HPV-Diagnostik (Humane Papillomaviren) beim Mann
Die HPV-Diagnostik – im Regelfall durch einen molekularbiologischen HPV-Nachweis (Gensondentest) – erfolgt beim Mann mittels Abstrich von Penisschaft (Penisoberfläche), Glans/Korona (Eichel/Kronenfurche) und ggf. Vorhaut. Diese Methode weist die höchste Sensitivität aller derzeit verfügbaren Nachweisverfahren auf [1].
Die HPV-Diagnostik dient dem Nachweis einer Infektion mit DNA-Viren aus der Gruppe der humanen Papillomaviren (HPV).
Beachte: Der Infektionsnachweis ist nicht mit einer HPV-bedingten Erkrankung gleichzusetzen, da HPV ein fakultativ pathogener Erreger ist [2].
Im Gegensatz zur Frau existiert für den Mann derzeit keine routinemäßige Screeningempfehlung, da der klinische Nutzen nicht belegt ist [3]. Die Testung erfolgt in der Regel nur bei klinisch auffälligen Befunden (z. B. Kondylome) oder bei Hochrisikogruppen wie Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), und Immunsupprimierten.
HPV ist an der Entstehung verschiedener Tumorarten beteiligt, darunter Peniskarzinome, Analkarzinome und oropharyngeale Karzinome.
Beachte: Der Sexualverkehr mit einem HPV-infizierten Partner kann infizierte Zellen, freies Virus oder infiziertes Sperma übertragen, ohne dass es zu einer Infektion kommt. Erfolgt kurz nach dem Geschlechtsverkehr ein HPV-Test, kann das Ergebnis falsch-positiv sein.
HPV-Infektion beim Mann
Eine dauerhafte Infektion mit Hoch-Risiko-HPV-Typen (Typ 16 und 18) trägt wesentlich zur Entstehung maligner Veränderungen des Penis und des Analkanals bei, während Niedrig-Risiko-HPV-Typen vorwiegend gutartige Veränderungen wie Feigwarzen (Condylomata acuminata) verursachen, die oft spontan abheilen [1].
Der Häufigkeitsgipfel für nachweisbare HPV-Infektionen beim Mann liegt im jungen Erwachsenenalter (20-30 Jahre). Abhängig vom Sexualverhalten kann die HPV-DNA-Prävalenz in dieser Altersgruppe bis zu 31 % betragen.
Nur ein kleiner Teil der infizierten Männer entwickelt klinische Auffälligkeiten. Persistierende Infektionen erhöhen jedoch das Risiko für Dysplasien oder maligne Tumoren .
Neben der HPV-Infektion spielen weitere Cofaktoren eine Rolle:
- genetische Faktoren
- Rauchen
- Drogenkonsum (Cannabis, Kokain u. a.)
- Promiskuität (häufig wechselnde Sexualpartner)
- andere sexuell übertragbare Erkrankungen (z. B. HIV/AIDS, Herpes genitalis)
- Immundefizienz oder immunsuppressive Medikamente
Klinisches Bild beim Mann
Folgende Krankheitsbilder sind beschrieben:
- Condylomata acuminata (Feigwarzen) – im Bereich des Penis, Anus, seltener in der Harnröhre
- Dysplasien der Penishaut oder Harnröhre
- Analkarzinome (HPV-assoziiert)
- Larynxpapillome bei Neugeborenen (Übertragung während der Geburt).
Die HPV-Typen 16 und 18 werden zudem für einen Teil der Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinome verantwortlich gemacht, wovon auch Männer betroffen sind.
Ein serologischer Marker (DRH1) erlaubt eine frühzeitige Entdeckung von HPV16-assoziierten Tumoren mit hoher Sensitivität und Spezifität, ist jedoch nicht für das Screening geeignet [2].
Labordiagnostik beim Mann
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- HPV-DNA-Nachweis (Abstrich vom Penisschaft, Glans/Korona, ggf. Vorhaut)
- HIGH-RISK-Typen: 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59, 68
- LOW-RISK-Typen: 6, 11, 42, 43, 44 [1]
- Histologische Untersuchung (nur bei klinisch auffälligen Hautveränderungen, nicht routinemäßig)
- Serologische HPV-Untersuchung (Blut, DRH1) – aktuell nicht für Routine-Screening empfohlen [2]
Laborparameter 2. Ordnung – differentialdiagnostische Abklärung bei Auffälligkeiten
- Bakterien: Chlamydia trachomatis (Lymphogranuloma venereum), Neisseria gonorrhoeae (Gonorrhoe), Treponema pallidum (Syphilis), Ureaplasma urealyticum
- Viren: HIV (AIDS), Herpes simplex-Virus Typ 1/2
- Pilze/Parasiten: Candida albicans u. a., Trichomonas vaginalis
Cave!
Bei nachgewiesener HPV-Infektion ist eine Partneruntersuchung erforderlich. Zusätzlich sollte ein Screening auf andere sexuell übertragbare Erkrankungen erfolgen (HIV, Syphilis, Chlamydien, Hepatitis B und C)
Impfschutz beim Mann
Die HPV-Impfung (tetravalent oder nonavalent) schützt zuverlässig vor Infektionen mit den wichtigsten Hoch- und Niedrig-Risiko-HPV-Typen und senkt das Risiko für Genitalwarzen sowie HPV-assoziierte Analkarzinome.
Langzeitdaten zeigen keinen Hinweis auf ein Nachlassen des Impfschutzes.
Beachte: Auch geimpfte Männer können sich mit nicht abgedeckten HPV-Typen infizieren. Ärztliche Kontrollen bleiben sinnvoll.
Literatur
- Giuliano AR et al.: Epidemiology and pathology of HPV disease in males. Gynecol Oncol. 2010 Feb 6;117(2 0):S15–S19. doi: 10.1016/j.ygyno.2010.01.026
- Weiland T et al.: DRH1: a novel blood-based biomarker for HPV16-driven cancers. EBioMedicine. 2020;56:102804. https://doi.org/10.1016/j.ebiom.2020.102804