Bauchtrauma (Abdominaltrauma) – Labordiagnostik
Bauchtrauma ist eine durch stumpfe oder penetrierende Gewalteinwirkung verursachte Verletzung der intraabdominellen Organe (Organe im Bauchraum), Gefäße oder Strukturen der Bauchwand. Es wird nach dem Verletzungsmechanismus unterschieden in:
- Stumpfes Bauchtrauma – häufig infolge von Verkehrsunfällen, Stürzen aus großer Höhe oder direkter Schlag- bzw. Druckeinwirkung auf den Bauch
- Penetrierendes Bauchtrauma – verursacht durch scharfe oder spitze Gegenstände (z. B. Stichverletzungen, Schussverletzungen)
Die Verletzungen können isoliert oder kombiniert auftreten und lebensbedrohliche Zustände verursachen, z. B. durch innere Blutungen, Organrupturen (Risse) oder Perforationen (Durchbrüche) mit nachfolgender Peritonitis (Bauchfellentzündung). Häufig betroffene Organe sind Leber, Milz, Magen, Darm, Pankreas (Bauchspeicheldrüse), Harnblase und retroperitoneale Strukturen (hinter dem Bauchfell gelegene Organe).
Diagnostik
Die Diagnostik richtet sich nach dem klinischen Zustand und der Verletzungsschwere und beinhaltet:
- Anamnese (Unfallhergang, zeitlicher Ablauf, Begleitsymptome)
- Körperliche Untersuchung (Inspektion = Betrachtung, Palpation = Abtasten, Perkussion = Abklopfen, Auskultation = Abhören, rektale Untersuchung)
- Bildgebung:
- Sonographie (Ultraschall) – FAST (Focused Assessment with Sonography for Trauma) zum Nachweis freier Flüssigkeit
- Computertomographie (CT) mit Kontrastmittel als Goldstandard bei hämodynamisch stabilen Patienten
- Röntgenaufnahme (Abdomenübersicht, Thorax) bei Verdacht auf freie Luft, Frakturen oder Projektilbahnen
- Diagnostische Peritoneallavage (Spülung der Bauchhöhle) – selten, v. a. bei instabilen Patienten, wenn Sonographie/CT nicht verfügbar sind
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Kleines Blutbild – z. B. Anämie (Blutarmut) bei Blutverlust
- Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit)
- Elektrolyte – Calcium, Chlorid, Kalium, Magnesium, Natrium, Phosphat
- Nüchternglucose (Nüchternblutzucker)
- Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin
- Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT)
- Gerinnungsparameter – PTT, Quick (INR)
- Blutgruppe und Kreuzprobe
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Pankreasparameter – Lipase, Amylase (bei Verdacht auf Pankreasverletzung)
- Creatinkinase (CK) – bei Verdacht auf Muskelverletzung oder Rhabdomyolyse (Auflösung von Muskelgewebe)
- Laktat – zur Abschätzung einer Gewebshypoxie (ungenügende Sauerstoffversorgung) / eines Schocks
- Blutgasanalyse – zur Beurteilung der Oxygenierung (Sauerstoffversorgung), Ventilation (Belüftung) und des Säure-Basen-Status
- β-hCG – bei Frauen im gebärfähigen Alter zur Schwangerschaftsausschlussdiagnostik
- Myoglobin – bei Verdacht auf Rhabdomyolyse
- Ethanolspiegel, Drogenscreening – bei Verdacht auf Intoxikation (Vergiftung)