Struma (Kropf) – Einleitung

Man spricht von einer Struma – umgangssprachlich Kropf genannt –, wenn das Schilddrüsenvolumen oberhalb des geschlechts- und alterspezifischen Normbereichs liegt (unabhängig von Pathogenese (Krankheitsentstehung), Funktionslage und Dignität):

  • Frauen: Schilddrüsenvolumen > 18 ml
  • Männer: Schilddrüsenvolumen > 25 ml

Synoynme und ICD-10: Vergrößerung der Schilddrüse; ICD-10-GM E01.-:Jodmangelbedingte Schilddrüsenkrankheiten und verwandte Zustände; ICD-10-GM E03.-: Sonstige Hypothyreose; ICD-10-GM E04.-: sonstige nichttoxische Struma; ICD-10-GM E05.-:Hyperthyreose [Thyreotoxikose]; ICD-10-GM E07.-: sonstige Krankheiten der Schilddrüse

Charakteristische Laborbefunde

Die charakteristischen Laborbefunde bei einer Struma hängen stark von der zugrunde liegenden Ursache ab, weshalb es keine einheitlichen "charakteristischen" Laborbefunde gibt, die für alle Formen der Struma gelten. Allerdings können bestimmte Laborbefunde im Rahmen der Abklärung einer Struma auftreten:

  • TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon): Kann je nach Ursache der Struma normal, erniedrigt (bei Hyperthyreose) oder erhöht (bei Hypothyreose) sein.
  • fT4 (freies Thyroxin) und fT3 (freies Trijodthyronin): Diese Werte können ebenfalls normal, erhöht (bei Hyperthyreose) oder erniedrigt (bei Hypothyreose) sein.
  • Thyreoglobulin (Tg): Erhöht bei bestimmten Formen von Struma, insbesondere bei Schilddrüsenkarzinomen oder Hashimoto-Thyreoiditis.
  • Anti-TPO-Antikörper (Thyreoperoxidase-Antikörper): Erhöht bei Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis, die eine Struma verursachen können.
  • Anti-TG-Antikörper (Thyreoglobulin-Antikörper): Können ebenfalls erhöht sein bei Autoimmunthyreoiditis.
  • Calcitonin: Sollte bei Verdacht auf ein medulläres Schilddrüsenkarzinom gemessen werden, da es typischerweise erhöht ist.

Zusätzlich können bei einer Struma jodmangelbedingte Veränderungen vorliegen, die durch eine niedrige Jodausscheidung im Urin detektiert werden können. Die genaue Labordiagnostik hängt von der klinischen Präsentation und den Verdachtsmomenten ab.

Formen der Struma

Die Struma stellt ein Symptom dar und kann in verschiedenen Stoffwechsellagen auftreten: euthyreot, hyperthyreot oder hypothyreot. Morphologisch unterscheidet man:

  • Struma diffusa: Gleichmäßige Vergrößerung der Schilddrüse ohne Knotenbildung.
  • Knotenstruma (Struma uni- bzw. multinodosa): Schilddrüsenvergrößerung mit Knotenbildung.

Blande Struma

Eine Schilddrüsenvergrößerung, die nicht entzündlich und nicht maligne (bösartig) ist, bei euthyreoter Stoffwechsellage (normale Schilddrüsenfunktion). Mehr als 90 % der Schilddrüsenerkrankungen sind euthyreote Strumen.

Einteilung der Struma nach WHO

  • Grad I: Struma tastbar und bei rekliniertem Kopf sichtbar.
  • Grad II: Sichtbare Struma.
  • Grad III: Sehr große, aus der Entfernung sichtbare Struma.

Formen nach ICD-10-GM

  • Jodmangelbedingte diffuse Struma* (ICD-10-GM E01.0)
  • Jodmangelbedingte mehrknotige Struma* (ICD-10-GM E01.1)
  • Jodmangelbedingte Struma*, nicht näher bezeichnet (ICD-10-GM E01.2)
  • Kongenitale Hypothyreose mit diffuser Struma (ICD-10-GM E03.0)
  • Nichttoxische diffuse Struma (ICD-10-GM E04.0)
  • Nichttoxischer solitärer Schilddrüsenknoten (ICD-10-GM E04.2)
  • Nichttoxische mehrknotige Struma (ICD-10-GM E04.2)
  • Sonstige näher bezeichnete nichttoxische Struma (ICD-10-GM E04.8)
  • Nichttoxische Struma, nicht näher bezeichnet (ICD-10-GM E04.9)
  • Hyperthyreose mit diffuser Struma (ICD-10-GM E05.0)
  • Hyperthyreose mit toxischem solitärem Schilddrüsenknoten (ICD-10-GM E05.1)
  • Hyperthyreose durch ektopisches Schilddrüsengewebe (ICD-10-GM E05.3)
  • Dyshormogene Struma (ICD-10-GM E07.1)

*Endemische Struma (Jodmangel ist in Mitteleuropa die häufigste Ursache einer Struma)

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis

  • Männer: Häufiger Struma
  • Frauen: Häufiger Knoten
  • Euthyreote Struma: Gleiches Verhältnis bei Männern und Frauen

Häufigkeitsgipfel

  • Altersgruppe 46-65 Jahre

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit)

  • Strumaprävalenz: 9,7 %
  • Knotenprävalenz: 23,3 % (Papillon-Studie)
  • Die Prävalenz korreliert mit der Jodversorgung der Bevölkerung in Deutschland.

Verlauf und Prognose

Die Therapie der Struma richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Bei Verdacht auf maligne Veränderungen (Schilddrüsenkarzinom) oder bei Komplikationen wie Einengung der Luftröhre oder obere Einflussstörung ist eine Operation erforderlich. Andernfalls steht die Pharmakotherapie im Vordergrund.

Malignitätsrate

  • In einer retrospektiven Langzeitstudie (1989-2013) mit 17.592 Patienten mit Schilddrüsenknoten > 1 cm betrug die Malignitätsrate 1,1 % [2].

Bei nicht malignen und nicht komplikativen Strumen kann die Therapie durch Jod- und Hormonsubstitution erfolgen, insbesondere in Jodmangelgebieten.

Literatur

  1. Klein E, Kracht J, Krüskemper HL, Reinwein D, Scriba PC: Klassifikation der Schilddrüsenkrankheiten. Dtsch. med. Wschr. 98, 2249 (1973)
  2. Grussendorf M, Ruschenburg I, Brabant G: Malignancy rates in thyroid nodules – a long-term cohort study of 17,592 patients. Eur Thyroid J. 2022;11(4):e220027

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Benigne Schilddrüsenerkrankungen, operative Therapie. (AWMF-Registernummer: 088-007), Oktober 2015 Langfassung
  2. S1-Leitlinie: Radioiodtherapie bei benignen Schilddrüsenerkrankungen. (AWMF-Registernummer: 031 - 003), Oktober 2015 Langfassung
  3. Durante C et al.: 2023 European Thyroid Association Clinical Practice Guidelines for thyroid nodule management Eur Thyroid J . 2023 Aug 14;12(5):e230067. doi: 10.1530/ETJ-23-0067.