Reverse-T3 (rT3)
Reverse-T3 (rT3) bezeichnet die Konzentration des reversen Trijodthyronins im Blut.
Die Schilddrüsenhormone T4 (Thyroxin) und T3 (Trijodthyronin; Triiodthyronin) liegen überwiegend proteingebunden im Blut vor. Durch periphere Deiodierung von T4 entstehen zwei Metabolite: T3, das biologisch aktive Hormon, und reverse-T3 (rT3), eine biologisch inaktive Form. Die Bildung von rT3 dient der Regulation des Schilddrüsenstoffwechsels, insbesondere in Stresssituationen und bei schweren Erkrankungen.
Etwa 95 % des rT3 entstehen durch die Deiodierung von T4 über die Typ-3-Deiodinase in Leber, Niere und anderen Geweben. rT3 blockiert nicht die Wirkung von T3, wird aber als Marker für veränderte periphere Schilddrüsenhormonumwandlung verwendet.
Die biologische Halbwertszeit liegt bei circa 4 Stunden. Zum Vergleich: T3 hat eine Halbwertszeit von etwa 19 Stunden, T4 von etwa 7 Tagen.
Das Verfahren
Synonyme
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Reverse-T3
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rT3
Benötigtes Material
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Blutserum
Präanalytik
- Blutabnahme am Morgen, nüchtern. Medikamenteneinnahmen (insbesondere Glucocorticoide, Amiodaron) sollten dokumentiert werden.
Normalwerte für rT3
Altersgruppe | Normalwerte |
---|---|
Erwachsene | 0,14-0,54 ng/ml (2,2-8,3 nmol/l) |
(Laborabhängige Referenzbereiche möglich)
Umrechnung: 1 ng/ml × 15,17 = nmol/l
Interpretation
Typische Konstellationen und deren Bedeutung
rT3 | fT3 | TSH | Interpretation |
---|---|---|---|
↑ | ↓ oder normal | ↓ oder normal | Non-thyroidal illness syndrome (NTIS), Fasten, akute systemische Erkrankungen, Corticosteroidtherapie |
↓ | ↑ oder normal | normal | Erhöhte periphere Umwandlung zu aktivem T3 (z. B. bei Schilddrüsenautonomie) |
↑ | normal | normal | Leberzirrhose (Schrumpfleber), Niereninsuffizienz (dauerhafte Nierenschwäche), postoperativer Zustand |
Ursachen
Erhöhte rT3-Werte
- Non-thyroidal illness syndrome (NTIS; Low T3 Syndrome)
- Akute und chronische schwere Erkrankungen (z. B. Sepsis (Blutvergiftung), Multiorganversagen)
- Fasten oder sehr kalorienarme Diäten
- Glucocorticoidtherapie
- Leberzirrhose
- Niereninsuffizienz
- Amiodarontherapie
Erniedrigte rT3-Werte
- Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
- Chronische Hungerzustände
- Androgentherapie (selten)
Weitere Hinweise
- Die Bestimmung von rT3 ist kein Routinetest, aber wertvoll zur Abklärung unklarer Schilddrüsenfunktionsstörungen oder beim Verdacht auf NTIS.
- Therapie: Eine isolierte rT3-Erhöhung erfordert keine spezifische Behandlung, da sie meist eine adaptive Reaktion auf systemischen Stress oder Krankheit darstellt.