Akromegalie – Medikamentöse Therapie

Therapieziel

  • Hemmung der Freisetzung bzw. Wirkung des Wachstumshormons (Wachstums­hormon).

Therapieempfehlungen

  • Die operative Resektion (selektive Adenomektomie – operative Entfernung des Tumors der Hirnanhangsdrüse) stellt die Therapie der ersten Wahl dar.
  • Zweittherapie: Behandlung mit Dopaminagonisten (Medikamente, die den Botenstoff Dopamin nachahmen), Somatostatinanaloga (Medikamente, die das Hormon Somatostatin nachahmen; effiziente Senkung des Wachstumshormon-Spiegels), Somatostatin-Rezeptor-2-Agonisten (SST2-Agonisten; neu: Paltusotin), GH-Antagonisten (Wachstumshormon-Gegenspieler) oder Radiatio (Strahlentherapie) in Kombination mit einer medikamentösen Therapie.
  • Therapiemonitoring: Bestimmung des Wachstumshormons (hGH; STH) im oralen Glukosetoleranztest (< 0,5 μg/L) und Kontrolle des IGF-1-Spiegels (Insulin-like Growth Factor 1) im Serum.

Wirkstoffe (Hauptindikation)

Dopaminagonisten

Wirkstoffe Besonderheiten
Bromocriptin Dosisanpassung bei Nieren-/Leberinsuffizienz
Cabergolin Dosisanpassung bei Nieren-/Leberinsuffizienz
  • Wirkweise: Dopaminagonisten (hemmen die Hormonfreisetzung über Dopamin-Rezeptoren)
  • Therapeutische Wirksamkeit: begrenzt
  • Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Schwindel, Unruhe, Halluzinationen (Trugwahrnehmungen), gastrointestinale Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen), Synkopen (kurzzeitiger Bewusstseinsverlust), Pleuraergüsse (Flüssigkeitsansammlungen im Brustraum), pleuropulmonale Fibrose (Bindegewebsvermehrung im Brustraum/Lunge)

Somatostatinanaloga

Wirkstoff Besonderheiten
Lanreotid  
Octreotid Auch bei Langzeittherapie keine Resistenzentwicklung
Pasireotid Hemmt zusätzlich ACTH (Nebennierenrindenhormon) aus neuroendokrinen Tumoren; zugelassen bei Patienten, für die Operation keine Option ist oder nicht kurativ war; auch für Morbus Cushing (Überfunktion der Nebennierenrinde) zugelassen.
  • Wirkweise: Hemmung der Wachstumshormon-Sekretion
  • Effiziente Senkung: des Wachstumshormon-Spiegels
  • Dosierungshinweise: Gabe zwischen den Mahlzeiten
  • Nebenwirkungen: gastrointestinale Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, Blähungen), Glukoseintoleranz (gestörte Zuckeraufnahme), Gallensteine, lokale Schmerzen an der Injektionsstelle

GH-Antagonisten

Wirkstoff Besonderheiten
Pegvisomant  
  • Wirkweise: Wachstumshormon-Antagonismus (Blockade der Wirkung des Wachstumshormons)
  • Nebenwirkungen: Transaminasen ↑ (Leberwerte erhöht), Lipohypertrophie (Fettgewebsvermehrung an der Einstichstelle), Schlafstörungen, Gewichtszunahme, Hyperglykämie (erhöhter Blutzucker), Schmerzen an der Injektionsstelle, gastrointestinale Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Durchfall), Hautausschlag, Juckreiz, vermehrtes Schwitzen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Müdigkeit, grippeähnliche Symptome

Somatostatin-Rezeptor-2-Agonisten (SST2-Agonisten)

Wirkstoff Besonderheiten
Paltusotin Monitoring des IGF-1; bei gastrointestinalen Nebenwirkungen Dosisanpassung
  • Wirkweise: selektiver Somatostatin-Rezeptor-2-Agonismus (zielgerichtete Blockade von Hormonrezeptoren), Hemmung der Wachstumshormon-Sekretion
  • Nebenwirkungen: erhöhtes Risiko für Gallensteine, Hyperglykämie (hoher Blutzucker), Hypoglykämie (niedriger Blutzucker), Bradykardie (verlangsamter Herzschlag), Schilddrüsenfunktionsstörungen, Fettstühle (Steatorrhoe), Malabsorption von Nahrungsfetten, Veränderungen der Vitamin-B12-Spiegel
  • Häufigste unerwünschte Ereignisse: Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit, Appetitminderung, Bradykardie, Hyperglykämie, Magen-Darm-Entzündungen (Gastroenteritis)