Fremdkörperingestion – Anamnese
Die Anamnese stellt sich oft als schwierig dar bzw. nicht so informativ wie wünschenswert, weil das Ereignis selten beobachtet bzw. wahrgenommen wurde.
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Fremdkörperingestion dar. Kann das Kind noch nicht oder wenig aussagekräftig sprechen, erfolgt die Anamnese über die Eltern.
Sozialanamnese
- In welcher Umgebung hat sich der Vorfall ereignet? (z. B. zu Hause, Kindergarten, Spielplatz)
- Wer war zum Zeitpunkt des möglichen Vorfalls anwesend?
- Gab es vorher oder in letzter Zeit ähnliche Vorfälle mit Verschlucken von Gegenständen?
- Hat das Kind Zugang zu kleinen Spielzeugen, Haushaltsgegenständen, Batterien oder anderen verschluckbaren Objekten?
- Wie ist die häusliche Aufsichtssituation geregelt (z. B. Geschwister, Aufsichtspersonen, ungesicherte Kleinteile in Reichweite)?
- Ist das Kind in einer Betreuungseinrichtung? Wenn ja, gab es dort Hinweise auf ein entsprechendes Ereignis?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Haben Sie beobachtet oder vermuten Sie, dass Ihr Kind etwas verschluckt hat?*
- Haben Sie den Gegenstand oder ein ähnliches Vergleichsobjekt zur Verfügung (z. B. Spielzeugteil, Münze, Batterie)?
- Wissen Sie, womit das Kind unmittelbar zuvor gespielt oder sich beschäftigt hat?
- Könnte das Kind mehrere Gegenstände verschluckt haben?
- Wenn es sich um ein Lebensmittel gehandelt haben könnte: War es roh oder gekocht? War es hart oder weich? War es geschält, entkernt, zerkleinert?
- Wann genau könnte das Ereignis stattgefunden haben?
- Haben Sie unmittelbar danach Symptome bei Ihrem Kind bemerkt? Wenn ja, welche:
- Husten?
- Würgereiz?*
- Atemnot?*
- Speichelfluss?
- Schluckstörung?*
- Erbrechen?*
- Unruhe?
- Schreien?
- Wie haben sich diese Symptome im Verlauf entwickelt oder verändert?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Wann hat Ihr Kind zuletzt etwas gegessen oder getrunken?
- Was wurde gegessen (Art und Konsistenz der Nahrung, mögliche Gefahrenquellen wie Trauben, Nüsse, harte Süßigkeiten)?
- Hat Ihr Kind während der Mahlzeit auffällig gehustet oder gewürgt?
- Bestehen aktuell Schluckbeschwerden oder Nahrungsverweigerung?
- Hat Ihr Kind in letzter Zeit weniger gegessen oder getrunken als üblich?
Eigenanamnese
- Bestehen bekannte Grunderkrankungen (z. B. neurologische Erkrankungen, Entwicklungsverzögerungen, Schluckstörungen, angeborene Fehlbildungen des Verdauungs- oder Atemtraktes)?
- Gab es in der Vergangenheit bereits ähnliche Vorfälle oder bekannte Risikofaktoren?
- Wurde bei Ihrem Kind bereits eine Refluxerkrankung, Ösophagitis (Entzündung der Speiseröhre) oder eine anatomische Enge diagnostiziert?
- Bestehen Allergien gegen Medikamente, Anästhetika, Latex oder Materialien, die für eine endoskopische Entfernung relevant sein könnten?
Medikamentenanamnese
- Nimmt Ihr Kind aktuell Medikamente ein (z. B. Antiepileptika, Muskelrelaxanzien (muskelentspannende Medikamente), sedierende (beruhigend wirkende) Medikamente)?
- Bestehen bekannte Nebenwirkungen oder Wirkungen, die das Schlucken beeinträchtigen könnten?
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.