Calciumüberschuss (Hypercalcämie) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik einer Hypercalcämie (Calciumüberschuss) dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie gehäuft Tumorerkrankungen (z. B. Mamma-, Bronchial-, Nierenkarzinom oder Leukämien)?
- Sind in Ihrer Familie Fälle einer Multiplen endokrinen Neoplasie (MEN) bekannt? (z. B. MEN I: primärer Hyperparathyreoidismus (pHPT), gastroenteropankreatische neuroendokrine Tumoren (GEP-NET), Hypophysentumoren; MEN II: medulläres Schilddrüsenkarzinom, Phäochromozytom, pHPT)
- Gibt es bei Familienangehörigen eine Veranlagung zu Stoffwechsel- oder Hormonstörungen?
- Liegen in Ihrer Familie bekannte Erbkrankheiten vor, z. B. genetische Syndrome mit Calciumstoffwechselstörung (z. B. familiäre hypocalciurische Hypercalcämie)?
Sozialanamnese
- Beruf:
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Sind Sie im Beruf krebserregenden oder knochenschädigenden Substanzen ausgesetzt (z. B. Cadmium, Lösungsmittel)?
- Gab es in Ihrem Umfeld Kontakt zu Tuberkulose oder chronischen Infektionserkrankungen (z. B. Sarkoidose)?
- Haben Sie eine eingeschränkte körperliche Aktivität oder bettlägerige Phasen durchgemacht (Immobilisation als Hypercalcämie-Risikofaktor)?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Leiden Sie unter Übelkeit oder Erbrechen?
- Haben Sie ein subjektives Gefühl von Schwäche oder Kraftlosigkeit (Muskelschwäche)?
- Spüren Sie Muskelschmerzen oder Muskelverspannungen?
- Haben Sie Gelenkschmerzen?
- Treten bei Ihnen Knochenschmerzen auf (v. a. im Bereich der Lendenwirbelsäule oder Rippen)?
- Fühlen Sie sich häufig müde oder abgeschlagen?
- Haben Sie Konzentrationsstörungen oder ein vermindertes Leistungsvermögen?
- Bestehen bei Ihnen psychische Veränderungen wie depressive Verstimmungen oder Reizbarkeit?
- Hatten Sie in letzter Zeit eine Verwirrtheit oder Orientierungslosigkeit?*
- Bei Knochenschmerzen:
- Seit wann bestehen die Schmerzen? Haben sie sich verändert oder verstärkt?
- Wie würden Sie den Schmerz beschreiben (dumpf, stechend, ziehend)?
- Sind die Schmerzen lokal begrenzt oder diffus?
- Verschlimmern sich die Schmerzen nachts oder bei Bewegung?
- Wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10?
- 0-2: kein/kaum Schmerz
- 3-4: bei Ablenkung ist der Schmerz nicht mehr im Mittelpunkt
- 5-6: Schmerz behindert Gehen, Ein- und Durchschlafen*
- 7-8: Bedürfnis sich hinzulegen, Ablenkung nicht mehr möglich, gesamtes Denken kreist um den Schmerz*
- 9-10: unaushaltbare, fürchterliche Schmerzen, der Patient "möchte schreien" oder schreit tatsächlich*?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Haben Sie in der letzten Zeit ungewollt Körpergewicht abgenommen? Wenn ja, wie viel kg? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Leiden Sie unter Appetitlosigkeit oder verändertem Essverhalten?
- Haben Sie einen übermäßigen Durst?
- Müssen Sie häufiger als sonst zur Toilette, auch nachts (vermehrte Harnausscheidung > 1,5-3 l/Tag)?*
- Trinken Sie häufig Milch, calciumreiches Mineralwasser oder nehmen Sie Vitamin D- und/oder calciumreiche Nahrungsergänzungsmittel?
- Treiben Sie regelmäßig Sport oder sind Sie körperlich inaktiv?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Tumorerkrankungen (insbesondere Mamma-, Bronchial-, Nierenkarzinom oder Leukämien)?
- Schilddrüsenerkrankungen (v. a. Schilddrüsenüberfunktion oder Schilddrüsenkarzinom)?
- Nebenschilddrüsenerkrankungen (z. B. primärer Hyperparathyreoidismus)?
- Knochenmetastasen oder Osteolysen (Knochenabbau/Knochendefekte)?
- Chronische Nierenerkrankungen?
- Sarkoidose, Tuberkulose oder andere granulomatöse Erkrankungen?
- Hormonelle Erkrankungen (z. B. Nebennierenerkrankungen)?
- Gab es frühere Operationen an der Schilddrüse oder den Nebenschilddrüsen?
- Wurden Sie in der Vergangenheit wegen eines Tumors operiert oder bestrahlt (z. B. Bestrahlung des Halses oder Thorax (Brustkorb))?
Medikamentenanamnese
- Calciumhaltige Antazida
- Hormone
- Antiöstrogene (Tamoxifen)
- Parathormon-Analogon (Teriparatid)
- Lithium
- Thiazide (reduzieren die Ausscheidung von Calcium)
- Vitamin-D-Supplemente/Vitamin-D-Analoga
- Vitamin-A-Supplemente
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.