Endoanale Ultraschalluntersuchung
Die endoanale Ultraschalluntersuchung (Synonym: endosonographische Darstellung des Analkanals) ist ein hochauflösendes, bildgebendes Verfahren zur Beurteilung der anatomischen Strukturen im Bereich des Analkanals, insbesondere des Schließmuskelsystems (Kontinenzapparats). Sie wird vorwiegend in der Proktologie (Erkrankungen des Enddarms und Afters) eingesetzt und ermöglicht eine detaillierte Darstellung der Sphinkter (Schließmuskeln), der intersphinktären und perirektalen Räume sowie von pathologischen Veränderungen wie Fisteln (entzündliche Gänge), Abszessen (Eiteransammlungen) oder Tumoren (Geschwülsten). Aufgrund der exzellenten Weichteilauflösung ist die Methode essenziell für die differenzierte Diagnostik und präoperative Planung bei anorektalen Erkrankungen (Erkrankungen des Enddarmbereichs).
Synonyme
- Endoanale Sonographie
- Endosonographie des Analkanals
- Anale Endosonographie
- Anale Ultraschalluntersuchung
Beurteilbare Strukturen
- Innerer Afterschließmuskel (Musculus sphincter ani internus)
- Äußerer Afterschließmuskel (Musculus sphincter ani externus)
- Puborektaler Muskelanteil (Teil des Musculus levator ani)
- Intersphinktärer Raum
- Submukosa und Mukosa des Analkanals
- Perianale und ischiorektale Räume
- Pathologische Strukturen: Fisteln, Abszesse, Raumforderungen
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Diagnostik bei analer Inkontinenz (unwillkürlichem Stuhlverlust)
- Beurteilung von Analfisteln und Abszessen
- Tumorstaging bei Analkarzinomen (bösartigen Tumoren des Analkanals)
- Kontrolle nach operativen Eingriffen im Analkanal
- Beurteilung von Narben, Sphinkterdefekten oder posttraumatischen Veränderungen
- Präoperative Planung bei plastischen Rekonstruktionen des Schließmuskels
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Akute, schmerzhafte Entzündungen oder Abszesse im Analkanal mit fehlender Toleranz gegenüber der Untersuchung
- Frisch operierter Analkanal (relative Kontraindikation)
- Schwere Kooperationsunfähigkeit des Patienten
Vor der Untersuchung
- Anamnese mit Fokus auf Kontinenzstatus, Voroperationen, Fisteln oder Tumoren
- Optional rektale Entleerung mittels Klysma (Einlauf) zur besseren Bildqualität
- Aufklärung über das Vorgehen, mögliche Beschwerden und Ziele der Untersuchung
Das Verfahren
- Durchführung mit hochfrequenten Endoanalsonden (z. B. 7,5-13 MHz)
- Patient in Linksseitenlage oder Steinschnittlage
- Langsame, kontinuierliche Sondeneinführung in den Analkanal unter sonographischer Kontrolle
- Axiale Schichtenaufnahmen in verschiedenen Höhen des Analkanals (meist 3-5 cm Länge)
- Beurteilung der Sphinktermuskulatur auf Symmetrie, Kontinuität, Dicke und Echostruktur
- Optional zusätzliche Darstellung mit Kontrastmittel oder 3D-Rekonstruktion
Mögliche Befunde
- Sphinkterdefekte: Darstellung als echoarme Unterbrechung der ringförmigen Muskelschichten
- Fisteln: echoarme, schlauchförmige Strukturen im intersphinktären oder transsphinktären Bereich
- Abszesse: echofreie oder echoarme Raumforderungen mit unscharfer Begrenzung
- Tumoren: echoarme, teils inhomogene Raumforderungen mit möglicher Infiltration angrenzender Strukturen
- Narben: echoarme bis echoreiche, unregelmäßige Gewebebereiche mit verzerrter Anatomie
Nach der Untersuchung
- Dokumentation der Befunde inklusive topographischer Einordnung
- Gegebenenfalls bildgestützte Therapieplanung (z. B. bei Fisteln oder Tumoren)
- Keine Nachbeobachtungszeit erforderlich, Patient kann unmittelbar nach der Untersuchung entlassen werden
Mögliche Komplikationen
- Geringe Beschwerden durch rektale Sondeneinführung (z. B. Druckgefühl)
- Selten Schleimhautreizungen oder -verletzungen bei vorbestehenden entzündlichen Prozessen
- In der Regel komplikationsarmes Verfahren