Halsknoten – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Kleines Blutbild
- Hämoglobin (roter Blutfarbstoff), Hämatokrit (Anteil der festen Blutbestandteile), Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Thrombozyten (Blutplättchen) zur Detektion von Anämie (Blutarmut), Leukozytose (Erhöhung der weißen Blutkörperchen), Leukopenie (Verminderung der weißen Blutkörperchen), Thrombozytose (Erhöhung der Blutplättchen) oder Thrombozytopenie (Verminderung der Blutplättchen). Hinweise:
- Leukozytose [↑] mit Linksverschiebung → bakterielle Lymphadenitis (Lymphknotenentzündung)/Abszess (Eiteransammlung)
- Lymphozytose (Erhöhung der Lymphozyten) [↑] → virale Infektion (z. B. Epstein-Barr-Virus) oder mögliches lymphoproliferatives Geschehen (krankhafte Vermehrung bestimmter weißer Blutkörperchen, z. B. bei chronischer lymphatischer Leukämie (Form von Blutkrebs))
- Zytopenien (verminderte Blutzellzahlen; Panzytopenie = Verminderung aller Blutzellreihen oder isolierte Neutropenie = Verminderung der neutrophilen Granulozyten/Thrombozytopenie = Verminderung der Blutplättchen) → Verdacht auf Knochenmarksinfiltration durch Lymphom (Lymphdrüsenkrebs)/Leukämie (Blutkrebs)
- Hämoglobin (roter Blutfarbstoff), Hämatokrit (Anteil der festen Blutbestandteile), Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Thrombozyten (Blutplättchen) zur Detektion von Anämie (Blutarmut), Leukozytose (Erhöhung der weißen Blutkörperchen), Leukopenie (Verminderung der weißen Blutkörperchen), Thrombozytose (Erhöhung der Blutplättchen) oder Thrombozytopenie (Verminderung der Blutplättchen). Hinweise:
- Differentialblutbild
- Neutrophile Granulozyten (spezialisierte Abwehrzellen) [↑] → akute bakterielle Infektion/suppurative Lymphadenitis (eitrige Lymphknotenentzündung)
- Lymphozyten (spezialisierte weiße Blutkörperchen; atypische Lymphozyten = veränderte Zellen bei Virusinfekten) [↑] → virale Infektion wie Epstein-Barr-Virus (Pfeiffer-Drüsenfieber), Cytomegalievirus (CMV-Infektion)
- Eosinophile Granulozyten (Abwehrzellen bei Allergien und Parasiteninfektionen) [↑] → parasitäre Infektion, allergische Genese, medikamenteninduzierte Lymphknotenschwellung
- Blasten (unreife Vorläuferzellen) im peripheren Blut → akute Leukämie (Blutkrebs)
- Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) [↑] bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) [↑]
- CRP [↑] → akute bakterielle Entzündung, Abszessbildung im Hals-/Kieferwinkelbereich
- Deutlich beschleunigte BSG [↑], v. a. in Kombination mit B-Symptomatik (Fieber, Nachtschweiß, ungewollter Gewichtsverlust) → hochverdächtig auf maligne Systemerkrankung (bösartige Erkrankung des Lymphsystems wie Lymphom) oder fortgeschrittene Tumorerkrankung mit zervikaler Metastasierung (Tochtergeschwulst am Hals)
- Elektrolyte – Calcium, Chlorid, Kalium, Magnesium, Natrium, Phosphat
- Hypercalcämie (erhöhter Calciumspiegel) kann bei paraneoplastischen Prozessen (durch Tumoren ausgelöste Stoffwechselveränderung) bzw. ossärer Metastasierung (Knochenmetastasen) auftreten und stützt bei Halsknoten den Verdacht auf maligne Genese (bösartige Ursache) bzw. generalisierte Tumorerkrankung
- Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Glutamat-Dehydrogenase (GLDH) und Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT, GGT), alkalische Phosphatase (AP), Bilirubin
- AP [↑], Gamma-GT [↑], Bilirubin [↑] → möglicher Hinweis auf systemische Infektion mit cholestatischer Komponente (Gallenstauung, z. B. virale Hepatitis (Leberentzündung) mit generalisierter Lymphknotenschwellung) oder auf Tumorprogress (Krankheitsfortschritt) mit Infiltration/Metastasen (Tumorabsiedelungen)
- Transaminasen (ALT, AST) [↑] → virale Systeminfektionen (z. B. EBV, CMV, Hepatitisviren) oder paraneoplastischer/sekundärer Organbefall
- Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C – zur Einschätzung der Nierenfunktion vor Kontrastmittelgabe in der geplanten weiterführenden Bildgebung (z. B. Computertomographie (CT) Hals/Thorax mit Kontrastmittel) und vor eventueller operativer/interventioneller Diagnostik (z. B. Exzisionsbiopsie (operative Probeentnahme), Feinnadelaspiration (Zellentnahme mit dünner Nadel))
- Gerinnungsparameter – PTT, Quick/INR
- Wichtig vor invasiven Maßnahmen (z. B. Feinnadelaspirationszytologie (Zellentnahme mit dünner Nadel), Exzisionsbiopsie (operative Probeentnahme) eines suspekten Lymphknotens oder Speicheldrüsenknotens)
- Laktatdehydrogenase (LDH) [↑]
- LDH [↑] → typischer Hinweis bei hoher Zellumsatzrate, z. B. maligne Lymphome (bösartige Lymphdrüsenerkrankungen), aggressive hämatologische Neoplasien (bösartige Bluterkrankungen); LDH ist ein Prognose- und Aktivitätsmarker bei Lymphomen
- Schilddrüsenparameter – TSH, fT3, fT4
- Bei tastbarem Knoten im Schilddrüsenloge-Bereich (Bereich der Schilddrüse am Hals) oder bei klinischem Verdacht auf entzündliche (subakute Thyreoiditis (entzündliche Schilddrüsenerkrankung)) oder neoplastische (Schilddrüsenkarzinom (bösartiger Schilddrüsentumor) mit zervikalem Lymphknotenbefall) Genese
- Thyreoiditis de Quervain (subakute Schilddrüsenentzündung): oft schmerzhafter Halsknoten über der Schilddrüse, CRP [↑], BSG [↑], TSH niedrig, fT4/fT3 erhöht (vorübergehende Überfunktion der Schilddrüse)
- Infektionsserologie (Basis) – EBV-Serologie (VCA-IgM, VCA-IgG, EBNA), CMV-IgM/-IgG, ggf. HIV-Suchtest (kombinierter p24-Antigen/Antikörper-Suchtest der 4. Generation)
- EBV-assoziierte infektiöse Mononukleose (Pfeiffer-Drüsenfieber): schmerzhafte, beidseitige zervikale Lymphadenopathie (Lymphknotenschwellung am Hals), Fieber, Angina (Mandelentzündung); typischerweise Lymphozytose [↑] mit atypischen Lymphozyten, Transaminasen [↑], LDH [↑]
- HIV-Primärinfektion bzw. generalisierte Lymphadenopathie → differenzialdiagnostisch relevant bei persistierender, nicht schmerzhafter Lymphknotenschwellung
- Blutkulturen
- Bei lokalem Fluktuieren (Weichteilschwellung mit Eiteransammlung), Druckschmerz, Rötung des Halsknotens, Fieber, Schüttelfrost → Verdacht auf zervikalen Abszess (Eiteransammlung)/Weichteilinfektion (z. B. peritonsillärer Abszess, infizierte Lymphadenitis) oder auf septischen Fokus (Infektionsherd) der oberen Luftwege
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Blutbild-spezifische hämatologische Zusatzanalytik
- Periphere Blutausstrich-Morphologie und manueller Differenzialausstrich bei Verdacht auf hämatologische Neoplasie (bösartige Bluterkrankung; Blasten = unreife Zellen, Dysplasien = Fehlbildungen)
- Durchflusszytometrie (Analyse der Zelloberflächenmarker) bei Verdacht auf malignes Lymphom (Lymphdrüsenkrebs)/leukämische Infiltration (Blutkrebszellen in Lymphknoten)
- β2-Mikroglobulin [↑] als Aktivitäts-/Tumorlastparameter bei bestimmten Lymphomen/chronischer lymphatischer Leukämie
- Entzündungsparameter – Procalcitonin (PCT) [↑]
- Bei Verdacht auf schwere bakterielle Infektion/Sepsis (Blutvergiftung) ausgehend von einem Halsfokus (z. B. nekrotisierende zervikale Lymphadenitis (absterbende Lymphknotenentzündung), tiefzervikaler Abszess (tiefer Eiterherd))
- Hilft bei der Abgrenzung bakteriell vs. viral, wenn CRP und klinischer Status inkonsistent sind
- Erregerdiagnostik aus dem Primärfokus
- Rachen-/Tonsillenabstrich (Abstrich der Mandeln) mit mikrobiologischer Kultur und Resistogramm (Empfindlichkeitstestung auf Antibiotika) bei Verdacht auf bakterielle Tonsillitis (Mandelentzündung)/Peritonsillarabszess (Eiteransammlung neben der Mandel) mit begleitender zervikaler Lymphknotenschwellung
- Ggf. Abszesspunktion (Eiterentnahme mit Nadel) zur mikrobiologischen Kultur inklusive Anaerobier-Diagnostik (Nachweis von Bakterien, die ohne Sauerstoff wachsen)
- Bei Verdacht auf Mycobacterium tuberculosis (Erreger der Tuberkulose): mikrobiologische Diagnostik (Ziehl-Neelsen-Färbung, PCR aus Punktat bzw. Biopsat eines chronisch persistierenden, nicht schmerzhaften, derben zervikalen Lymphknotens)
- Spezifische Infektionsserologien/Antikörpertests
- Toxoplasma gondii-IgM/-IgG bei schmerzlosen zervikalen Lymphknoten, insbes. subakut/persistierend
- Bartonella henselae-IgM/-IgG (Katzenkratzkrankheit) bei regionaler, meist schmerzhafter Lymphadenitis zervikal/submandibulär (am Hals oder unter dem Kiefer) nach Tierkontakt
- Treponema pallidum-Serologie (Syphilis-Test) bei generalisierten Lymphknoten und Ulzera (Geschwüre) in der Kopf-Hals-Region
- Borrelien-Serologie (Antikörpertest bei Borreliose) bei entsprechender Anamnese (Zeckenstich in Kopf-/Halsregion, Lymphknotenschwellung nach Erythema migrans (Wanderröte) nuchal)
- Schilddrüsen-Feindiagnostik
- Calcitonin (Tumormarker beim medullären Schilddrüsenkarzinom (bösartiger Schilddrüsentumor der C-Zellen))
- Thyreoglobulin (Tumormarker für differenzierte Schilddrüsenkarzinome)
- Anti-TPO- und Anti-Tg-Antikörper (Autoantikörper gegen Schilddrüsengewebe) bei Verdacht auf Hashimoto-Thyreoiditis (chronische Autoimmunentzündung der Schilddrüse) mit druckschmerzloser Struma (vergrößerte Schilddrüse)
- Hinweis: Diese Autoantikörper sind differenzialdiagnostisch relevant bei knotiger Struma vs. entzündlicher Schilddrüse; sie sind nicht obligat bei jedem Halsknoten, sondern zielgerichtet.
- Tumormarker (zielgerichtet, nie als Screening)
- LDH (s. o.) und β2-Mikroglobulin [↑] → stützen den Verdacht auf ein aggressives Lymphom
- SCC-Antigen, CYFRA 21-1 (Marker bei Plattenepithelkarzinomen) – können bei Kopf-Hals-Tumoren erhöht sein; Einsatz nur zur Therapiekontrolle, nicht zur Erstdiagnose
- EBV-DNA-Last (Nachweis der Virusmenge im Blut) bei Verdacht auf nasopharyngeales Karzinom (Tumor im Nasenrachenraum) mit zervikaler Metastase
- Autoimmun-/Systemerkrankungen
- ANA (antinukleäre Antikörper), Rheumafaktor, CCP-AK (Antikörper bei rheumatoider Arthritis) bei Verdacht auf systemische Autoimmunerkrankung (z. B. Sjögren-Syndrom: chronisch-entzündliche Erkrankung mit Speicheldrüsenvergrößerung)
- ACE (Angiotensin-Converting-Enzym) [↑] und löslicher IL-2-Rezeptor (sIL-2R) [↑] können bei Sarkoidose (entzündliche Bindegewebserkrankung) mit zervikaler Lymphadenopathie (Halslymphknotenschwellung) erhöht sein
Red Flags (Warnzeichen) bei Halsknoten
- Persistierender, harter, indolenter (schmerzloser), verschieblicher oder fixierter solitärer Halsknoten (> 2 cm), der länger als 2–3 Wochen besteht oder wächst – Verdacht auf maligne Neoplasie (bösartiger Tumor):
- LDH [↑]
- B-Symptome (Fieber > 38 °C, Nachtschweiß, ungewollter Gewichtsverlust > 10 % in 6 Monaten)
- Deutlich beschleunigte BSG [↑] oder CRP [↑] ohne klare infektiöse Ursache
- Schmerzlos vergrößerte zervikale Lymphknoten in Kombination mit generalisierter Lymphadenopathie (Lymphknotenschwellung in mehreren Regionen), Petechien (punktförmige Blutungen), Hämatomneigung (Neigung zu Blutergüssen) oder Blasten (unreife Blutzellen) im Differenzialblutbild – Verdacht auf hämatologische Systemerkrankung (z. B. akute Leukämie (Blutkrebs), Lymphom (Lymphdrüsenkrebs)):
- Panzytopenie (Verminderung aller Blutzellreihen)
- LDH [↑]
- β2-Mikroglobulin [↑]
- Akut schmerzhafter, geröteter, überwärmter Halsknoten mit Fluktuation (Eiteransammlung), Fieber > 38,5 °C, Dysphagie (Schluckbeschwerden), Dyspnoe (Atemnot), kloßige Sprache – Verdacht auf zervikalen Abszess (Eiterherd)/Phlegmone (Weichteilentzündung) mit drohender Atemwegsobstruktion (Atemwegsverlegung) oder Sepsis (Blutvergiftung):
- CRP [↑], PCT [↑]
- Leukozytose [↑] mit Neutrophilie (Erhöhung der neutrophilen Granulozyten) [↑]
- Serumlactat [↑]
- Positive Blutkulturen
- Schmerzhafter, druckdolenter „Knoten“ über der Schilddrüse nach vorausgehendem Infekt der oberen Atemwege, kombiniert mit Fieber und Druckschmerz beim Schlucken oder Drehen des Kopfes – Verdacht auf subakute (granulomatöse) Thyreoiditis de Quervain (entzündliche Schilddrüsenerkrankung):
- CRP [↑], BSG [↑]
- TSH erniedrigt, fT4/fT3 erhöht
- LDH ggf. moderat [↑]
- Zervikaler Knoten entlang des Venenstrangs der V. jugularis interna (innere Drosselvene), hochfieberhaft-krankes Allgemeinbild, Halsschmerz, ggf. Pleuraschmerz (Brustfellschmerz)/Husten – Verdacht auf septische Thrombophlebitis (Venenentzündung mit Blutgerinnsel)/Lemierre-Syndrom:
- PCT [↑]
- D-Dimere [↑]
- Serumlactat [↑]
- Positive Blutkulturen (typisch anaerobe Erreger wie Fusobacterium necrophorum)