Ischialgie/Lumboischialgie – Weitere Therapie

Beratung/Aufklärung

Der Patient soll über das Beschwerdebild aufgeklärt sein und zur aktiven Mitarbeit ermutigt werden.
Cave! Der Patient sollte nicht in eine Schonhaltung verfallen, sondern sich weiterhin aktiv bewegen!

Allgemeine Maßnahmen

  • Wiederaufnahme der normalen körperlichen Aktivitäten so schnell wie möglich sollte ein primäres Ziel des Betroffenen sein.
  • Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum)
  • Normalgewicht anstreben! 
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • BMI-Rechner – ermitteln Sie unter Berücksichtigung von Geschlecht und Alter Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)
  • Überprüfung der Dauermedikation wg. möglicher Auswirkung auf die vorhandene Krankheit

Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren

  • Analgetika (Schmerzmittel), Muskelrelaxantien (Muskelentspannungsmitteln) und ggf. auch Glucocorticoide
  • Infiltrationstherapie bzw. therapeutische Lokalanästhesie (TLA; Injektion von örtlichen Betäubungsmitteln an Nerven, in Muskeln oder in schmerzhafte Regionen) mit und ohne Zusatz von Glucocorticoiden oder Glucose (Proliferationstherapie) ist eine mögliche Therapieoption.
    Durchführung der TLA unter Röntgen bzw. CT-Assistenz erhöhen die Erfolgsquote. Indikationen (Anwendungsgebiete) der TLA sind:

    • epidurale Infiltrationen beim mediolateralem Polraps, bei der spinalen Stenose (Verengung des Wirbelkanals)
    • transforaminale Injektion bei lateraler (seitlich) gelegenen Diskusprolaps (Bandscheibenvorfall)
    • Facettengelenksinfiltration (FGI) – interventionelles radiologisches Verfahren zur Behandlung schmerzhafter Facettengelenke; dabei erfolgt eine Injektion lokal wirksamer Arzneistoffe in unmittelbarer Nähe (periartikulär) zu den Facettengelenken sowie in die Gelenkkapsel (intraartikulär)
    • Sacroiliacalgelenkinjektion
  • Gepulste Radiofrequenztherapie in Kombination mit einer transforaminalen epiduralen Steroidinjektion (TFESI) bei Schmerzbehandlung bei Bandscheibenvorfällen – dabei wird unter Röntgen- oder CT-Kontrolle eine Kanüle in einen Nervenaustrittskanal des Ischiasnerven vorgeschoben und ein Steroid injiziert; Ergebnisse zeigen, dass die kombinierte Behandlung mit gepulster Radiofrequenztherapie und TFESI nach einem Jahr zu besseren Ergebnissen führt [2].

Operative Therapie

  • Nur bei 1-3 % aller Patienten mit degenerativen Wirbelsäulenveränderungen ist eine operative Therapie erforderlich!

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet u. a.:
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Gemüse)
  • Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
    • Ernährung reich an:
      • Omega-3-Fettsäuren – ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische wie Lachs, Hering, Makrele
      • Sekundären Pflanzenstoffen (Curcumin, Bromelain aus Ananas-Extrakt)
      • Weiteren Vitalstoffen (Chondroitinsulfat, Glucosaminsulfat, Kollagene)
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns

Sportmedizin

  • Ausdauertraining (Cardiotraining) und Krafttraining (Muskeltraining)
  • Erstellung eines Fitnessplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Physikalische Therapie (inkl. Physiotherapie)

Es werden bei unkomplizierten Rückenschmerzen folgende Maßnahmen empfohlen:

  • Wärmeanwendungen (heißes Bad oder Rotlichtanwendungen)
  • Kälteanwendungen – Gel- oder Eispackung im Temperaturbereich von idealerweise 10 bis 15 Grad; mehrmals täglich ca. 3 Minuten lang den schmerzenden Bereich kühlen
  • Massagen
  • Kurzwellenbehandlung
  • Ultraschallanwendungen
  • Heilgymnastik bzw. Krankengymnastik (Ausgleich individueller Defizite: z. B. eingeschränkte Beweglichkeit; verminderte Muskelkraft etc.)

Weitere Hinweise

  • Eine Metaanalyse von Studien bei Personen mit klinisch oder durch Bildgebung diagnostizierten Ischiasbeschwerden ergab keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich physiotherapeutischer Behandlungen mit Kontrollintervention [1].

Psychotherapie

  • ggf. Psychotherapie bzw. Stressmanagement
  • Die Verhaltenstherapie soll zu einer Verbesserung der Funktion und zu einer Schmerzlinderung führen.
  • Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.

Komplementäre Behandlungsmethoden

  • Chiropraktik – Chiropraktische Methode, um Blockierungen der Wirbelsäule zu lösen.
  • Die Wirksamkeit der Akupunktur in der Behandlung von Rückenschmerzen ist noch nicht deutlich bewiesen, trotzdem kann man sie als begleitende Maßnahme versuchen.
  • Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) – Die Wirksamkeit dieser Methode ist bei akuten Schmerzen noch nicht ausreichend geklärt. Fallberichte geben Hinweise für eine gute Wirkung mit TENS bei Lumbago.

Schulungsmaßnahmen

  • Rückenschule bzw. Rückengymnastik
    Die Rückenschule wird bei Personen empfohlen, die länger als sechs Wochen unter unkomplizierten Rückenschmerzen leiden und bei denen andere Therapiemaßnahmen nicht geholfen haben.

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de

Literatur

  1. Dove L et al.: How effective are physiotherapy interventions in treating people with sciatica? A systematic review and meta‑analysis. Eur Spine J 2022; https://doi.org/10.1007/s00586-022-07356-y
  2. Napoli A et al.: CT-guided Pulsed Radiofrequency Combined with Steroid Injection for Sciatica from Herniated Disk: A Randomized Trial Radiology Mar 28 2023 https://doi.org/10.1148/radiol.221478