Sarkopenie – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Kleines Blutbild – Ausschluss von Anämie (Blutarmut) als Mitursache von Muskelschwäche und Fatigue (Erschöpfung)
- Nüchternglucose – Abklärung von Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) bzw. Insulinresistenz als Risikofaktor der Sarkopenie
- Elektrolyte – Calcium, Phosphat, Magnesium – zur Erfassung von Elektrolytstörungen mit Einfluss auf Muskelkraft und Muskelkontraktion
- Schilddrüsenparameter – TSH – Ausschluss von Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) oder Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) als Ursache muskuloskelettaler Symptome
- Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Glutamat-Dehydrogenase (GLDH), Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT, GGT), alkalische Phosphatase, Bilirubin – Erfassung von Lebererkrankungen, die mit Malnutrition (Fehlernährung) und Muskelschwäche assoziiert sind
- Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C bzw. Kreatinin-Clearance – zur Beurteilung der Nierenfunktion, wichtig für Ernährungs- und Medikamentensteuerung
- Serumalbumin – Marker für Ernährungsstatus und Proteinmangel
- Serumtransferrin – Parameter für Eisenstoffwechsel und Proteinstatus
- Lipidparameter – HDL- und LDL-Cholesterin, Triglyceride – zur Erfassung kardiometabolischer (Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel-) Komorbiditäten
- Testosteron [↓] – Hypogonadismus (Mangel an männlichen Geschlechtshormonen) als relevanter Risikofaktor für Muskelabbau
- Wachstumshormon (Somatotropes Hormon, STH) [↓] – erniedrigte Spiegel als Hinweis auf hormonelle Dysregulation (Störung der Hormonsteuerung) mit Muskelverlust
- Parathormon (PTH; Nebenschilddrüsenhormon) [↑] – sekundärer Hyperparathyreoidismus (Überfunktion der Nebenschilddrüse) bei Vitamin-D-Mangel oder Niereninsuffizienz (Nierenfunktionsstörung), begünstigt Muskelabbau
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Kreatinin-Koeffizient (24h/kg Körpermasse im Urin; Männer: 20–26, Frauen: 14–22) – Beurteilung des Ernährungs- und Proteinstatus
- Stickstoffausscheidung im Urin – zur Bestimmung der Stickstoffbilanz, wichtig für den Ernährungszustand
- Vitamine – A, D, E, B12, Folsäure – Mangelzustände können Muskelfunktion und Muskelregeneration beeinträchtigen
- Spurenelement – Zink – wichtig für Proteinsynthese, Immunsystem und Muskelwachstum
- Cortisol-Serumspiegel – Hypercortisolismus (z. B. Cushing-Syndrom) fördert Muskelatrophie (Muskelabbau)
- IGF-1 (Insulin-like Growth Factor 1) – zentraler Mediator des Muskelwachstums, erniedrigte Spiegel mit Sarkopenie assoziiert
- Myostatin – negativer Regulator (Hemmstoff) der Muskelmasse, erhöhte Werte mit verstärktem Muskelabbau verbunden
Red Flags (Warnzeichen) bei Sarkopenie
- Rascher, unerklärter Muskelkraftverlust innerhalb weniger Wochen
- Gleichzeitiger ungewollter Gewichtsverlust > 5 % in 6 Monaten
- Ausgeprägte Dysphagie (Schluckstörung) mit Gefahr der Mangelernährung
- Neu aufgetretene Sturzereignisse oder Gangunsicherheit
- Hinweise auf sekundäre Ursachen: Tumorerkrankung (Krebserkrankung), endokrine Störungen (z. B. Hyperthyreose, Cushing-Syndrom), schwere chronische Infektionen