Entzündungsdiagnostik: Wichtige Laborparameter, Halbwertszeiten und diagnostische Aussagekraft

Die Labordiagnostik bei Entzündungen ist ein entscheidender Aspekt der medizinischen Untersuchung, da Entzündungsprozesse eine zentrale Rolle bei vielen Erkrankungen spielen. Verschiedene Biomarker werden herangezogen, um das Vorhandensein und Ausmaß von Entzündungen zu bewerten. Diese Einleitung bietet einen Überblick über die wichtigsten Labortests im Rahmen der Entzündungsdiagnostik.

  • Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) – Traditioneller und einfacher Test, der die Sedimentationsrate der Erythrozyten (rote Blutkörperchen) im Blut misst. Eine erhöhte BSG kann ein Indikator für Entzündungsprozesse, Infektionen oder autoimmune Erkrankungen sein.
  • C-reaktive Protein (CRP) – Akute-Phase-Protein, das in der Leber produziert wird und dessen Spiegel bei Entzündungen schnell ansteigt. CRP ist ein sensitiver Marker für Entzündungen und wird häufig zur Überwachung von entzündlichen Erkrankungen und Infektionen eingesetzt.
  • Calprotectin – Protein, das bei Entzündungsprozessen im Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt) freigesetzt wird. Die Bestimmung von Calprotectin im Stuhl ist hilfreich bei der Diagnose und Überwachung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.
  • Lactoferrin – Marker, der in den Granulozyten gefunden wird und dessen Konzentration bei entzündlichen Darmerkrankungen im Stuhl erhöht sein kann.
  • Procalcitonin – Biomarker, der insbesondere bei bakteriellen Infektionen ansteigt. Es ist nützlich zur Unterscheidung zwischen bakteriellen und viralen Infektionen und wird häufig in der Sepsis-Diagnostik eingesetzt.
  • Zytokine und Interleukin-6 (IL-6) – Wichtige Botenstoffe des Immunsystems, die die Entzündungsreaktionen regulieren. IL-6 wird frühzeitig bei akuten Entzündungsprozessen ausgeschüttet und fördert die Synthese von Akute-Phase-Proteinen wie CRP. Die Bestimmung von IL-6 dient der frühzeitigen Erkennung systemischer Entzündungen und ist besonders bedeutsam in der Diagnostik schwerer Infektionen, Sepsis und chronisch-entzündlicher Erkrankungen.

Diese Tests sind wesentlich für die Diagnose und Überwachung von Entzündungen, da sie nicht nur die Anwesenheit von Entzündungen anzeigen, sondern auch helfen, deren Ursache und Schweregrad zu bestimmen.

Wichtige Laborparameter in der Entzündungsdiagnostik mit diagnostischer Bedeutung und Halbwertszeit

Laborparameter Diagnostische Bedeutung Halbwertszeit Besonderheiten/Kommentar
Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) Unspezifischer Marker für Entzündung, Infektion, Autoimmunerkrankungen Stunden bis Tage Langsame Kinetik, beeinflusst durch Alter, Anämie, Schwangerschaft
C-reaktives Protein (CRP) Akute-Phase-Protein, sensitiver Marker für akute Entzündungen und Infektionen ca. 19 Stunden Schneller Anstieg und Abfall, gut zur Verlaufskontrolle geeignet
Calprotectin (Stuhl) Marker für intestinale Entzündung, v. a. bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) ca. 22 Stunden Spezifisch für Neutrophilenaktivität im Darm, stabil im Stuhl
Lactoferrin (Stuhl) Marker für neutrophile Entzündungen im Gastrointestinaltrakt ca. 4 Tage Ergänzend zu Calprotectin, stabil im Stuhl
Procalcitonin (PCT) Marker für bakterielle Infektionen und Sepsis 20-24 Stunden Unterscheidung zwischen bakteriellen und viralen Infektionen, korreliert mit Infektionsschwere
Interleukin-6 (IL-6) Früher Marker für systemische Entzündung, Sepsis, chronische Entzündungen Minuten bis 1 Stunde Sehr schnelle Kinetik, Frühmarker, kurze Halbwertszeit
Fibrinogen Akute-Phase-Protein, Marker für Entzündung und Gerinnungsaktivierung 3-5 Tage Auch kardiovaskulärer Risikomarker, beeinflusst BSG
Tumornekrosefaktor-α (TNF-α) Früher Zytokinmarker für systemische Entzündungsreaktionen < 30 Minuten Sehr kurze Halbwertszeit, begrenzte Routinediagnostik
Leukozytenzahl Unspezifischer Indikator für Entzündung, Infektion Variabel, je nach Zelllinie Erhöhungen oder Verminderungen liefern erste Hinweise auf Entzündungen oder Infektionen