Porphyrien – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Porphyrie dar.

Familienanamnese 

  • Sind in Ihrer Familie erbliche Stoffwechselkrankheiten bekannt (z. B. Porphyrie, Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit), Wilson-Krankheit)?
  • Gibt es in Ihrer Familie Fälle von neurologischen Erkrankungen unklarer Ursache (z. B. Epilepsie (Krampfanfälle), Polyneuropathien (Erkrankungen der peripheren Nerven), Lähmungen, Multiple Sklerose-ähnliche Symptome)?
  • Leiden oder litten Familienangehörige unter psychischen Auffälligkeiten wie Angststörungen, depressiven Episoden, Schizophrenie, insbesondere in Kombination mit körperlichen Beschwerden?
  • Wurde bei Verwandten eine ungewöhnliche Hautempfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht, Blasenbildung oder Photosensibilität diagnostiziert (z. B. bei Erythropoetischer Protoporphyrie, Porphyria cutanea tarda)?

Sozialanamnese

  • Beruf:
    • Welchen Beruf üben Sie aus?
    • Sind Sie im Beruf regelmäßig schädigenden oder lösungsmittelhaltigen Arbeitsstoffen wie organischen Lösungsmitteln, Farben, Lacken oder Chemikalien ausgesetzt?
  • Besteht aktuell eine psychische oder emotionale Belastungssituation (z. B. familiärer Konflikt, Trauerfall, Überforderung)?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Leiden Sie unter plötzlich auftretenden, starken Bauchschmerzen ohne klare Ursache?*
  • Haben Sie Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung oder Appetitlosigkeit?
  • Ist Ihnen eine Muskelschwäche aufgefallen? Wenn ja, in welchen Körperregionen?*
  • Haben Sie Lähmungserscheinungen oder Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle erlebt?*
  • Treten bei Ihnen Krampfanfälle auf?*
  • Haben Sie Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen oder Angstzustände bemerkt?*
  • Wurden Sie von Angehörigen oder Freunden auf Verwirrtheitszustände oder ungewöhnliches Verhalten hingewiesen?*
  • Haben Sie in letzter Zeit vermehrt Licht- oder Sonnenempfindlichkeit bemerkt?*
  • Reagiert Ihre Haut auf Sonnenlicht mit schmerzhaften Rötungen, Blasen oder juckenden Veränderungen?*
  • Haben Sie eine bräunliche Hautverfärbung festgestellt, die nicht durch Sonnenbaden erklärt werden kann?*
  • Ist Ihr Urin rot gefärbt (besonders bei Tageslicht oder nach längerem Stehen)? Haben Sie rötliche Flecken in Ihrer Unterwäsche bemerkt?*
  • Treten die Beschwerden schubweise auf, z. B. nach bestimmten Auslösern wie Medikamenteneinnahme, Diäten oder hormonellen Veränderungen?
  • Wie lange dauern die Beschwerden in der Regel an – Stunden, Tage oder Wochen?
  • Haben Sie in letzter Zeit unter erhöhtem Blutdruck, Herzrasen oder innerer Unruhe gelitten?*
  • Leiden Sie unter Ein- oder Durchschlafstörungen?
  • Fühlen Sie sich häufig müde, erschöpft oder antriebslos?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Haben Sie in den vergangenen Wochen Gewicht verloren oder zugenommen? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
  • Hat sich Ihr Appetit in letzter Zeit verändert?
  • Ernähren Sie sich ausgewogen?
  • Haben Sie in letzter Zeit längere Fastenphasen oder extrem kohlenhydratarme Diäten durchgeführt?
  • Trinken Sie täglich ausreichend?
  • Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?

Eigenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • Lebererkrankungen?
    • Krampfanfälle?
    • Hormonstörungen?
  • Haben Sie Operationen hinter sich, bei denen Ihnen Medikamente verabreicht wurden, auf die Sie möglicherweise reagiert haben?
  • Bestehen bekannte Allergien (z. B. auf Medikamente, Kontrastmittel, Nahrungsmittel)?
  • Bestehen bei Ihnen hormonelle Veränderungen (z. B. Wechseljahre, Zyklusveränderungen, Einnahme hormoneller Verhütungsmittel)?

Medikamentenanamnese

Folgende Medikamente können Trigger/Auslöser für Poyphyrien sein. Porphyrie-Kompetenzzentren geben Auskunft über die Verträglichkeit bzw. Eignung von Medikamenten [1].

  • Antikonvulsiva (Antiepileptika)
  • Barbiturate (Gruppe von Arzneistoffen mit sedierender/beruhigender, hypnotischer/einschlafender und narkotischer/betäubender Wirkung)
  • Hormone ("Pille", Progesteron u. a.)
  • Hydantoine (Antiepileptika)
  • Sulfonamid-Antibiotika
  • Wirkstoffe, die die Enzyme des Cytochroms-P-450 induzieren
  • u. v. m.

Umweltanamnese

  • Haben Sie Kontakt zu organischen Lösungsmitteln, wie sie in Farben, Lacken, Klebstoffen, Reinigungsmitteln oder in der chemischen Industrie verwendet werden?
  • Besteht oder bestand eine Belastung durch Schwermetalle wie Blei?
  • Leben oder arbeiten Sie in einem Umfeld mit erhöhtem Kontakt zu toxischen Substanzen, Pestiziden oder chemischen Dämpfen?

* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.

Literatur

  1. Epnet: European Porphyria Network