Transferrin
Transferrin ist ein Eisentransportprotein im Blut und gehört zu den negativen Akute-Phase-Proteinen. Es transportiert Eisen entweder als Funktionseisen zu den Erythrozyten (rote Blutkörperchen) oder als Speichereisen an das retikuloendotheliale System. Serumferritin (SF) hingegen dient als intrazelluläres Eisenspeicherprotein und ist ein indirekter Marker für die Eisenspeicher im Körper.
Die Transferrinsättigung (Abkürzungen: TFS, Tf-sättig, TS; englisch: transferrin saturation, TSAT) ist ein zentraler Biomarker zur Beurteilung des verfügbaren Funktionseisens. Entzündungsprozesse beeinflussen die Transferrinsättigung erheblich, da Transferrin in der akuten Phase vermindert synthetisiert wird – eine typische Eigenschaft negativer Akute-Phase-Proteine.
Die Berechnung der Transferrinsättigung erfolgt auf Basis der Eisen- und Transferrinkonzentrationen im Serum:
- TfS (%) = ( Eisen in μg/dl / Transferrin in mg/dl ) × 70,9
- TfS (%) = ( Eisen in μmol/l / Transferrin in mg/dl ) × 398
Das Verfahren
Benötigtes Material
- Blutserum
Vorbereitung des Patienten
- Nicht nötig
Störfaktoren
- Nicht bekannt
Normwert Transferrin – Erwachsene
Normwert in mg/dl | |
Turbidimetrisch | 200-400 |
Nephelometrisch | 212-360 |
Normwert Transferrin – Kinder
Alter | Normwert in mg/dl |
< 2 Wochen | 158-268 |
< 6 Monate | 202-302 |
> 1 Jahr | 261-353 |
> 14 Jahre | 240-360 |
Normwert Transferrinsättigung – Erwachsene
Normwert in % | 16-45 |
Normwert Transferrinsättigung – Kinder
Alter | Normwert in % |
Frühgeborene | 11,4-44,2 |
Reifgeborene | 29,4-46,0 |
< 5 Jahre | 7-44 |
6-9 Jahre | 17-42 |
10-14 Jahre | 11-36 (♀) 2-40 (♂) |
14-19 Jahre | 6-33 |
Indikationen – Transferrin
- Verdacht auf Eisenmangel
- Verdacht auf Hämochromatose
Indikationen – Transferrinsättigung
- Funktionseisen-Mangel
- Verdacht auf Eisenüberladung
Interpretation
Transferrin
Interpretation erhöhter Werte
- Eisenmangel (latenter oder manifester)
- Schwangerschaft
Interpretation erniedrigter Werte
- Akute Entzündungen, nicht näher bezeichnet (Anti-Akute-Phase-Protein = negatives APP)
- Eiweißverlustsyndrome
- enteral wie z. B. exsudative Enteropathie
- renal wie z. B. nephrotisches Syndrom
- Chronische Entzündung, nicht näher bezeichnet (Infektanämie)
- Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit)
- Hämoglobinopathie (Erkrankungen, die durch Störungen der Bildung des Hämoglobins (roter Blutfarbstoff)) bedingt sind, z. B. Thalassämie
- Leberzirrhose ‒ bindegewebiger Umbau der Leber, der zur Funktionseinschränkung führt
- Neubildungen, nicht näher bezeichnet (Tumoranämie)
Transferrinsättigung
Interpretation erhöhter Werte
- Eisenüberladung, wenn TSAT > 40 %
- TSAT > 60-70 %: Entstehung von "freiem Eisen", das vor allem in Parenchymzellen Schäden anrichtet
- Primäre (genetische) Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit)
- Sekundäre Hämochromatosen durch:
- Bluttransfusionen, gehäufte
- Chronische Entzündung, nicht näher bezeichnet; Infektanämie
- Hämolyse (Auflösung von roten Blutkörperchen);
- Hämoglobinopathie (Erkrankungen, die durch Störungen der Bildung des Hämoglobins (roter Blutfarbstoff) bedingt sind), z. B. Thalassämie
- Neubildungen, nicht näher bezeichnet (Tumoranämie)
- Bleivergiftung
- Hypersiderinämische Anämie (u. a. medikamenteninduzierte Anämie)
- Megaloblastäre Anämie ‒ Form der Blutarmut, die durch einen Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure bedingt ist
Interpretation erniedrigter Werte
- Eisenmangel, wenn TSAT < 20 % (= funktioneller Fe-Mangel)
- Chronische Infektionen, nicht näher bezeichnet
- Leberparenchymschäden
- Neoplasien (Neubildungen)
- Urämie (Auftreten harnpflichtiger Substanzen im Blut oberhalb der Normwerte)
Weitere Hinweise zu Transferrin
- Transferrin reagiert als Anti-Akute-Phase Protein (= negatives APP). Das bedeutet, dass ein erniedrigter Transferrin-Wert entzündungsbedingt erniedrigt sein kann und ansonsten im Normbereich liegen würde. Die Beurteilung von Transferrin sollte daher parallel mit dem C reaktiven Protein (Akute-Phase-Protein) erfolgen.
- Ferritin- und Transferrin-Konzentration verhalten sich immer gegensätzlich, d. h. Transferrin reagiert erst, wenn die Eisenspeicher schon erschöpft sind.
Literatur
- von Haehling S et al.: Eisenmangel, Erkennen und behandeln Internist 2017 Jun;58(6):627-638. doi: 10.1007/s00108-017-0242-z.