Caliper-Methode (Hautfaltenmessung)

Die Caliper-Methode (auch Hautfaltenmessung oder Skinfold-Messung) stellt ein anthropometrisches Verfahren (körperbezogenes Messverfahren) zur indirekten Bestimmung des subkutanen Fettgewebes (unter der Haut liegendes Fett) und zur Abschätzung des Körperfettanteils (Anteil des Körperfetts am Gesamtgewicht) dar. Sie wird in der Sportmedizin, Ernährungsmedizin und präventiven Medizin (medizinische Vorsorge) eingesetzt, um die Körperzusammensetzung (Verhältnis von Fett, Muskel, Wasser) zu analysieren, Trainingsverläufe zu dokumentieren und Über- oder Untergewicht (zu hohes oder zu niedriges Körpergewicht) differenziert zu beurteilen. Grundlage der Methode ist die Annahme, dass ein konstanter Anteil des Gesamtkörperfetts subkutan gespeichert ist. Die Messung erfolgt mit einer speziellen Messzange (Caliper) (Messgerät zur Hautfaltenmessung), wobei die Dicke definierter Hautfalten manuell erfasst und zur Berechnung des Körperfettanteils herangezogen wird.

Synonyme

  • Hautfaltenmessung mittels Caliper
  • Skinfold-Methode
  • Anthropometrische Fettmessung
  • Subkutane Fettfaltenmessung

Beurteilbare Strukturen

  • Subkutanes Fettgewebe (unter der Haut liegendes Fett) an definierten Körperstellen
  • Geschlechts- und altersabhängige Fettverteilungsmuster
  • Symmetrie und Verteilung von Fettdepots

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Verlaufskontrolle in der Sportmedizin (medizinische Betreuung von Sporttreibenden) (z. B. bei Trainingsadaptionen)
  • Bestimmung des Körperfettanteils im Rahmen der Ernährungsberatung
  • Beurteilung von Untergewicht, Normalgewicht, Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit)
  • Screening bei Essstörungen (gestörtes Essverhalten) (z. B. Anorexie, Binge-Eating-Störung)
  • Diagnostik und Verlaufskontrolle bei Sarkopenie (altersbedingter Muskelabbau) in Kombination mit Muskelmasseparametern

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Generalisierte Ödeme (Wassereinlagerungen im Gewebe)
  • Lokale Hauterkrankungen (z. B. Ekzeme, Psoriasis) an Messpunkten
  • Akute postoperative Zustände oder entzündliche Veränderungen im Messbereich

Vor der Untersuchung

  • Keine intensive körperliche Aktivität unmittelbar vor der Messung
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr zur Vermeidung von Dehydratation (Austrocknung)
  • Standardisierte Lagerung und Entkleidung zur freien Zugänglichkeit der Messpunkte
  • Bestimmung von Alter, Geschlecht und Körpergröße zur Berechnung der Referenzwerte

Das Verfahren

Messprinzip

Die Caliper-Methode basiert auf der Messung der Hautfaltendicke in Millimetern. Diese Hautfalten bestehen aus Haut und subkutanem Fettgewebe (unter der Haut liegendes Fett). Die ermittelten Werte werden in Regressionsformeln oder Körperfettberechnungsprogramme eingegeben, um den Gesamtkörperfettanteil zu bestimmen.

Typische Messpunkte (je nach Protokoll)

  • Bauchfalte (Abdomen)
  • Oberarmrückseite (Trizeps)
  • Oberarmvorderseite (Bizeps)
  • Subskapular (unter dem Schulterblatt)
  • Supraspinal (über der Beckenschaufel)
  • Oberschenkel (anterior)
  • Brustfalte (Pektoralis) – bei Männern
  • Axillär (seitlich unter der Achsel)

Gängige Protokolle

  • 3-Punkte-Messung nach Jackson & Pollock
  • 7-Punkte-Messung nach Durnin & Womersley
  • 12-Punkte-Messung in der leistungsorientierten Sportmedizin

Messdurchführung

  • Messung immer auf der rechten Körperseite
  • Erfassen der Hautfalte zwischen Daumen und Zeigefinger in einem Abstand von ca. 1 cm zur Messstelle
  • Kalibrierter Caliper wird senkrecht auf die Hautfalte gesetzt und der Messwert nach 1-2 Sekunden abgelesen
  • Jede Messstelle sollte mindestens zweimal gemessen und der Mittelwert verwendet werden

Mögliche Befunde

  • Normale Körperfettverteilung: Prozentwerte im physiologischen Bereich, geschlechts- und altersabhängig
  • Erhöhter Körperfettanteil: Hinweis auf Übergewicht oder Adipositas (Fettleibigkeit)
  • Reduzierter Körperfettanteil: Hinweise auf Untergewicht, Mangelernährung oder extremes Ausdauertraining
  • Asymmetrische Verteilung: Bei Erkrankungen wie Lipodystrophie (Fehlverteilung von Körperfett) oder Lipoatrophie (Fettgewebsschwund)

Nach der Untersuchung

  • Vergleich mit Referenzwerten anhand Alter, Geschlecht und sportlicher Aktivität
  • Verlaufskontrolle in regelmäßigen Abständen (z. B. alle 4-12 Wochen)
  • Kombination mit weiteren Methoden zur Beurteilung der Körperzusammensetzung empfohlen (z. B. Bioelektrische Impedanzanalyse (Messung des elektrischen Körperwiderstands), DEXA (Röntgenverfahren zur Körperzusammensetzung))

Mögliche Komplikationen

  • Geringe Hautreizungen oder lokale Hämatome (Blutergüsse) bei unsachgemäßer Handhabung
  • Messfehler durch ungenaue Technik oder nicht-kalibrierte Caliper
  • Inter- und intraindividuelle Variabilität (Schwankung zwischen verschiedenen oder denselben Personen) bei manueller Durchführung

Vergleich mit anderen Verfahren

Methode Technik Vorteile Nachteile
Caliper-Methode Manuelle Hautfaltenmessung Kostengünstig, mobil einsetzbar, bei guter Schulung zuverlässig Subjektive Messfehler, begrenzt bei starkem Übergewicht
BIA (Bioimpedanzanalyse) Elektrische Widerstandsmessung Schnell, reproduzierbar, gute Alltagstauglichkeit Beeinflussbar durch Hydratation und Elektrolytstatus
DEXA Röntgenabsorptiometrie Hohe Genauigkeit, Referenzverfahren Strahlenbelastung, teuer, nur stationär möglich

Fazit

Die Caliper-Methode ist ein etabliertes, kosteneffizientes Instrument zur Bestimmung des subkutanen Fettgewebes (unter der Haut liegendes Fett) und zur Abschätzung des Körperfettanteils (Anteil des Körperfetts am Gesamtgewicht). Bei standardisierter Durchführung bietet sie zuverlässige Ergebnisse für Verlaufskontrollen und individuelle Diagnostik. Sie eignet sich besonders für sportmedizinische und präventivmedizinische Anwendungen, sollte jedoch idealerweise mit weiteren diagnostischen Verfahren kombiniert werden, um die Gesamtkörperzusammensetzung differenzierter zu beurteilen.