Marasmus – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Marasmus dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie Erkrankungen, die mit einer gestörten Nahrungsaufnahme, chronischen Magen-Darm-Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen einhergehen?
Sozialanamnese
- Arbeiten Sie körperlich schwer oder unter besonders zehrenden Bedingungen?
- Besteht aktuell oder bestand in letzter Zeit Arbeitslosigkeit oder finanzielle Notlage?
- Haben Sie aktuell Schwierigkeiten, sich ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen?
- Leben Sie allein oder in einer sozialen Umgebung mit Unterstützung?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Hat sich Ihre Muskelmasse sichtbar verringert, z. B. an den Schläfen, Oberarmen oder Oberschenkeln?
- Fühlen Sie sich körperlich oder geistig deutlich weniger leistungsfähig als früher?
- Haben Sie an Muskelkraft verloren oder fällt es Ihnen schwerer, alltägliche Tätigkeiten auszuführen?
- Wirken Sie auf andere oder sich selbst ungewöhnlich blass?
- Kommt es zu Wasseransammlungen an den Unterschenkeln oder an anderen Körperstellen?
- Haben Sie allgemeine Schwellungen des Körpers bemerkt?*
- Frieren Sie häufig, auch bei normalen Umgebungstemperaturen?
- Haben sich Ihre Fingernägel verändert (z. B. Risse)?
- Kommt es zu Herzstolpern oder Herzrhythmusstörungen?
- Haben Sie Konzentrationsschwächen oder fällt es Ihnen schwer, sich Dinge zu merken?*
- Haben Sie Gedächtnislücken oder erinnern sich schlechter an bestimmte Dinge?*
- Haben Sie Schwierigkeiten, sich zu orientieren, oder wirken Sie manchmal verwirrt?*
- Spüren Sie Kribbeln, Taubheit oder Schmerzen an Händen oder Füßen?*
- Haben Sie Schwierigkeiten beim Gehen oder bemerken Sie eine Gangstörung?*
- Sehen Sie bei Dunkelheit schlechter als früher?
- Sehen Sie weißliche Flecken auf der Hornhaut des Auges (Bitot-Flecke)?
- Sind Ihnen unwillkürliche Augenbewegungen aufgefallen?*
- Haben Sie ein vermindertes Geschmacksempfinden bemerkt?
- Haben Sie depressive Verstimmungen, Ängste oder emotionale Erschöpfung bemerkt?
- Ist Ihnen trockene, schuppige oder empfindliche Haut aufgefallen?
- Zeigt Ihre Haut fleckige oder dunklere Veränderungen?
- Haben Sie fettige oder schuppende Hautpartien bemerkt?
- Bestehen entzündliche Hautveränderungen in Kombination mit Durchfall oder Verhaltensänderungen (Pellagra-Symptome)?
- Leiden Sie unter Haarausfall?
- Haben Sie Veränderungen an den Lippen bemerkt, z. B. Rötungen oder Einrisse?
- Haben Sie eine schmerzhafte oder gerötete Zunge?*
- Ist Ihr Zahnfleisch geschwollen oder blutet leicht?*
- Beobachten Sie kleine punktförmige Hautblutungen oder Blutergüsse?*
- Haben Sie Verhornungsstörungen bemerkt (z. B. raue Haut an Oberarmen oder Oberschenkeln, Keratosis pilaris)?
- Sind bei Ihnen dunkle Hautveränderungen aufgefallen?
- Haben Sie Schmerzen oder Schwierigkeiten beim Kauen oder Schlucken?*
- Haben Sie Veränderungen im Stuhlgang bemerkt, z. B. Durchfall, Verstopfung oder fettglänzender Stuhl?
- Treten bei Ihnen häufig Blähungen oder Bauchschmerzen nach dem Essen auf?
- Leiden Sie unter Übelkeit oder wiederholtem Erbrechen?*
- Haben Sie eine entzündete Mundschleimhaut bemerkt?
- Hat sich Ihr Geruchs- oder Geschmackssinn verändert?
- Fühlen Sie sich häufig müde, abgeschlagen oder antriebslos?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Wie ist Ihr Appetit in letzter Zeit? Haben Sie unter Appetitverlust gelitten?
- Wie schnell und in welchem Zeitraum hat sich Ihr Körpergewicht verändert? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Wie viele Mahlzeiten essen Sie täglich und in welchen Abständen?
- Welche Lebensmittel nehmen Sie regelmäßig zu sich? Gibt es Lebensmittelgruppen, die Sie meiden (z. B. Fette, Fleisch, Milchprodukte)?
- Trinken Sie täglich ausreichend? Wie viel trinken Sie täglich, und was genau (Wasser, Säfte, Softdrinks, Kaffee, Tee)?
Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts (z. B. chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Malabsorptionssyndrome, Reizdarm)?
- Endokrine (hormonelle) Störungen (z. B. Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion), Diabetes mellitus)?
- Psychiatrische Erkrankungen (z. B. Depressionen, Essstörungen)?
- Tumorerkrankungen?
- Gab es in der Vergangenheit Operationen, insbesondere im Bauchraum (z. B. Magen- oder Darmoperationen)?
- Bestehen bekannte Allergien oder Unverträglichkeiten gegen Lebensmittel oder Medikamente?
Mangelernährungs-Test
Durch die Beantwortung der folgenden sieben Fragen lässt sich häufig schon eine gute Aussage über die Ernährungssituation erreichen:
- Ist ein ungewollter Gewichtsverlust festzustellen?
- Wird das Essen oft nicht aufgegessen?
- Fällt das Kauen und Schlucken schwer?
- Wird weniger als 1,5 l Flüssigkeit pro Tag getrunken?
- Kommt es häufig zu Durchfall (mehr als dreimal pro Woche)?
- Liegen Wundheilungsstörungen vor?
- Liegt der Body-Mass-Index (BMI) unterhalb der Definition des altersabhängigen wünschenswerten BMI?
Wenn bei keiner Frage mit JA geantwortet wurde, liegt kein Risiko für eine Mangelernährung vor.
Wenn bei einer Frage mit JA geantwortet wurde, sollte der Verlauf genau beobachtet werden, Wunschkost bereitgestellt und/oder eine Diätberatung durchgeführt werden.
Wenn zweimal mit JA geantwortet wurde, so besteht die Gefahr der Mangelernährung. Es sollte eine gezielte Hilfe zur Nahrungsaufnahme gegeben und/oder Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden.
Wenn drei- oder mehrmals mit JA geantwortet wurde, so liegt eine Mangelernährung vor.
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.