen des Glomerulums (Nierenkörperchen) auftreten; Symptome sind: Proteinurie (Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin) mit einem Proteinverlust von mehr als 1 g/m²/Körperoberfläche pro Tag; Hypoproteinämie, periphere Ödeme (Wassereinlagerung) durch eine Hypalbuminämie von < 2,5 g/dl im Serum, Hyperlipoproteinämie (Fettstoffwechselstörung)
  • Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung)
  • Rapid progressive Glomerulonephritis (rapid progrediente Glomerulonephritis, RPGN) – relativ seltene Erkrankung, die mit einer rasch fortschreitenden Verschlechterung der Nierenfunktion einhergeht
  • Zustand nach Nierentransplantation

Interpretation

Die Eiweiß-Elektrophorese im Urin ist orientierend geeignet zur Differenzierung primär glomerulären, primärtubulären und gemischten Störungen.

Weitere Hinweise

  • Zur Differentialdiagnostik einer Proteinurie ist die quantitative Messung der Leitproteine geeigneter:
    • Albumin im Urin (Ort der Schädigung: glomerulär, selektiv), Bestimmung bei z. B.:
      • Diabetes mellitus
      • Hypertonie
      • Glomerulonephritiden
      • orthostatische Proteinurie
      • ebenfalls erhöht bei: Fieber und körperlicher Belastung
    • Alpha-1-Mikroglobulin (Ort der Schädigung: tubulär), Bestimmung bei z. B:
      • bakterielle Pyelonephritis
      • Fanconi-Syndrom
      • interstitielle Nephritis
      • ebenfalls erhöht bei: körperlicher Belastung
  • Bei Verdacht auf Bence-Jones-Proteinurie bzw. Paraproteinurie (bei monoklonaler Gammopathie, z. B. Plasmozytom) ist eine "Immunfixationselektrophorese im Urin" indiziert (angezeigt/geeignet).

     
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