Heidelberg Retina-Tomograph (HRT)

Der Heidelberg Retina-Tomograph (HRT) ist einer der derzeit gebräuchlichsten Laser-Scanning-Tomographen. Er wird auch als Laser-Scanner-Ophthalmoskop bezeichnet.  Bei dem HRT handelt es sich um ein Verfahren in der Augenheilkunde, das eine dreidimensionale topographische Strukturanalyse der Papille (Austrittsstelle des Sehnerven aus dem Augapfel) und der umgebenden Retina (Netzhaut) gestattet.

Zielsetzung

Die Zielsetzung des Heidelberg Retina-Tomographen (HRT) in der Augenheilkunde ist es, eine präzise und detaillierte dreidimensionale Analyse der Sehnervenpapille und der angrenzenden Netzhautbereiche zu ermöglichen. Diese hochauflösende Bildgebung hilft bei der Früherkennung und Verlaufsbeobachtung von Glaukom, indem sie strukturelle Veränderungen der Papille, wie Exkavationen und Randblutungen, sichtbar macht. Der HRT ermöglicht es Augenärzten, den Grad und die Geschwindigkeit der Optikusatrophie genau zu überwachen, wodurch frühzeitig entschieden werden kann, ob und wie eine Behandlung angepasst werden muss, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und das Sehvermögen so lange wie möglich zu erhalten.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Der Heidelberg Retina-Tomograph (HRT) spielt eine entscheidende Rolle in der Früherkennung und dem Management von Glaukom. Durch fortschrittliche Bildgebungstechnologie ermöglicht der HRT detaillierte Analysen und ist besonders wertvoll für folgende diagnostische und Überwachungszwecke:

  • Vermessung der Papille: Der HRT ermöglicht eine präzise Vermessung der Papille, was grundlegend für die Glaukomdiagnostik ist.
  • Erfassung einer Exkavation der Papille: Eine Aushöhlung der Papille, oft verursacht durch erhöhten Augeninnendruck, ist ein frühzeitiges Zeichen des Grünen Stars (Glaukom).
    Diese Veränderung tritt häufig auf, bevor eine Einschränkung des Gesichtsfeldes feststellbar ist, was die Bedeutung der frühzeitigen Diagnose unterstreicht.
  • Verlaufskontrolle von Papillenbefunden: Der HRT bietet eine eindrucksvolle Visualisierung, die es ermöglicht, die Entwicklung der Papillenbefunde über die Zeit zu überwachen.
    Die präzise Bildgebung erleichtert den Vergleich von historischen und aktuellen Daten, um subtile Veränderungen zu identifizieren.
  • Ableitung von Gesichtsfelddefekten: Die dreidimensionalen Bilder des HRT können zur Erkennung von Veränderungen genutzt werden, die potenziell zu Gesichtsfeldausfällen (Skotomen) führen.
    Diese Funktionalität ist entscheidend für die rechtzeitige Einleitung von therapeutischen Maßnahmen.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Unkooperative Patienten: Die Notwendigkeit, während der Untersuchung stillzuhalten und einen Fixierungspunkt zu betrachten, kann bei unkooperativen Patienten (wie kleinen Kindern oder Personen mit kognitiven Einschränkungen) zu ungenauen Ergebnissen führen.
  • Extreme Medientrübungen: Obwohl der HRT durch leichte bis moderate Trübungen hindurchsehen kann, können sehr dichte Trübungen des Glaskörpers oder der Linse die Qualität der Ergebnisse beeinträchtigen.
  • Akute Augenentzündungen oder Infektionen: Diese Zustände können die Untersuchung erschweren oder kontraindiziert machen, da die Platzierung des Geräts in der Nähe des Auges unbequem oder schmerzhaft sein könnte.

Vor der Untersuchung

  • Anamnese und Voruntersuchungen
    • Eine detaillierte medizinische und augenärztliche Anamnese sollte erhoben werden, um bestehende Augenerkrankungen, frühere Augenoperationen und systemische Erkrankungen, die das Sehvermögen beeinflussen könnten, zu identifizieren.
    • Bestehende Medikamente, insbesondere solche, die den Augeninnendruck beeinflussen, sollten dokumentiert werden.
  • Augenuntersuchung
    • Eine grundlegende Augenuntersuchung einschließlich Sehschärfentest und intraokularer Druckmessung sollte durchgeführt werden, um den aktuellen Zustand des Auges zu bewerten.
    • Eine Spaltlampenuntersuchung kann erforderlich sein, um die vordere Augenkammer und die Klarheit der optischen Medien zu beurteilen.
  • Pupillenerweiterung
    • Obwohl für den HRT normalerweise keine Pupillenerweiterung erforderlich ist, kann sie in einigen Fällen notwendig sein, um eine bessere Bildqualität zu erreichen, insbesondere wenn der Patient enge Pupillen hat oder wenn zusätzliche Fundusuntersuchungen geplant sind.
  • Aufklärung des Patienten
    • Der Patient sollte über den Ablauf der Untersuchung, deren Zweck und mögliche Unannehmlichkeiten oder Risiken aufgeklärt werden.
    • Es sollte erklärt werden, dass die Untersuchung nicht invasiv ist und normalerweise schmerzfrei abläuft.
    • Der Patient sollte angewiesen werden, während der Untersuchung stillzuhalten und die Fixationspunkte genau zu befolgen, um optimale Ergebnisse zu erzielen.


Das Verfahren

Die Laser-Scanning-Tomographie gehört zu der Gruppe der bildgebenden Verfahren. Der Bereich der Papille und die umgebende Netzhaut werden mit einem Laser abgetastet und bei starker Vergrößerung schichtweise aufgenommen. Diese Vorgehensweise ist nicht invasiv, das heißt, sie ist besonders schonend. Der Patient legt seinen Kopf auf eine Kinnstütze und fixiert einen vorgegebenen Punkt, während der untersuchende Augenarzt das Verfahren anwendet. Pupillen erweiternde Augentropfen sind meistens nicht notwendig.

Ein Computer berechnet aus der Intensität des reflektierten Lichtes ein räumliches Profil des Gewebes. Die erstellten Bilder zeichnen sich besonders durch eine hohe Tiefenschärfe und Kontrastreichtum aus, außerdem haben Medientrübungen (z. B. Trübung des Glaskörpers des Auges) nur geringe Effekte auf die Qualität.

Die ermittelten Daten können mit Datensätzen gesunder Patienten verglichen werden oder der Verlaufskontrolle einer progressiven (fortschreitenden) Erkrankung wie dem Glaukom (Grüner Star) dienen
.

Hinweis: Eine medikamentöse Pupillenerweiterung (Mydriasis) ist nicht erforderlich.

Mögliche Befunde

Nach einer Untersuchung mit dem HRT können verschiedene Befunde erhoben werden, die auf spezifische Augenprobleme hinweisen:

  1. Normale Befunde: Keine signifikanten morphologischen Veränderungen der Papille und der umliegenden Netzhaut.
  2. Glaukomatöse Veränderungen: Erhöhte Exkavation (Aushöhlung) der Papille, Veränderung der Nervenfaserschichtdicke, Vorliegen von Randblutungen oder sichtbare Schäden am Sehnervenkopf.
  3. Anomalien der Papillengefäße: Auffälligkeiten wie Neovaskularisationen (Gefäßneubildung) oder abnormale Gefäßstrukturen, die auf eine zugrunde liegende vaskuläre Erkrankung oder eine andere okuläre Pathologie hinweisen können.
  4. Retinale Pathologien: Veränderungen im Bereich der Netzhaut, die auf Erkrankungen wie diabetische Retinopathie (diabetische Netzhauterkrankung), Makuladegeneration oder andere retinale Dystrophien (Fehlbildungen der Netzhaut) hinweisen könnten.

Nach der Untersuchung

  • Die Ergebnisse der HRT-Untersuchung sollten gründlich ausgewertet und im Kontext früherer Befunde und der klinischen Symptomatik des Patienten interpretiert werden.
  • Je nach Befund kann eine weiterführende Diagnostik angeordnet oder eine spezifische Behandlung eingeleitet bzw. angepasst werden.
  • Patienten sollten über die Ergebnisse und die nächsten Schritte in ihrer Behandlung aufgeklärt werden.
  • Regelmäßige Nachfolgeuntersuchungen können empfohlen werden, um den Verlauf der Erkrankung zu überwachen und die Behandlungseffektivität zu evaluieren.

Mögliche Komplikationen

Da der HRT ohne Berührung des Auges auskommt und nur schwaches Licht verwendet, dass diese Zellen nicht schädigt, ist bei sachgemäßen Einsatz nicht zu erwarten, dass direkte Schäden entstehen können.

Literatur

  1. Kanski JJ: Klinische Ohpthalmologie Lehrbuch und Atlas. Elsevier, Urban & Fischer Verlag: 2008 
  2. Augustin AJ: Augenheilkunde. Springer Verlag 2007
  3. Krieglstein GK: Glaukom 2007: Die Papille beim Glaukom. Springer Verlag 2008
  4. Kampik A, Grehn F: Augenärztliche Diagnostik. Georg Thieme Verlag 2003