Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Analkarzinome entwickeln sich in der Regel aus vorbestehenden analen intraepithelialen Neoplasien (AIN) als entsprechende Krebsvorstufen.
Beim Analkarzinom ist in 80-85 % der Fälle eine Infektion mit humanen Papillomviren (HPV) ursächlich [3].
Die S3-Leitlinie geht sogar in 89-100 % der Fälle von persistierenden Infektionen mit sogenanntem Hochrisiko (HR)-HPV-Typen aus, wobei HPV 16 eine herausragende Rolle spielt [2].
Ätiologie (Ursachen)
Biographische Ursachen
- Sozioökonomische Faktoren: stärkerer Anstieg der Inzidenz in Ländern mit niedrigerer Einkommensstruktur
Verhaltensbedingte Ursachen
- Genussmittelkonsum
- Tabak (Rauchen) (gilt als unabhängiger Risikofaktor für die Entwicklung von Analkarzinomen)
- Hohe Promiskuität bzw. Sexualkontakte mit promisken Partnern
- insb. rezeptiver Analverkehr (hohes Risiko der Schleimhautverletzung)
- Männer, die Sex mit Männern haben (engl. men who have sex with men (MSM))
(höchste Risiko haben HIV-positive Männer, die Sex mit Männern haben)
- Schlechte Genitalhygiene
Krankheitsbedingte Ursachen
- HPV-assoziierte anogenitale Vorerkrankungen
- HPV-Infektion – in 80 bis 85 % der Fälle ist eine Infektion mit humanen Papillomviren (HPV) ursächlich [2]. Die S3-Leitlinie geht von 89-100 % durch persistierende Infektionen mit sogenannten Hochrisiko (HR)-HPV-Typen aus, wobei HPV 16 eine herausragende Rolle spielt [2]
- Anogenitalwarzen: Condylomata acuminata (spitze Kondylome, Feigwarzen)
- Bei 5,9 Prozent der meist männlichen Studienteilnehmer im Durchschnittsalter von 50 Jahren wurden innerhalb der Beobachtungszeit von 18 Monaten Anogenitalwarzen festgestellt; Auftreten war gehäuft bei jüngeren Männern, Männer, die Sex mit Männern haben (engl. men who have sex with men (MSM)) und Personen mit einem CD4-Zell-Nadir << 200/μl; Personen mit Werten >> 200/μμl steigt das Risiko um das 5,7-Fache [5]
- Menschen mit HIV und Anogenitalwarzen haben ein knapp 13-fach höheres Risiko für ein Analkarzinom als für Personen ohne "Warzenvorgeschichte" [4]
- HPV-Infektion und Immundefizienz (Abwehrschwäche): höchste Risiko für die Entwicklung eines Analkarzinoms besteht bei HIV-positiven MSM (> 100-fach erhöhtes Risiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung) [1]
- Bei HIV-infizierten Männern und Frauen sind fast 100 % der Analkarzinome HPV-positiv.
- Anogenitalwarzen: Condylomata acuminata (spitze Kondylome, Feigwarzen)
- Immundefizienz durch HIV-Infektion
Operationen
- Zustand noch Organtransplantation und Einnahme von immunsupprimierten Medikamenten
Medikamente
- Immunsuppression: langjähriger Einnahme von immunsuppressiven Medikamenten (z. B. Organtransplantation, Autoimmunerkrankungen oder bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankung)
Literatur
- Silverberg MJ et al.: Risk of anal cancer in HIV-infected and HIV-uninfected individuals in North America. Clin Infect Dis. 2012 Apr;54(7):1026-34.
doi: 10.1093/cid/cir1012. Epub 2012 Jan 30. - Lin CS et al.: Human papillomavirus types from infection to cancer in the anus, according to sex and HIV status: a systematic review and meta-analysis. Lancet Infect Dis, 2018 Feb;18(2):198-206. doi: 10.1016/S1473-3099(17)30653-9.
- Buttmann-Schweiger N, Kraywinkel K. Reporting of colorectal cancer (ICD-10 C18-C21): Decline in colorectal cancer incidence does not apply to temporal anal cancer trends in Germany. Oncol Res Treat 2016; 39(suppl 1) VII–191, ID 0330 Seite 69
- Arnold JD et al.: The Risk of Anal Carcinoma After Anogenital Warts in Adults Living With HIV. JAMA Dermatol. Published online January 13, 2021. doi:10.1001/jamadermatol.2020.5252