Symptome – Beschwerden
Herzschwäche (Herzinsuffizienz)

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) hinweisen:

Leitsymptome

  • Dyspnoe* (Atemnot bzw. Kurzatmigkeit; in der Ruhe oder bei Belastung)
  • Leistungsminderung/Müdigkeit (Fatigue) bzw. Abgeschlagenheit/Erschöpfung
  • Flüssigkeitsretention (Ansammlung von Flüssigkeit im Körper)
    • periphere Ödeme (Wassereinlagerungen) in abhängigen Körperpartien (Knöchel, Unterschenkel, bei bettlägerigen Patienten auch sakral) – ausgeprägt als Anasarka (Ansammlung von Gewebsflüssigkeit (Ödem) im Bindegewebe der Unterhaut mit Zeichen von Dystrophie in den bedeckenden Epidermisschichten)
    • Lungenödem (Wassereinlagerung in die Lunge), Pleuraerguss (Wasseransammlung zwischen Rippen- und Lungenfell), Aszites (Bauchwasser), Gewichtszunahme

*Patienten, die unter einer höhergradigen systolischen Herzinsuffizienz leiden, ringen um Luft, wenn Sie sich zum Beispiel beim Anziehen von Socken oder Schuhen nach vorne beugen. Diese Form der Dyspnoe wird als Bendopnea (to bend, d. h. beugen, bücken) bezeichnet. Diese Patienten zeichnen sich dabei durch einen erhöhten linksatrialen (den linken Vorhoff betreffend") und pulmonalkapillären ("zur Lunge gehörenden Kapillären") Druck im Sitzen aus [1].
Orthopnoe, d. h. Luftnot im Liegen, spricht für einen erhöhten linksventrikulären Füllungsdruck (korreliert mit einem erhöhten (pulmonalkapillären) Wedge-Druck (PCWP = Pulmonary Capillary Wedge Pressure, Lungenkapillarenverschlussdruck).

Weitere allgemeine Symptome der Herzinsuffizienz (Herzschwäche) können sein:

  • Belastungsdyspnoe – Atemnot unter Belastung, z. B. beim Treppensteigen
    [im Regelfall keine Ruhedyspnoe, d. h. der Patient fühlt sich in Ruhe wohl, aber schon bei geringer Anstrengung tritt Kurzatmigkeit auf; comfortable at rest but breathless on slight exertion (CARBOSE)]
  • Anfallsweise auftretende, nächtliche Dyspnoe (Luftnot)
  • Trockener Husten – insb. nachts DD Asthma bronchiale, Bronchitis oder ACE-Hemmer-induzierter Husten
  • Nykturie – nächtliches Wasserlassen
  • Abdominalbeschwerden (Bauchschmerzen), Meteorismus (Blähungen), Obstipation (Verstopfung)
  • Kachexie schwere Form der Abmagerung
  • Konzentrationsprobleme
  • Leistungsschwäche
  • Muskelatrophie (Muskelschwund)
  • Schwindelanfälle, Palpitationen (Herzstolpern) und Synkopen – als Hinweis für intermittierende oder permanente Herzrhythmusstörungen
  • Zerebrale Funktionseinschränkungen – Gedächtnisstörungen; bei älteren Patienten insb.Verwirrtheitszustände
  • Zyanose (Blaufärbung): beginnt in der Regel mit einer peripheren Zyanose (= Blaufärbung der Akren/Körperteile, die am weitesten vom Rumpf entfernt sind: z. B.  Hände, Finger, Füße, Zehen, Nase) wg. erhöhter Sauerstoffausschöpfung des Blutes im Kapillarbett (wg. Vorwärtsversagen des Herzens mit vermindertem Herzzeitvolumen im Rahmen der Linksherzinsuffizienz); später dann auch zentrale Zyanose (bläuliche Verfärbung von Haut und zentralen Schleimhäuten, z. B. Zunge) [gemischte zentrale und periphere Zyanose]

Zungendiagnostik

  • Patienten mit Herzinsuffizienz haben eine rötlichere Zunge mit blassgelben Belag (Normal: Normale Zungen sind blassrot mit einem hellweißen Belag) [3].
    Fünf Bakteriengattungen unterschieden Herzinsuffizienzpatienten von gesunden Personen: Capnocytophaga, TM7-Bakterien incertae sedis, Peptostreptococcus, Solobacterium und Eubacterium. Des Weiteren zeigte sich eine Abnahme der Konzentration von Eubacterium und Solobacterium mit zunehmend fortgeschrittener Herzinsuffizienz [3].

Score zur Frühdiagnostik der Herzinsuffizienz (mit nicht akuter Dyspnoe/Atemnot) [2]

Parameter Punktzahl
Alter > 75 3
BMI > 30 kg/m2 4
NT-proBNP > 125 pg/ml (14,75 pmol/l ) 9
Auffälliges EKG 5
Nach lateral verlagerter Herzspitzenstoß 4
Systolisches Herzgeräusch 3
Herzfrequenz über 90/min  1
Periphere Ödeme 4
Ischämische Herzerkrankung 2

Legende: ≥ 21 Punkte = Indikation für Echokardiographie; negativer Vorhersagewert von 87 % und positiver Vorhersagewert von 73 % [2]

Linksherzinsuffizienz

Charakteristische Symptome bei Linksherzinsuffizienz: Bei linksseitiger Herzinsuffizienz arbeitet der linke Ventrikel unzureichend (= unzureichendes Herzzeitvolumen; "Vorwärtsversagen", engl."forward failure") und das Blut staut sich pulmonal (= Rückstau in der Lungenstrombahn).

Beschwerden aufgrund von unzureichendem Herzzeitvolumen (HZV):

  • Tachykardie – zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute
  • periphere Zyanose (s. o.)
  • eingeschränkte Leistungsfähigkeit bzw. Leistungsabfall*
  • Vertigo (Schwindel)
  • zerebrale ("das Gehirn betreffend") Funktionsstörungen

Beschwerden aufgrund des Rückstaus in der Lungenstrombahn:

  • Starke Dyspnoe* (Atemnot)
  • Lungenödem – Wasseransammlung in der Lunge
  • Pulmonale Rasselgeräusche – Rasselgeräusche der Lunge
  • Schaumiges Sputum (Auswurf)
  • Sogenanntes Asthma cardiale
  • Stauungsbronchitis (chronische Bronchitis mit ständigem Husten)
  • Pleuratranssudat – Flüssigkeitsansammlung im Spalt zwischen Lunge und Brustfell
  • Zentrale Zyanose (s. o.)

*Dyspnoe und Leistungsinsuffizienz sind Kardinalsymptome der „heart failure with reduced ejection fraction“ (HFREF). [echokardiographische linksventrikuläre Ejektionsfraktion (Auswurfvolumen der linken Herzkammer): ≤ 40 % (LVEF) = eingeschränkte linksventrikuläre (LV)-Funktion]

Rechtsherzinsuffizienz

Charakteristische Symptome bei Rechtsherzinsuffizienz: Bei einer Rechtsherzinsuffizienz ist die rechte Herzkammer betroffen und es kommt ebenfalls zu einer Stauung des Blutes (= Rückwärtsversagen mit Blutstau im venösen System, engl. "backward failure"). Diese tritt jedoch im Gegensatz zur Linksherzinsuffizienz nicht pulmonal (in den Lungen) auf sondern in folgenden Körperorganen ("Stauungszeichen"): 

  • Halsvenenstauung 
    • Anzeichen für einen erhöhten rechtventrikulären Füllungsdruck ist eine Jugularvenenstauung (JVD) bzw. ein erhöhter Jugularvenendruck (JVP).
    • Ein erhöhter JVD ist häufig bei Patienten mit dekompensierter Herzinsuffizienz zu sehen.
    • Hepatojugulärer Reflux (HJR):  weist zuverlässig auf einen erhöhten Lungenkapillar-Verschlussdruck (Wedge-Druck, PCWP) hin
      Positiver HJR: wenn die V. jugularis während einer 10-sekündigen Druckausübung auf das Abdomen die gesamte Zeit gestaut bleibt (JVP 3 cm), und der JVP danach abrupt nachlässt [Positiver HJR geht mit einer schlechteren Prognose einher]
  • Stauungsgastritis (Magenschleimhautentzündung)
  • Stauungsleber bzw. stauungsbedingte Leberzirrhose (franz. "Cirrhose cardiaque"; irreversible Schädigung der Leber, die zu einem schrittweisen bindegewebigen Umbau der Leber mit Einschränkung der Leberfunktion führt)
  • Stauungsenteropathie (stauungsbedingte Krankheiten der Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts) mit Malabsorption (Störung der Nahrungsresorption)
  • Generalisierte Wassereinlagerungen (Anasarka)
  • Periphere Ödeme der unteren Körperhälfte
  • Ggf. Stauungsekzeme und -ulzera (Geschwüre) an den Beinen
  • Gewichtszunahme

Weiterhin kann eine generalisierte periphere Zyanose – Blaufärbung der Lippen und der Akren (Finger-/Zehenendglieder, Nase, Ohren) – aufgrund des Sauerstoffmangels auftreten.

Akute Herzinsuffizienz

Charakteristisch für eine akute Herzinsuffizienz sind:

  • Schocksymptomatik – Blässe, kalter Schweiß, Hypotonie (Blutdruckabfall)
  • Tachykardie
  • Kühle, feuchte Gliedmaßen
  • Verwirrtheit
  • Oligurie – verminderte Urinausscheidung (max. 500 ml/Tag) 
  • Stauungssymptome können fehlen! 

Typisch sind Symptome und klinische Zeichen der linksseitigen Kongestion (Zunahme der Blutmenge aufgrund verminderter linksseitiger Pumpleistung):

  • feuchte Rasselgeräusche (feuchte RG; bei der Auskultation (Abhören) der Lunge)
  • Dyspnoe (Atemnot), sowie 

Typisch sind Symptome und klinische Zeichen der rechtsseitigen Kongestion (Zunahme der Blutmenge aufgrund verminderter rechtsseitiger Pumpleistung):

  • Ödeme (Wassereinlagerungen)

Klassifizierung der Patienten hinsichtlich ihres Perfusionszustandes (Versorgung von Organen oder Organteilen mit Blut); Unterscheidung in:

  • gut perfundiert [warm] 
  • schlecht perfundiert [kalt]) 
  • Stauungszustandes (Unterscheidung in:
    • gestaut [feucht]
    • nicht gestaut [trocken]) 

Das Akronym „CHAMP“ hilft bei der raschen Diagnostik häufiger Ursachen der akuten Herzinsuffizienz:

  • akutes Koronarsyndrom (AKS bzw. ACS, acute coronary syndrome; Spektrum von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, das von der instabilen Angina pectoris (iAP; engl unstable angina, UA; "Brustenge"; plötzlich auftretender Schmerz in der Herzgegend mit inkonstanter Symptomatik) bis zu den beiden Hauptformen des Myokardinfarkts (Herzinfarkt), dem Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI) und dem ST-Hebungsinfarkt (STEMI), reicht)
  • hypertensiver Notfall, 
  • Arrhythmie,
  • akute mechanische Ursache (z. B. Ruptur der freien LV-Wand oder Ventrikelseptumdefekt im Rahmen eines akuten Koronarsyndroms) und
  • Lungenembolie („ pulmonary embolism“)

Literatur

  1. Thibodeau JT, Turer AT, Gualano SK et al.: (2014) Characterization of a novel symptom of advanced heart failure: bendopnea. JACC Heart Fail 2:24-31
  2. Van Riet E et al. Extended prediction rule to optimize early detection of heart failure in older persons with non-acute shortness of breath: a cross-sectional study. BMJ Open 2016;6:e008225
  3. Yuan T et al.: Tongue coating microbiome data distinguish patients with chronic heart failure from healthy. Vorgestellt im Rahmen von HFA Discoveries, eine wissenschaftliche Plattform der European Society of Cardiology (ESC) 2020.
     
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