Nierenzellkarzinom (Hypernephrom) – Einleitung
Beim Nierenzellkarzinom – umgangssprachlich Nierenkrebs genannt – handelt es sich um die häufigste maligne (bösartige) Neubildung im Bereich der Nieren. Es macht etwa 90 % der malignen Nierentumoren aus.
Synonyme und ICD-10: chromophobzelliges Nierenzellkarzinom; hypernephroider Nierentumor; hypernephroides Nierenkarzinom; Hypernephrom; konventionelles Nierenzellkarzinom; medullärzelliges Nierenzellkarzinom; Nierenembryom; Nierenkarzinom; Nierenmalignom; Nierenparenchymkarzinom; Nierenstruma; Onkozytom; Papilläres Nierenzellkarzinom; renale bösartige Neubildung; renales Adenokarzinom; Sammelrohrkarzinom; hypernephroides Nierenkarzinom; engl. renal cell carcinoma, RCC; ICD-10-GM C64: Bösartige Neubildung der Niere, ausgenommen Nierenbecken
Maligne (bösartige) Tumoren der Nieren sind selten. Etwa drei Prozent aller auftretenden Karzinome beim Menschen sind maligne Nierentumoren. Ca. 90 % dieser sind Nierenzellkarzinome, die in 97 % der Fälle unilateral (einseitig) und in 3 % bilateral (beidseitig) auftreten.
Charakteristische Laborbefunde
- Blutbild
- Anämie (Blutarmut): Häufig bei Patienten mit fortgeschrittenem Tumorstadium.
- Polycythämie (Erhöhung der Zahl der roten Blutkörperchen): Aufgrund von Tumor-assoziierter Erythropoetin-Produktion.
- Biochemische Marker:
- Erhöhte Serumcalciumwerte: Hypercalcämie kann auf Knochenmetastasen (Tochtergeschwülste im Knochen) oder paraneoplastische Syndrome hinweisen.
- Erhöhte alkalische Phosphatase: Kann bei Knochenmetastasen erhöht sein.
- Erhöhte Laktatdehydrogenase (LDH): Kann auf eine hohe Tumorlast hinweisen.
- Erhöhte Leberenzymwerte: Kann auf Lebermetastasen oder paraneoplastische Syndrome hinweisen.
- Urinanalyse
- Hämaturie: Vorhandensein von Blut im Urin.
Formen der Erkrankung
- Histologische Klassifikation
- Klarzelliges Nierenzellkarzinom: Häufigste Form (~75 %).
- Papilläres Nierenzellkarzinom: Ca. 10-15 %.
- Chromophobes Nierenzellkarzinom: Ca. 5 %.
- Sammelrohrkarzinom: Selten.
- Medullärzelliges Nierenzellkarzinom: Sehr selten, aggressiv.
- Onkozytom: Gutartiger Tumor, kann jedoch maligne entarten.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 2 : 1.
Häufigkeitsgipfel: Das Nierenzellkarzinom ist eine Erkrankung der älteren Menschen. Bei Männern liegt das mittlere Erkrankungsalter bei ca. 68 Jahren und bei Frauen bei 71 Jahren [1].
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Ca. 3 % aller Karzinome beim Menschen sind maligne Nierentumoren.
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Für Männer ca. 22,9 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr und für Frauen ca. 12,7 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr (in Deutschland).
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Frühe Stadien: Oft asymptomatisch und häufig zufällige Entdeckung bei bildgebenden Verfahren (Sonographie, Computertomographie, Magnetresonanztomographie).
- Fortgeschrittene Stadien: Symptome können Schmerzen in der Flanke, Hämaturie (Blut im Urin) und palpabler Tumor umfassen.
- Metastasen: Häufige Metastasierungsorte sind Lunge, Knochen, Leber und Gehirn.
Prognose
- Stadium I: 5-Jahres-Überlebensrate zwischen 70 und 97 %.
- Stadium II: 5-Jahres-Überlebensrate zwischen 50 und 60 %.
- Stadium III: 5-Jahres-Überlebensrate zwischen 10 und 50 %.
- Lymphknotenmetastasen: 5-Jahres-Überlebensrate bei 20 %.
- Fernmetastasen: 5-Jahres-Überlebensrate bei 14 %.
- Rezidivrate: Ca. 5 % nach erfolgreicher Therapie.
Literatur
- Robert-Koch-Institut (RKI): Krebs in Deutschland 2013/2014. Zentrum für Krebsregisterdaten. Robert Koch-Institut, Berlin 2017
Leitlinien
- Patientenleitlinie: Nierenkrebs im frühen und lokal fortgeschrittenen Stadium; Ratgeber für Patientinnen und Patienten. August 2016. Leitlinienprogramm Onkologie
- Patientenleitlinie: Nierenkrebs im metastasierten Stadium; Ratgeber für Patientinnen und Patienten. August 2016. Leitlinienprogramm Onkologie
- S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms. (AWMF-Registernummer: 043-017OL), Februar 2023 Kurzfassung Langfassung