Labordiagnostische Basis- und Spezialuntersuchungen bei Kinderwunsch – Mann

Die labordiagnostische Abklärung bei Kinderwunsch des Mannes dient der frühzeitigen Erkennung hormoneller Dysbalancen (Hormonungleichgewichte), metabolischer Störungen (Stoffwechselstörungen) sowie funktioneller Störungen der Spermatogenese (Spermienbildung). Sie liefert objektive, messbare Parameter, die richtungsweisende Hinweise auf subklinische oder manifeste Ursachen männlicher Fertilitätsstörungen (Fruchtbarkeitsstörungen) geben. Die Diagnostik unterstützt sowohl die Primärabklärung als auch die Verlaufskontrolle während einer reproduktionsmedizinischen Behandlung (künstliche Befruchtung oder Kinderwunschtherapie).

Das diagnostische Spektrum gliedert sich in die folgenden Hauptbereiche:

Spermatogenese (Spermienbildung) und Samenanalyse

  • Spermiogramm (Spermienuntersuchung)* – Basisuntersuchung zur Beurteilung von Spermienkonzentration (Anzahl), Motilität (Beweglichkeit) und Morphologie (Form).
    Hinweis: Bei pathologischen Spermiogrammbefunden (auffällige Ergebnisse) können weiterführende Diagnostikschritte wie DNA-Fragmentationstests (Untersuchung des Erbguts der Spermien), Antikörpertests oder genetische Analysen (z. B. Karyotypisierung (Chromosomenanalyse), Y-Chromosom-Deletion (Verlust von Teilen des Y-Chromosoms)) notwendig werden.

Hypothalamisch-hypophysäre Achse (Hormonsteuerung des Hodens)

Schilddrüsenfunktion

Androgene und Östrogene (männliche und weibliche Sexualhormone)

  • Freies Testosteron – Beurteilung des bioaktiven Anteils (frei verfügbares Testosteron).
  • Estradiol (E2) – Analyse bei Verdacht auf Aromatase-Ungleichgewicht (Umwandlungsstörung von Testosteron zu Östrogen).

Metabolische Diagnostik (Stoffwechseluntersuchungen)

Genetische Diagnostik (bei Indikation)

  • Karyotypisierung (Chromosomenanalyse) – Ausschluss numerischer Chromosomenstörungen (z. B. Klinefelter-Syndrom).
  • Y-Chromosom-Deletionsanalyse (Nachweis von Chromosomenteilverlusten) – Nachweis von AZF-Deletionen bei schwerer Oligo- oder Azoospermie (zu wenige oder fehlende Spermien).
  • CFTR-Mutationstest (Gentest auf Mukoviszidose-Gen) – Bei obstruktiver Azoospermie (Fehlen von Spermien im Ejakulat aufgrund eines Verschlusses) mit Verdacht auf kongenitale bilaterale Aplasie der Samenleiter (angeborenes Fehlen der Samenleiter).

Mit diesem indikationsgeleiteten Laborspektrum lassen sich die wichtigsten hormonellen, metabolischen und genetischen Ursachen männlicher Fertilitätsstörungen (Fruchtbarkeitsstörungen) effektiv erkennen. Die Kennzeichnung (*) markiert die Parameter der Basisdiagnostik, die in der Primärabklärung in der Regel empfohlen werden.

Übersicht der labordiagnostischen Parameter bei Kinderwunsch – Mann

Diagnostikbereich Parameter Bedeutung
Spermatogenese (Spermienbildung) und Samenanalyse Spermiogramm (Spermienuntersuchung)* Beurteilung von Spermienkonzentration (Anzahl), Motilität (Beweglichkeit) und Morphologie (Form).
  DNA-Fragmentationstest Untersuchung des Erbguts der Spermien (bei auffälligem Spermiogramm).
  Antikörpertests Nachweis von Spermien-Antikörpern.
  Karyotypisierung (Chromosomenanalyse), Y-Chromosom-Deletion Genetische Analysen bei Auffälligkeiten.
Hypothalamisch-hypophysäre Achse (Hormonsteuerung des Hodens) Follikelstimulierendes Hormon (FSH)* Beurteilung der Sertoli-Zell-Funktion (Zellen zur Unterstützung der Spermienbildung).
  Luteinisierendes Hormon (LH)* Bewertung der Leydig-Zell-Funktion (Testosteronbildung).
  Gesamt-Testosteron (männliches Sexualhormon)* Bestimmung des androgenen Status (Hormonspiegel).
  Sexualhormon-bindendes Globulin (SHBG) Abschätzung des bioverfügbaren Testosterons (frei verfügbares Hormon).
  Prolaktin (Milchhormon) Ausschluss einer Hyperprolaktinämie (erhöhter Prolaktinspiegel).
  GnRH-Test Funktionstest bei Verdacht auf zentrale Störungen (Hormonregelung im Gehirn).
Schilddrüsenfunktion Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH)* Basisparameter zur Erkennung von Schilddrüsenfunktionsstörungen (Unter- oder Überfunktion).
  Freies T3 (fT3) und freies T4 (fT4) Erweiterte Funktionsanalyse (frei verfügbare Schilddrüsenhormone).
Androgene und Östrogene (männliche und weibliche Sexualhormone) Freies Testosteron Beurteilung des bioaktiven Anteils (frei verfügbares Testosteron).
  Estradiol (E2) Analyse bei Verdacht auf Aromatase-Ungleichgewicht (Umwandlungsstörung von Testosteron zu Östrogen).
Metabolische Diagnostik (Stoffwechseluntersuchungen) Nüchternglucose (Nüchternblutzucker)* Screening auf Insulinresistenz oder Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit).
  HbA1c (Langzeitblutzuckerwert) Beurteilung der Blutzuckerkontrolle.
  Lipidprofil (Blutfette) Einschätzung des metabolischen und kardiovaskulären Risikoprofils: Gesamt-Cholesterin inkl. LDL-, HDL-Cholesterin und Triglyzeride.
Genetische Diagnostik (bei Indikation) Karyotypisierung (Chromosomenanalyse) Ausschluss numerischer Chromosomenstörungen (z. B. Klinefelter-Syndrom).
  Y-Chromosom-Deletionsanalyse Nachweis von Chromosomenteilverlusten (AZF-Deletionen).
  CFTR-Mutationstest (Gentest auf Mukoviszidose-Gen) Untersuchung bei obstruktiver Azoospermie (Fehlen von Spermien im Ejakulat aufgrund eines Verschlusses) mit Verdacht auf kongenitale bilaterale Aplasie der Samenleiter.

Legende

*Parameter der Basisdiagnostik