Appetitlosigkeit (Anorexie) – Einleitung

Anorexie, umgangssprachlich als Appetitlosigkeit bezeichnet, beschreibt eine deutliche Reduktion oder das vollständige Fehlen des Verlangens nach Nahrungsaufnahme. Während "Appetit" das Verlangen nach Essen beschreibt, verspüren Menschen mit Anorexie selbst nach längerer Zeit ohne Nahrungsaufnahme keinerlei Hunger oder Lust auf Nahrung.

Synonyme und ICD-10: anorektisches Syndrom; Anorexia; Appetitmangel; Appetitstörung; Appetitverlust; Essunlust; Inappetenz; reduziertes Essverhalten; ICD-10-GM R63.0: Anorexie

Ursachen

Physiologische Ursachen

  • Alter: Mit dem Älterwerden lassen Geschmacks- und Geruchssinn nach, was den Appetit beeinträchtigen kann.

Pathologische Ursachen

  • Infektionskrankheiten: Z. B. Influenza (Grippe), Tuberkulose, HIV
  • Tumorerkrankungen: Z. B. Magenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs
  • Psychische Erkrankungen: Z. B. Depressionen, Angststörungen
  • Nebenwirkungen von Medikamenten: Z. B. Antibiotika, Chemotherapie, Strahlentherapie
  • Substanzmissbrauch: Z. B. Alkohol-, Drogenmissbrauch

Situative Ursachen

  • Verändernde Lebensumstände: Z. B. Liebeskummer, Stresssituationen, Trauer

Formen der Anorexie

Anorexia nervosa (Magersucht): Eine psychisch bedingte Essstörung, bei der der Appetit zunächst normal ist, dann aber durch den Widerwillen der Betroffenen gegen Essen im Laufe der Zeit verschwindet.

Differentialdiagnosen

  • Körperliche Ursachen: Infektionen, Tumorerkrankungen, endokrinologische Störungen
  • Psychische Ursachen: Depression, Angststörungen, Stress, Trauer
  • Medikamentöse Ursachen: Nebenwirkungen von Chemotherapie, Antibiotika, Antidepressiva
  • Substanzmissbrauch: Alkohol-, Drogenmissbrauch

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Anorexie kann in beiden Geschlechtern auftreten, wobei Anorexia nervosa häufiger bei Frauen diagnostiziert wird.

Häufigkeitsgipfel: Anorexie kann in allen Altersgruppen auftreten, ist jedoch häufiger bei älteren Personen aufgrund der höheren Prävalenz von chronischen Erkrankungen und des natürlichen Rückgangs der Sinneswahrnehmungen im Alter.

Lebenszeitprävalenz: Aufgrund der Vielzahl möglicher Ursachen ist die Lebenszeitprävalenz von Anorexie hoch.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akute Anorexie: Tritt häufig im Zusammenhang mit akuten Erkrankungen auf und kann sich nach Behandlung der zugrunde liegenden Ursache wieder zurückbilden.
  • Chronische Anorexie: Kann zu einer abnormen Gewichtsabnahme und Mangelernährung führen. Im Laufe der Zeit lässt das Hungergefühl nach, was das Risiko einer Kachexie erhöht.

Prognose

  • Die Prognose hängt stark von der zugrunde liegenden Ursache ab. Bei reversiblen Ursachen wie Infektionen oder medikamentösen Nebenwirkungen ist die Prognose gut. Bei chronischen Erkrankungen oder psychischen Störungen kann die Anorexie jedoch persistieren und zu schwerwiegenden Komplikationen führen.
  • Kachexie: Bei anhaltender Anorexie kann es zur Kachexie kommen, einem Zustand der extremen Auszehrung mit Funktionsausfall der Organe, der lebensbedrohlich sein kann. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um die Prognose zu verbessern.