Einleitung
Diabetische Retinopathie

Die diabetische Retinopathie – umgangssprachlich diabetische Netzhauterkrankung genannt – (lat. Retinopathia diabetica; Synonyme: Retinopathia diabetica; diabetische Makulopathie; ICD-10-GM H36.0: Retinopathia diabetica) bezeichnet eine Verschlechterung der Sehfähigkeit bis hin zur Erblindung, die durch die hohen Zuckerwerte im Rahmen eines Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) verursacht wird. Der Diabetes mellitus ist die häufigste Ursache für Erblindung in den westlichen Ländern in der Altersgruppe der 30 bis 60-jährigen.

Die diabetische Retinopathie und/oder diabetische Makulopathie (s. u.) zählen zu den mikrovaskulären ("kleine Blutgefäße (Kapillare) betreffend") Komplikationen des Diabetes mellitus.

Die diabetische Retinopathie kann unterteilt werden in:

  • Nicht-proliferative diabetische Retinopathie (NPDR) – die Erkrankung bleibt auf die Netzhaut des Auges beschränkt; tritt in der Regel früher auf und kann in die proliferative Form übergehen
  • Proliferative diabetische Retinopathie (PDR) – bei dieser Form bilden sich durch die Minderversorgung des Auges vermehrt neue Blutgefäße aus, die den Glaskörper infiltrieren und so das Sehvermögen stark gefährden können

Zusätzlich zu den beiden Formen tritt bei circa 15 % der Betroffenen noch das sogenannte Makulaödem (Wasseransammlung am Punkt des schärfsten Sehens) auf, welches seinerseits auch zu schweren Sehstörungen führt (= diabetisches Makulaödem, DMÖ). Die diabetische Retinopathie wird deshalb unterteilt in mit oder ohne diabetisches Makulaödem (DMÖ).

Diabetiker mit  Diabetes mellitus Typ 1 erkranken mit 40 % ca. doppelt so häufig wie Diabetiker mit Diabetes mellitus Typ 2. Bei gleicher Laufzeit des Diabetes und bei ähnlich guter bzw. schlechter Einstellung des Stoffwechsels ist die Häufigkeit der diabetischen Retinopathie bei Diabetes mellitus Typ 1 und bei Diabetes mellitus Typ 2 annähernd gleich.
Die proliferierende diabetische Retinopathie tritt bei Diabetes mellitus Typ 1 wesentlich häufiger auf und die Makulopathie dominiert bei Diabetes mellitus Typ 2.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend im Alter zwischen 30 und 60 Jahren auf.

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) der diabetischen Retinopathie liegt bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 bei 9-16 % [1, 2] und bei Diabetes mellitus Typ 1 bei 24-27 % [3, 4]  (in Deutschland).

Verlauf und Prognose: Die diabetische Retinopathie stellt die häufigste Komplikation des Diabetes mellitus an den kleinen Gefäßen dar (Mikroangiopathie). Etwa 90 % aller Diabetiker  mit Diabetes mellitus Typ 1 und ca. 25 % mit Diabetes mellitus Typ 2 haben nach 15-jähriger Erkrankungsdauer eine diabetische Retinopathie mit der Folge des Sehverlustes (Visusminderung oder Verschlechterung einer anderen Sehfunktion). Erste Veränderungen sind nach 10-13 Jahren zu erkennen. Daher ist eine rechtzeitige Vorsorge so bedeutsam. Diabetiker sollten jährlich zur Vorsorgeuntersuchung beim Augenarzt gehen, da frühe Stadien (Initialstadien) der diabetischen Retinopathie für den Patienten symptomlos verlaufen können.
Die Therapie umfasst vor allem eine optimale Einstellung des Blutzuckers sowie des Blutdrucks, aber auch eine Gewichtsreduktion bzw. -optimierung, mehr körperliche Bewegung und Rauchentwöhnung sind ggf. erforderlich. Wird die Erkrankung früh erkannt und adäquat behandelt, haben nur ca. 5 % mit schweren Einschränkungen des Sehvermögens zu rechnen.
Die Mehrheit der Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 entwickelt keine Netzhautkomplikationen. Weniger als 1 % der Menschen mit Diabetes sind erblindet (0,2-0,5 %).

Literatur

  1. Nordrheinische Gemeinsame Einrichtung Disease-Management-Programme, Hagen B, Altenhofen L et al.: Qualitätssicherungsbericht 2013. Disease-Management-Programme in Nordrhein. Brustkrebs, Diabetes mellitus Typ 1/Typ 2, Koronare Herzkrankheit, Asthma/COPD. Düsseldorf: Nordrheinische Gemeinsame Einrichtung DMP; 2014 Available from: https:// www.kvno.de/downloads/quali/qualbe_dmp13.pdf
  2. Icks A, Rathmann W, Haastert B et al.: Versorgungsqualität und Ausmaß von Komplikationen an einer bevölkerungsbezogenen Stichprobe von Typ-2-Diabetespatienten. Der KORA-Survey 2000. Dtsch Med Wochenschr 2006;131(3):73 - 8 
  3. Heller T, Blum M, Spraul M et al.: Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus: Prävalenzen in der Bundesrepublik Deutschland. Dtsch Med Wochenschr 2014;139(15):786-91. doi: 10.1055/s-0034-1369889.
  4. Hammes HP, Kerner W, Hofer S et al.: Diabetic retinopathy in type 1 diabetes – a contemporary analysis of 8,784 patients. Diabetologia 2011; 54(8):1977 - 84. doi: 10.1007/s00125 - 011 - 2198 - 1.

Leitlinien

  1. Leitlinie der BVA und DGV: Diabetische Retinopathie. September 2011. Leitlinie 20
  2. Patienten-Leitlinie: Diabetes. Schäden an der Netzhaut: Vorbeugen und behandeln. Mai 2016. Patienten-Information zu Diabetes und Augen
  3. S3-Leitlinie: Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Typ-2-Diabetes. (AWMF-Registernummer: nvl-001), Mai 2023 Langfassung

     
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