Medikamentöse Therapie
Plasmozytom

Therapieziel

Erreichen der Remission (Nachlassen von Krankheitssymptomen)

Therapieempfehlungen

SLiM-CRAB-Kriterien des therapiepflichtigen Multiplen Myeloms [6]

Die Therapiepflichtigkeit tritt formal ein, sobald eines der folgenden SLiM-CRAB-Kriterien erfüllt ist:

Myelom-definierende Biomarker (SLiM-Kriterien)
  • Klonale Plasmazellinfiltration im Knochenmark ≥ 60 % (engl. „ sixty percent“)
  • Verhältnis der freien Leichtketten (beteiligte/unbeteiligte Leichtketten) ≥ 100 (engl. „ light chain“)
  • Im MRT ≥ 2 fokale Läsionen (mind. 5 mm Durchmesser)
Organschädigung (CRAB-Kriterien)
  • C: Hypercalcämie: Serum-Calcium > 0,25 mmol/l (> 1 mg/dl) oberhalb der oberen Norm oder > 2,75 mmol/l (> 11 mg/dl)
  • R: Nierenfunktionseinschränkung (engl. „renal insufficiency“): Kreatinin-Clearance < 40 ml/min oder Serum-Kreatinin > 2 mg/dl (> 177 μmol/l)
  • A: Anämie: Hämoglobin > 2 g/dl unterhalb der unteren Norm oder < 10 g/dl
  • B: Knochenläsionen (engl. „bone lesions“): mind. 1 Osteolyse (Knochengewebeauflösung) im CT, PET-CT oder Skelettröntgen

Legende: CT = Computertomographie; PET-CT = Positronenemissionstomographie/Computertomographie

Die Therapie richtet sich nach dem Stadium:

  • Stadium I – "wait and see" (regelmäßige Untersuchungen):
    • Smouldering Myeloma ("schwelendes Myelom"): in der Regel keine Therapie („watch and wait“)
      • Therapie jedoch bei Hochrisikokonstellationen (z. B. monoklonales Protein  ≥ 30 g/L), Myelomherde im Knochenmark (MRT), Quotient für den freien Leichtkettentest außerhalb des Normbereichs (0,3 - 1,6))
  • Symptomatische multiple Myelom (MM; s. u. "SLiM-CRAB-Kriterien des therapiepflichtigen Multiplen Myeloms")
    • Stadium II – Strahlentherapie (Radiotherapie, Radiatio), da das Plasmozytom sehr strahlensensibel ist. Mit der Strahlentherapie können jedoch nur einzelne Tumorherde behandelt werden (s. u. Strahlentherapie).
    • Stadium II/III – in der Regel kombinierte Chemotherapie (s. u.) und Strahlentherapie
  • Personen < 70. Lebensjahr (ohne schwerwiegende Komorbiditäten/Begleiterkrankungen) sollten nach einer Induktionstherapie eine Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation (autoSCT; ASCT) erhalten.
    Beachte: Die S3-Leitlinie rät, stets das biologische und nicht das kalendarische Alter für Therapieentscheidungen heranzuziehen.
  • Erhaltungstherapie: Nach einer Hochdosistherapie und SCT empfiehlt die Leitlinie Lenalidomid bei Patienten mit Standardrisiko [S3-Leitlinie].
  • Ältere Personen (Median 73 Jahre) oder komorbide Personen, die nicht für eine autoSCT geeignet sind, profitieren bereits in der Erstlinie von einer Dreifachkombination aus dem CD38-Antikörper Daratumumab (D), Lenalidomid und Dexamethason [18].
    Substitution von Immunglobulinen bei Antikörpermangel
  • Bisphosphonate (Begleittherapie), um osteolytische Knochenläsionen (Knochenzerstörung durch Knochenabbau) zu verhindern; im Falle von zahnärztlichen Eingriffen ist unter Bisphosphonate-Therapie eine antibiotische Prophylaxe erforderlich
  • Rezidivtherapie (Therapie bei Wiederauftreten der Erkrankung):
    • bei erstem Rezidiv bei MM eine Triple-Kombinationstherapie mit zwei neuen Substanzen und einem Steroid
    • falls noch kein SCT in erster Linie: jetzt bei Rezidiv anbieten
    • fitten Patienten bei frühem Rezidiv nach autologer SCT: allogene SCT anbieten
  • Siehe auch unter "Weitere Therapie".

Beachte: Eine frühzeitige Antibiotikaprophylaxe mit Levofloxacin (Fluorchinolon) senkt bei frisch diagnostizierten Myelom-Patienten das Infektionsrisiko um 34 % [11].

Weitere Hinweise

  • Ältere Patienten (> 75 LJ) mit multiplen Myelom scheinen nur bedingt von der üblichen Dreifach-Kombination zu profitieren!
    Die  FIRST-Studie (Front-Line Investigation of REVLIMID/Dexamethasone vs. Standard Thalidomide) zur Erstlinienbehandlung konnte die Überlegenheit der Kombination von Lenalidomid und niedrigdosiertem Dexamethason gegenüber der Standardkombination Melphalan/Prednison/Thalidomid (MPT) hinsichtlich progressionsfreien Überleben (engl. progression-free survival, PFS) und Gesamtüberleben (engl. overall survival, OS) für ältere Patienten nachweisen. In der Lenalidomid-Dexamethason-Gruppe war die die OS-Rate nach vier Jahren bei 52 %, gegenüber 39 % unter MPT (HR 0,72) [2]. 
    Hinweis: Die Toxizität der Zweierkombination ist niedriger als die der Dreifachkombination.
    Die kontinuierliche Therapie verbesserte in einer gepoolten Analyse signifikant progressionsfreies Überleben bis zum ersten Rezidiv (PFS-1), bis zum zweiten Rezidiv (PFS-2) und Gesamtüberleben (OS). Die Verlängerung von PFS-2 macht wahrscheinlich, dass der Nutzen während der ersten Remissionsphase nicht durch eine verkürzte zweite Remission zunichtegemacht wird [4].
  • Selinexor (XPO1-Inhibitor; "Selective Inhibitor of Nuclear Export“, SINE; dieser verhindert, dass Tumorzellen Tumorsuppressorproteine aus dem Zellkern herausschaffen können) hat in einer Phase 2-Studie bei Patienten, die "austherapiert" waren, in Kombination mit Dexamethason bei einem Viertel der Patienten mit Multiplem Myelom Remissionen erzielt; bei 26 % der Patienten war ein Rückgang der Myelomproteine im Plasma um mindestens 50 % nachweisbar (inkl. 2 Patienten mit einer stringten kompletten Remission) [10].
    Selinexor wurde 2022 in der Zweitlinie in Kombination mit Bortezomib und Dexamethason zugelassen.
  • Lenalidomid ist als Monotherapie für die Erhaltungstherapie Erwachsener mit neu diagnostiziertem multiplen Myelom, die eine autologe Stammzelltransplantation (ASCT) erhalten haben, zugelassen worden (Europäische Kommission, 2017). Weitere Indikationen sind (siehe dazu auch unten*):
    • zur Behandlung Erwachsener mit unbehandeltem multiplem Myelom, die nicht transplantierbar sind.
    • in Kombination mit Dexamethason zur Therapie des multiplen Myeloms bei Erwachsenen, die mindestens eine vorausgegangene Therapie erhalten haben
  • Melphalan flufenamid (Synonyme: Melflufen): Therapie von Erwachsenen mit Multiplem Myelom, die mindestens drei vorangegangene Therapielinien erhalten haben. Bedingung: Erkrankung muss dabei gegenüber mindestens einem Proteasom-Inhibitor, einem immunmodulatorischen Wirkstoff und einem monoklonalen Anti-CD38-Antikörper refraktär (triple-refraktär) und nach der letzten Therapie progredient gewesen sein.
  • CAR-T-Zelltherapie*: 
    • Phase-I-Studie-Ergebnis: bei 28 der ersten 33 Patienten (85 %) wurde eine Remission erzielt; sie war bei 15 Patienten (45 %) komplett.
      Eine Heilung ist beim Plasmozytom nicht zu erwarten; bei 6 der 15 Patienten mit einer kompletten Remission ist es in der Zwischenzeit zu einem Rezidiv (Wiederauftreten der Erkrankung) gekommen; Remissionen dauerten im Durchschnitt 11,8 Monate [8].
      • Ide-cel : 77 % der Patienten sind progressionsfrei nach 12 Monaten [20]
      • Indikation: Personen mit resistentem/refraktärem multiplen Myelom (MM)
    • Eine randomisierte Studie zeigte beim fortgeschrittenen Multiplen Myelomin eine Überlegenheit der CAR-T-Zelltherapie gegenüber einer konventionellen Therapie: Eine einzelne Cilta-Cel-Infusion führte bei Lenalidomid-refraktären Patienten mit multiplem Myelom, die zuvor ein bis drei Therapien erhalten hatten, zu einem geringeren Risiko für Krankheitsprogression oder Tod als die Standardbehandlung [21].
  • Rote-Hand-Brief zu Thalidomid: AkdÄ Drug Safety Mail | 32–2015: Die Initialdosis von Thalidomid bei Anwendung in Kombination mit Melphalan sollte bei Patienten über 75 Jahre reduziert werden.
  • Rote-Handbrief zu Pomalidomid: AkdÄ Drug Safety Mail | 17–2016:  In seltenen Fälle (weniger als 1/1.000) erfolgt eine Hepatitis-B-Reaktivierung bei Patienten, die Pomalidomid in Kombination mit Dexamethason erhielten und sich zuvor mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) infiziert hatten.
  • Rote-Hand-Brief zu Lenalidomid: AkdÄ Drug Safety Mail | 39–2016: neuer wichtiger Hinweis zur Reaktivierung von Virusinfektionen 
  • Erwachsene mit bisher unbehandeltem multiplem Myelom, die nicht für eine Transplantation infrage kommen, sollten Lenalidomid in Kombination mit Bortezomib und Dexamethason erhalten (Quelle: Phase-III-Studie SWOG S0777: statistisch signifikante Verbesserungen im progressionsfreien Überleben und Gesamtüberleben).

*CAR-T-Zelltherapie ("chimäre Antigenrezeptor-T-Zellen"): Patienteneigene T-Zellen werden außerhalb des Körpers (ex vivo) auf genetischer Ebene mit chimären Antigenrezeptoren („chimeric antigen receptor“, CAR) ausgestattet und so spezifisch auf den Krebs ausgerichtet. Anschließend werden diese Zellen in den Körper reinfundiert. Sie binden sich dann an die entsprechenden Tumormerkmale (hier: "B-cell maturation antigen" (BCMA)) auf den Lymphomzellen und führen zu einer anhaltenden Immunreaktion durch Freisetzung von Chemokinen, Zytokinen und lytische Molekülen.

Nebenwirkungen: Durch die Freisetzung der zuvor genannten körpereigenen Botenstoffe (Zytokinsturm) kann es zu hohem Fieber und lebensbedrohlichen Organschäden kommen; weitere mögliche Nebenwirkung sind Tumorlysesyndrom (TLS; lebensbedrohende Stoffwechselentgleisung, die bei der plötzlichen Zerstörung einer größeren Anzahl von Tumorzellen auftreten kann) und Neurotoxizität (Eigenschaft einer Substanz, schädigend auf Nervengewebe zu wirken).

Wirkstoffe (Hauptindikation)

Zytostatika

  • Fitte Patienten: Therapie mit Melphalan (Hochdosis); anschließend autologe Stammzelltransplantation.
  • Unfitte Patienten: begrenzte Therapiedauer VMP (Bortezomib/Melphalan/Prednison)-Schema oder das kontinuierliche Rd(Lenalidomid/Dexamethason)-Schema (medianes progressionsfreies Überleben von ca. zwei Jahren)
  • Cave: Melphalan ist stammzelltoxisch (keine Anwendung vor Stammzellmobilisation)
  • Es werden hier keine Angaben zu Dosierungen gemacht, da es bei der Chemotherapie häufig zu Veränderungen in den jeweiligen Regimen kommt.

Therapiekombinationen für die Erstlinienbehandlung des multiplen Myeloms [15]

Schema Wirkstoffe/Dosierung Zyklusdauer  Zykluszahl  Zulassung 
VCd  
Bortezomib (V) 
Cyclophosphamid (C) 
Dexamethason (d) 
 3  TE: in der Regel 3-4 (bzw. bis zur HDT)  EU
VRd
Bortezomib (V) 
Lenalidomid (R) 
Dexamethason (d) 
 3  
TE: in der Regel 3-4 (bzw. bis zur HDT)
NTE: 5 max. 8 Zyklen, Rd bis Progression oder Toxizität
 EU, CH
RVD lite  Lenalidomid (R) 
Bortezomib (V) 
Dexamethason (d)
 5  
RVd für 9 Zyklen, dann RV für 6 weitere Zyklen
Lenalidomid-Erhaltung optional bis Progression oder Toxizität
 EU
(D-)VMP
Daratumumab (D) 
Bortezomib (V)  (ab Zyklus 2)
Melphalan (M) 
Prednison (P) 
6 D: wöchentlicher Zyklus 1, 3-wöchentliche Zyklen 2-9, anschließend 4-wöchentlich bis Progression oder Toxizität VMP max. 9 Zyklen EU, CH
(D-)Rd
Daratumumab (D) 
Lenalidomid (R) 
Dexamethason (d)
4
D: wöchentlicher Zyklen 1-2, 2-wöchentliche Zyklen 3-6, danach 4-wöchentlich
Rd bis Progression oder Toxizität 
Alle Therapien bis Progression oder Toxizität
EU

Legende

  • TE = Patienten, für die eine Transplantation infrage kommt
  • NTE = Patienten, für die eine Transplantation nicht infrage kommt
  • HDT = Hochdosischemotherapie

Folgende Wirkstoffe können bei Therapieversagern eingesetzt werden (ausgewählte Schemata):

Schema Zulassungsbedingungen Bemerkungen
Lenalidomid-basiert    
Carfilzomib/Lenalidomid/Dexamethason Ab 2. Linie  
Ixazomib/Lenalidomid/Dexamethason Ab 2. Linie  
Elotuzumab/Lenalidomid/Dexamethason Ab 2. Linie  
Daratumumab/Lenalidomid/Dexamethason (DRd) Ab 2. Linie Daratumumab hat in einer Phase-III-Studie – bei Zugabe zu Melphalan, Prednison und Bortezomib – das progressionsfreie Überleben verlängert (von 50,2 auf 71,6 %; bei 90,9 % der Patienten ist es zu einer Remission gekommen, die bei 42,6 % komplett war) [7]
Bortezomib-basiert    
Daratumumab/Bortezomib/Dexamethason Ab 2. Linie  
Panobinostat/Bortezomib/Dexamethason Ab 3. Linie (nach Bortezomib- u. Lenalidomid-Vortherapie)  
Weitere    
Carfilzomib/Dexamethason Ab 2. Linie  
Daratumumab-Monotherapie Nach Proteasominhibitor- und Immunmodulator-Vortherapie und Progression während letzter Linie  
Pomalidomid/Dexamethason Ab 3. Linie (nach Bortezomib- und Lenalidomid-Vortherapie) und Progression während letzter Linie  
Bendamustin/Prednison Ab Primärtherapie  
Isatuximab in Kombination mit Pomalidomid und Dexamethason (POM-DEX) Nach zwei Therapien, darunter Lenalidomid und einen Proteasom-Inhibitor (PI), und unter der letzten Therapie eine Krankheitsprogression gezeigt haben. Therapie des rezidivierten und refraktären Multiplen Myeloms (MM) bei Erwachsenen
Carfilzomib in Kombination mit Dexamethason dem CD38-Antikörper Isatuximab  Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem (r/r) multiplem Myelom (MM) IKEMA-Studie: länger progressionsfrei, mit vergleichbar hoher Toxizität [13]
Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Belantamab-Mafodotin, bei dem der Antikörper Belantamab die gezielte Aufnahme des Zytostatikums Mafodotin veranlasst. Zulassung ist beschränkt  auf erwachsene Patienten, die mind. 4 vorherige Therapien erhalten haben. Darunter muss mindestens ein Proteasom-Inhibitor, ein immunmodulatorisches Mittel und ein monoklonaler Anti-CD38-Antikörper gewesen sein Zulassung beruht aufden Ergebnissen der Studie DREAMM-2 [14]
  • Thalidomid/Lenalidomid* – hemmt monoklonale Immunglobuline; in Kombination mit Dexamethason*; zugelassen zu Primär- und Rezidivtherapie
  • Bortezomib (Proteasominhibitor) – in Kombination mit Dexamethason; zugelassen zu Primär- und Rezidivtherapie
  • Carfilzomib (irreversibler Proteasominhibitor) – in Kombination mit Dexamethason [1]; seit 2015 hat die Europäische Kommission die Zulassung für Carfilzomib  in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason erteilt; im Rezidiv eingesetzt
  • Elotuzumab – monoklonaler lgG1 (Immunglobulin G1)-Antikörper, der sich gegen das Glykoprotein SLAMF7 richtet. Dieses Glykoprotein wird auf der Oberfläche von Myelomzellen und natürlichen Killerzellen exprimiert. Der duale Wirkmechanismus von Elotuzumab basiert auf einer Aktivierung von natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) und einer Antikörper-vermittelten Zellschädigung (ADCC – Antibody dependent cellular cytotoxicity). Durch die Stimulation von natürlichen Killerzellen kann Elotuzumab somit als immunonkologische Substanz Einfluss auf die Immunantwort und die körpereigene Tumorabwehr nehmen (Quelle: NUB Antrag 2015/2016). Die Phase III-Studie „Eloquent-2“ kam zu dem Ergebnis, dass mit Elotuzumab das Risiko für ein weiteres Fortschreiten der Krankheit und das Mortalitätsrisiko um 30 Prozent verringert werden können.
  • Isatuximab (monoklonaler Antikörper; bindet an ein spezifisches Epitop des CD38-Rezeptors): In ICARIA-MM (Phase-III-Studie) wurde durch Isatuximab/ POM-DEX eine statistisch signifikante Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (PFS) erzielt (medianes PFS 11,53 Monate vs. 6,47 Monate nach alleiniger Gabe von POM-DEX) [12].
  • Ixazomib (Proteasom-Inhibitor): im Rezidiv eingesetzt; in Kombination mit Lenalidomid plus Dexamethason hat das progressionsfreie Überleben von 17,6 auf 26,3 Monate verlängert [3]
  • Daratumumab (der monoklonale Antikörper erkennt auf der Zelloberfläche das Antigen CD 38, dies führt zur Zerstörung der Plasmazellen); zugelassen zu Primär- und Rezidivtherapie; 2. Linie Indikationen: mindestens drei frühere Therapieversagern 
  • Pomalidomid (Immunmodulator); verwandt mit Thalidomid und Lenalidomid; im Rezidiv eingesetzt
    • Ein besonders gutes Ansprechen wurde bei Patienten beobachtet, die gegenüber neueren Wirkstoffen (einschließlich Pomalidomid und Carfilzomib) refraktär waren.
    • Es hat die Behandlungsergebnisse von Patienten verbessert, wenn das Mittel in Kombination mit Bortezomib und Dexamethason eingesetzt wurde [5].
    Nebenwirkungen: Progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML): Bei neuen oder sich verschlechternden neuropsychiatrischen Symptomen differentialdiagnostisch berücksichtigen.
  • Erstlinie: Daratumumab in Kombination mit Bortezomib, Melphalan und Prednison (D-VMP): Behandlung Erwachsener mit neu diagnostiziertem Multiplem Myelom, die nicht für eine autologe Stammzelltransplantation geeignet sind.
    Beachte: Durch Daratumumab kann es zu einer tödlich verlaufenden Hepatitis-B-Virus (HBV)-Reaktivierung kommen [9].

Alle Wirkstoffe werden in der Regel mit einer Chemotherapie durchgeführt.

*Die Ergänzung der Melphalan-Prednison-Induktionstherapie um Lenalidomid bei älteren Patienten (> 65 Jahre) führt zu einer signifikanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens. Februar 2015 erhielt Lenalidomid die Zulassung der Europäischen Kommission für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit unbehandeltem multiplem Myelom, die nicht transplantierbar sind.

Weitere Hinweise

  • Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem multiplen Myelom (wieder aufgetretenes oder behandlungsunempfindliches multiples Myelom): 
    • Venetoclax (Inhibitor des Proteins BCL-2, das Zellen des multiplen Myeloms vor dem programmierten Zelltod schützt) in Kombination mit Bortezumab und Dexamethason verlängert die progressionsfreie Überlebenszeit (22,4 vs. 11,5 Monate); in der Gruppe mit Venetoclax wurde aufgrund einer erhöhten Infektionsrate eine gesteigerte Mortalität (Sterberate) zu festgestellt [16].
      Beachte: Ein bekanntes Risiko von Venetoclax ist ein Tumorlysesyndrom (TLS) [17].
    • Teclistamab (T-Zell-umleitender, bispezifischer Antikörper, der sowohl auf BCMA- als auch auf CD3-Rezeptoren abzielt): hat in einer Phase-1/2-Studie bei mehrfach vorbehan­delten Patienten mit einem mul­tiplen Myelom längere Remissionen erzielt [19]. Die vorläufige Zulassung wird an die Durchführung einer Phase-III-Studie geknüpft. 
    • Cereblon-E3-Ubiquitin-Ligase-Modulator Mezigdomid: 41 % der triple-refraktären Patienten mit multiplem Myelom haben auf Mezigdomid angesprochen [22].
    • Elranatamab (gegen B-Zell-Reifungsantigen(BCMA)-CD3-gerichtete, bispezifische Antikörper-Immuntherapie, die subkutan angewendet wird): zur Behandlung erwachsener Patientinnen und Patienten mit r/r MM, die zuvor bereits mindestens drei Therapien (darunter ein immunmodulatorischer Wirkstoff, ein Proteasom-Inhibitor und ein Anti-CD38Antikörper) erhalten haben und deren Erkrankung während der letzten Therapie progredient war. Zulassungsrelevant waren die Daten aus Kohorte A der Phase-II-Studie MagnetisMM: objektive Ansprechrate von 61 Prozent und eine Wahrscheinlichkeit von 72 Prozent für die Aufrechterhaltung des Ansprechens über einen Zeitraum von 14,7 Monaten [23].

Supportive/unterstützende Maßnahmen

  • Schmerztherapie
  • Osteoprotektive Therapie mit Bisphosphat in Kombination mit Vitamin D und Calcium
  • Ggf. lokale Radiatio (Strahlentherapie) von frakturgefährdeten (knochenbruchgefährdeten) oder frakturierten Skelettabschnitten; ggf. operative Skelettstabilisierung (z. B. Spondylodese/operative Versteifung von Wirbelsäulenabschnitten, Kyphoplastie/minimal-invasives Verfahren zur Therapie von Wirbelfrakturen der mittleren und unteren Brustwirbelsäule und Lendenwirbelsäule)
  • Bluttransfusionen bei Anämie (Blutarmut) oder Thrombozytopenie (verminderte Anzahl (<150.000/µl) von Blutplättchen (Thrombozyten) im Blut)
  • Immunglobulingaben bei rezidivierenden (wiederkehrenden) bakteriellen Infektionen

Hypercalcämische Krise

Therapieempfehlungen

  • Forcierte Diurese, d. h. stark vermehrte Harnproduktion mithilfe von Diuretika (Entwässerungsmittel) bei gleichzeitiger Flüssigkeitssubstitution.
  • Bisphosphonate (Mittel der Wahl bei tumorinduzierter Hypercalcämie (Calciumüberschuss))
  • Glucocorticoide (Hemmung der Plasmozytomzellen und damit Senkung des erhöhten Calcium-Serumspiegels)

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)

Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für das Immunsystem sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:

  • Vitamine (A, C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
  • Spurenelemente (Chrom, Eisen, Kupfer, Mangan, Molybdän, Selen, Zink)
  • Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA))
  • Sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Flavonoide (Citrusfrüchte), Lycopin (Tomaten), Proanthocyanidine (Cranberrys), Polyphenole)
  • Weitere Vitalstoffe (Probiotische Kulturen: Laktobazillen, Bifidobakterien)

Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.

Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.

Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

Literatur

  1. Stewart AK, et al.: Carfilzomib, Lenalidomide, and Dexamethasone for relapsed multiple myeloma. New Engl J Med 2014; doi: 10.1056/NEJMoa1411321.
  2. Hulin C et al.: Effect of age on efficacy and safety outcomes in patients with newly diagnosed multiple myeloma receiving lenalidomide and low-dose dexamethasone (Rd): The FIRST trial. EHA 2013; Abstract S429
  3. Stewart AK et al.: Carfilzomib, lenalidomide, and dexamethasone for relapsed multiple myeloma. N Engl J Med. 2015 Jan 8;372(2):142-52. doi: 10.1056/NEJMoa1411321.
  4. Palumbo A et al.: Continuous therapy versus fixed duration of therapy in patients with newly diagnosed multiple myeloma. J Clin Oncol. 2015;33(30):3459-66.
  5. Palumbo A et al.: Daratumumab, Bortezomib, and Dexamethasone for Multiple Myeloma. N Engl J Med 2016; 375:754-766 August 25, 2016 doi: 10.1056/NEJMoa1606038
  6. Rajkumar SV et al.: International Myeloma Working Group updated criteria for the diagnosis of multiple myeloma. Lancet Oncol. 2014;15(12):e538-48.
  7. Mateos MV et al.: Daratumumab plus Bortezomib, Melphalan, and Prednisone for Untreated Myeloma. N Engl J Med 2018; 378:518-528 doi: 10.1056/NEJMoa1714678
  8. Raje N et al.: Anti-BCMA CAR T-Cell Therapy bb2121 in Relapsed or Refractory Multiple Myeloma N Engl J Med 2019; 380:1726-1737 doi: 10.1056/NEJMoa1817226
  9. Rote-Hand-Brief: ARZALEX® (DARATUMUMAB): RISIKO DER REAKTIVIERUNG VON HEPATITIS B Janssen-Cilag 17. Juni 2019
  10. Chari A et al.: Oral Selinexor–Dexamethasone for Triple-Class Refractory Multiple Myeloma N Engl J Med 2019; 381:727-738 doi: 10.1056/NEJMoa1903455
  11. Drayson MT et al.: Levofloxacin prophylaxis in patients with newly diagnosed myeloma (TEAMM): a multicentre, double-blind, placebo-controlled, randomised, phase 3 trial. Lancet Oncology October 23, 2019 doi:https://doi.org/10.1016/S1470-2045(19)30506-6
  12. Attal M et al.: Isatuximab Plus Pomalidomide and Low-Dose Dexamethasone Versus Pomalidomide and Low-Dose Dexamethasone in Patients With Relapsed and Refractory Multiple Myeloma (ICARIA-MM): A Randomised, Multicentre, Open-Label, Phase 3 Study Lancet 2019; 394(10214):2096-2107
  13. Moreau P et al.: Isatuximab plus carfilzomib and dexamethasone vs carfilzomib and dexamethasone in relapsed/refractory multiple myeloma (IKEMA), 25rd Congress der European Hematology Association, 11.-21. Juni 2020, virtuell; Session LB2603
  14. Lonial S et al.: Belantamab mafodotin for relapsed or refractory multiple myeloma (DREAMM-2): a two-arm, randomised, open-label, phase 2 study Lancet Oncology December 16, 2019 doi:https://doi.org/10.1016/S1470-2045(19)30788-0
  15. Renner C, Samaras P: Erstlinientherapie von Patienten mit multiplem Myelom. InFo Hämatologie + Onkologie 2020;23:12-17
  16. Kumar SK et al.: Venetoclax or placebo in combination with bortezomib and dexamethasone in patients with relapsed or refractory multiple myeloma (BELLINI): a randomised, double-blind, multicentre, phase 3 trial. Lancet Oncol 2020; https://doi.org/10.1016/S1470-2045(20)30525-8
  17. Rote-Hand-Brief zu Venclyxto® (Venetoclax) Filmtabletten vom 10.06.2021
  18. Facon T et al.: Overall survival results with Daratumumab, Lenalidomide, and -Dexamethasone versus Lenalidomide and Dexamethasone in transplant-ineligoble newly diagnosed multiple myeloma: Phase 3 Maia Study. EHA Library. Facon T. 06/12/21; 330171; LB1901
  19. Moreau P et al.: Teclistamab in Relapsed or Refractory Multiple Myeloma. N Engl J Med June 5, 2022 doi: 10.1056/NEJMoa2203478
  20. Berdeja JG et al.: Lancet Ciltacabtagene autoleucel, a B-cell maturation antigen-directed chimeric antigen receptor T-cell therapy in patients with relapsed or refractory multiple myeloma (CARTITUDE-1): a phase 1b/2 open-label study Lancet 2022;398(10297):314-324 doi:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(21)00933-8
  21. San-Miguel J et al.: Cilta-cel or Standard Care in Lenalidomide-Refractory Multiple N Engl J Med. June 5, 2023 doi: 10.1056/NEJMoa2303379
  22. Richardson PG et al.: Mezigdomide plus Dexamethasone in Relapsed and Refractory Multiple Myeloma. N Engl J Med 2023; https://doi.org/10.1056/NEJMoa2303194
  23. Lesokhin AM et al.: Elranatamab in relapsed or refractory multiple myeloma: phase 2 MagnetisMM-3 trial results Nat Med 29, 2259–2267 (2023). https://doi.org/10.1038/s41591-023-02528-9

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Patienten mit monoklonaler Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) oder Multiplem Myelom. (AWMF-Registernummer: 018 - 035OL), Februar 2022 Kurzfassung Langfassung

     
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