Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) – Einleitung

Bei einer Cholezystitis handelt es sich um eine Entzündung der Gallenblase. Diese wird in bis zu 90 % der Fälle durch eine Cholelithiasis (Gallensteinleiden) verursacht. In bis zu 10 % der Fälle kann jedoch kein Gallenstein als Ursache einer Cholezystitis nachgewiesen werden.

Synonyme und ICD-10: Cholecystitis; Gallenblasenempyem; Porzellangallenblase; ICD-10-GM K81.-: Cholezystitis

In bis zu 85 % der Fälle finden sich bei der Cholezystitis Bakterien in der Gallenblase. In den übrigen Fällen geht man von einer sogenannten abakteriellen Form aus, die durch mechanische und chemische Reize entsteht.

Charakteristische Laborbefunde bei Cholezystitis

  • Erhöhte Entzündungsmarker
    • C-reaktives Protein (CRP): Stark erhöht, typisch bei akuten Entzündungen.
    • Leukozytose: Erhöhte Anzahl von weißen Blutkörperchen (Leukozyten), meist mit Linksverschiebung (Vermehrung unreifer Leukozytenformen).
  • Erhöhte Cholestaseparameter
    • Bilirubin: Erhöht, insbesondere das direkte Bilirubin, bei Obstruktion des Gallengangs.
    • Alkalische Phosphatase (AP): Erhöht, weist auf eine Cholestase hin.
    • Gamma-Glutamyltransferase (γ-GT): Erhöht, ebenfalls ein Marker für Cholestase.
  • Erhöhte Transaminasen
    • Aspartat-Aminotransferase (AST, früher GOT) und Alanin-Aminotransferase (ALT, früher GPT): Können erhöht sein, insbesondere bei begleitender Hepatitis oder bei Steinobstruktion.
  • Erhöhte Lipase und Amylase (bei begleitender Pankreatitis):
    • Bei gleichzeitiger Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) können diese Enzyme ebenfalls erhöht sein.
  • Erhöhte Lactatdehydrogenase (LDH)
    • Kann ebenfalls erhöht sein, insbesondere bei schwereren Verläufen.

Diese Labormarker sind charakteristisch für die Diagnose und Überwachung einer Cholezystitis und geben Aufschluss über das Ausmaß der Entzündung sowie das Vorhandensein von Komplikationen wie einer Cholestase oder Pankreatitis.

Formen der Cholezystitis 

Nach der bakteriellen Besiedlung

  • Aszendierende Cholezystitis: Entzündung durch aus dem Darm aufsteigende Bakterien.
  • Deszendierende Cholezystitis: Entzündung durch aus der Leber absteigende Keime.
  • Hämatogene Cholezystitis: Entzündung durch aus dem Blutkreislauf kommende Keime.
  • Lymphogene Cholezystitis: Entzündung durch Keime, die über den Lymphweg gelangen.

Weitere Formen

  • Akute Cholezystitis – plötzlich auftretende Entzündung der Gallenblase
  • Chronische Cholezystitis – meist symptomarm über längere Zeit verlaufende Cholezystitis
  • Emphysematöse Cholezystitis – Form der Cholezystitis, bei der sich durch diagnostische Methoden Luft in der Gallenblase erkennen lässt 

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 1: 3, was darauf zurückzuführen ist, dass Frauen öfter Gallensteine haben.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend zwischen dem 45. und 70. Lebensjahr auf.
Eine Cholezystitis ohne Gallensteine findet sich oft bei älteren Männern.

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) in der Altersgruppe der 45- bis 70-Jährigen liegt bei Männern bei 10 % und bei Frauen bei 20 % (in Deutschland).

Verlauf und Prognose

Verlauf

Eine Cholezystitis ist oft mit kolikartigen Schmerzen verbunden, die bevorzugt nach fettreichen Mahlzeiten auftreten. Der Verlauf der Erkrankung ist abhängig von der Ursache:

  • Akute Cholezystitis: Wird rechtzeitig erkannt und adäquat therapiert, heilt sie in der Regel komplikationslos aus. Die deutsche ACDC-Studie liefert überzeugende Argumente für die laparoskopische Cholezystektomie bei akuter Cholezystitis innerhalb von 24 Stunden [1].
  • Chronische Cholezystitis: Entwickelt sich meist aus wiederholten akuten Entzündungen. Eine Cholezystektomie (operative Entfernung der Gallenblase) wird häufig erforderlich.

Prognose

  • Komplikationen: Wenn eine Cholezystitis zu spät erkannt wird, kann es zu einer Perforation (Gallenblasendurchbruch) kommen. Dies kann schwerwiegende Komplikationen wie eine Peritonitis (Bauchfellentzündung) nach sich ziehen.
  • Therapie: Bei der chronischen Cholezystitis wird meistens eine Cholezystektomie erforderlich. Die Cholezystektomie zählt zu den am häufigsten durchgeführten Eingriffen in der Chirurgie.

Literatur

  1. Acute Cholecystitis. Early Versus Delayed Cholecystectomy, A Multicenter Randomized Trial (ACDC Study, NCT00447304). Ann Surg 2013; 258: 385–393; doi: 10.1097/SLA.0b013e3182a1599b

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Diagnostik und Therapie von Gallensteinen. (AWMF-Registernummer: 021-008), November 2017 Langfassung
  2. Yokoe M et al.: Tokyo Guidelines 2018: diagnostic criteria and severity grading of acute cholecystitis (with videos). J Hepatobiliary Pancreat Sci. 2018 Jan;25(1):41-54. doi: 10.1002/jhbp.515.
  3. Miura F et al.: Tokyo Guidelines 2018: initial management of acute biliary infection and flowchart for acute cholangitis. J Hepatobiliary Pancreat Sci (2018) 25:31-40. doi: 10.1002/jhbp.509.