Weitere Therapie
Plasmozytom

Allgemeine Maßnahmen

  • Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum)
  • Begrenzter Alkoholkonsum (Männer: max. 25 g Alkohol pro Tag; Frauen: max. 12 g Alkohol pro Tag)
  • Normalgewicht anstreben bzw. erhalten!
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse
    • Unterschreitung der BMI-Untergrenze (ab dem 45. Lebensjahr: 22; ab dem 55. Lebensjahr: 23; ab dem 65. Lebensjahr: 24) → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Untergewichtige
    • BMI-Rechner – ermitteln Sie Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)
  • Vermeidung von Umweltbelastungen:
    • Ionisierende Strahlung
    • folgende Personengruppen sind häufig betroffen: Arbeiter in der Holzverarbeitung und Lederindustrie, Landwirte und Personen mit Exposition gegenüber Mineralöl

Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren

Die Stammzelltransplantation (genauer: hämatopoetische Stammzelltransplantation; HSZT; Blutstammzelltransplantation) wird nach einer Hochdosis-Chemotherapie und einer anschließenden Strahlentherapie (Radiotherapie, Radiatio) bei eindeutig erhöhtem Rezidivrisiko bzw. nach einem Rezidiv durchgeführt. Die Kombination aus Chemotherapie und autologe Stammzelltransplantation (ASCT) führt bei > 40 % der Patienten zu einer kompletten Remission.

Wissenschaftler konnten zeigen, dass das Überleben nach einer Stammzelltransplantation größer war als bei Patienten ohne diese Therapie. Mithilfe der Propensity-Score-Analyse wurde ein Wert von 0,57 (95 %-Konfidenzintervall zwischen 0,46 und 0,72; p < 0,001) berechnet. Das bedeutet, dass die Sterbewahrscheinlichkeit im Beobachtungsintervall durch die Stammzelltransplantation um 43 % reduziert wurde [1].

Weitere Hinweise

  • In einer Phase-III-Studie sind mit immunmodulatorischen Medikamenten und Proteasom-Inhibitoren gleich gute Ergebnisse in Bezug auf das Gesamtüberleben die wie nach einer (sofortigen) Stammzelltherapie erzielt worden [2]. Die Ergebnisse im Einzelnen:
    • Vollremission: (sofortige) Stammzelltransplantation versus medikamentöse Therapie (59 versus 48 %)
    • mediane progressionsfreie Überleben nach vier Jahren (50 versus 36 Monate)
    • Knochenmark nach der Konsolidierung frei von Tumorzellen (79 versus 65 %)
    • Gesamtüberleben nach vier Jahren (81 versus 82 %)
  • In einer Phase-III-Studie zeigte sich, dass Patienten mit einem fortgeschrittenen multiplen Myelom im Transplantationsarm einen Vorteil für die Therapieoption mit einer Blutstammzelltransplantation hatten [3].
  • Der G-BA legt aktuell eine Studie zur Stammzelltransplantation (autologe Mehr­fachtransplantation sowie die allogene Stammzelltransplantation in der Erstlinientherapie) beim multiplem Myelom auf. Ergebnisse dazu stehen noch aus.

Operative Therapie

  • Bei Frakturen (Knochenbrüchen) operative Versorgung und Schmerztherapie (Analgetika)

Impfungen

Bei Patienten mit einem Plasmozytom (multiples Myelom) ist das Infektionsrisiko im Vergleich zur gesunden Bevölkerung insgesamt 7-fach erhöht – 10-fach bei viralen Erkrankungen.

Die nachfolgenden Impfungen sind vor Therapiebeginn angeraten:

  • COVID-19-Impfung
  • Grippe-Impfung (saisonaler quadrivalenter Totimpfstoff)
  • Haemophilus influenzae (Typ B Konjugat-Impfstoff)
  • Hepatitis A und B (bei Reisen in hoch endemische Gebiete bzw. erhöhtem Expositionsrisiko und bei Hämodialyse)
  • Herpes zoster-Impfung (nur mit Totimpfstoff)
  • Meningokokken-Impfung (ACWY und B) (bei Asplenie, Komplementäreffizienz, häufig auftretenden bakteriellen Infekten)
  • Pneumokokken-Impfung: Immunsupprimierte sollten sequentiell mit dem 13-valenten Konjugatimpfstoff PCV13 und sechs bis zwölf Monate später mit dem 23-valenten Polysaccharidimpfstoff PPSV23 gegen Pneumokokken geimpft werden.
  • Tetanus/Diphtherie/Pertussis (Patienten, die keine Grundimmunisierung/Auffrischung erhalten haben) 

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen [S3-Leitlinie]

  • Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen zur Früherkennung eines Rezidivs (Wiederauftreten der Erkrankung)
    • bei stabilem, nicht therapiebedürftigem MM reicht ein Intervall von 6 Monaten, Untertherapie von 3 Monaten
  • Bestandteil der Nachsorge gemäß S3-Leitlinie sind: regelmäßigen Labordiagnostik mit
    • Blutbild,
    • Immunfixationselektrophorese des Serums und Urins,
    • Bestimmung von freien Leichtketten und Paraprotein im Serum
    • Kreatinin- und Calciumwerte
  • Medizingerätediagnostik: regelmäßige Kontroll- oder Routine-Untersuchung mittels Ganzkörper-CT oder -MRT ohne klinische Symptomatik wird nicht empfohlen

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der allgemeinen Erkenntnisse über die Ernährung bei einer Tumorerkrankung. Das bedeutet:
    • nur begrenzt energiereiche Lebensmittel verzehren
    • moderate Gesamtfettaufnahme
    • wenig rotes Fleisch (Schwein, Rind, Lamm, Kalb) und Wurstwaren
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Gemüse)
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • Verzehr von geräucherten und gepökelten Nahrungsmitteln reduzieren, denn diese enthalten Nitrat oder Nitrit als Bestandteil des Pökelsalzes. Bei deren Zubereitung entstehen Verbindungen (Nitrosamine), die Risikofaktor für verschiedene Tumorerkrankungen sind.
    • auf schadstoffbelastete Lebensmittel wie Innereien und Wildpilze verzichten
    • keine angeschimmelten Lebensmittel essen
  • Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
    • Ernährung reich an:
      • Vitaminen (A, C, D, E, Folsäure)
      • Mineralstoffen
      • Spurenelementen (Selen, Zink)
      • Omega-3-Fettsäuren
      • Sekundären Pflanzenstoffen (z. B. Carotinoide, Polyphenole)
    • Da die Erkrankung mit Entzündungsprozessen einhergeht, sollten Erkenntnisse in Bezug auf eine antiinflammatorische (entzündungshemmende) Ernährung auch Grundlage der Ernährung bei einem Plasmozytom sein. Siehe unter Ernährung bei „Subklinische Inflammation“.
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns. 

Sportmedizin

  • Ausdauertraining (Cardiotraining) und Krafttraining (Muskeltraining)
    • Generell kann ein Ausdauertraining auf einem Fahrradergometer empfohlen werden, das nach dem Prinzip des Intervalltrainings durchgeführt wird. Das heißt, dass sich Belastungsphasen von 1 bis 3 Minuten Dauer mit Ruhephasen von ebenfalls 1 bis 3 Minuten Dauer abwechseln. Das Training sollte bei etwa 80 % der maximalen Herzfrequenz insgesamt 30 Minuten durchgeführt werden; Trainingshäufigkeit 5-mal pro Woche.
  • Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Psychotherapie

  • Ggf. Psychotherapie
  • Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
  • Krebsinformationsdienst KID, telefonischer Krebsinformationsdienst am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg
    Mo-Fr 8-20.00; in türkischer Sprache Di, Mi, Don 18-20.00. Telefon: 06221-410121
  • Deutsche Krebshilfe e. V.
    Thomas-Mann-Str.40, Postfach 1467, 53111 Bonn
    Telefon: 0228-72990-0, Fax: 0228-72990-11, E-Mail: deutsche@krebshilfe.de, Internet: www.krebshilfe.de
  • Deutsche Krebsgesellschaft und ihre Landesverbände, Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
    Paul-Ehrlich-Straße 41, 60596 Frankfurt/M.

Literatur

  1. Winn AN et al.: The Real World Effectiveness of Hematopoietic Transplant Among Elderly Individuals With Multiple Myeloma. JNCI J Natl Cancer Inst (2015) 107 (8): djv139. doi: 10.1093/jnci/djv139
  2. Attal M et al.: Lenalidomide, Bortezomib, and Dexamethasone with Transplantation for Myeloma. N Engl J Med 2017; 376:1311-1320April 6, 2017 doi: 10.1056/NEJMoa1611750
  3. Goldschmidt H et al.: Salvage Autologous Transplant and Lenalidomide Maintenance vs. Lenalidomide/Dexamethasone for Relapsed Multiple Myeloma: the Randomized GMMG Phase III Trial ReLApsE. Leukemia 2020 https://doi.org/10.1038/s41375-020-0948-0

Leitlinien

  1. Rieger CT et al.: Anti-infective vaccination strategies in patients with hematologic malignancies or solid tumors—Guideline of the Infectious Diseases Working Party (AGIHO) of the German Society for Hematology and Medical Oncology (DGHO). Annals of Oncology, Volume 29, Issue 6, 1 June 2018, Pages 1354-365. doi.org/10.1093/annonc/mdy117
     
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