Polymyalgia rheumatica – Medikamentöse Therapie

Therapieziele

  • Erreichen und Erhalten der Remission: klinisch und laborchemisch stabile Krankheitskontrolle (Abklingen der Krankheitszeichen und Laborveränderungen)
  • Vermeidung von Rezidiven: Minimierung der Rückfallrate (Wiederauftreten der Erkrankung)
  • Reduktion der Glucocorticoid-Nebenwirkungen: Erhaltung einer möglichst niedrigen Steroiddosis (Kortisonmenge)
  • Prävention ischämischer Komplikationen: insbesondere bei assoziierter Riesenzellarteriitis (Gefäßentzündung großer Arterien)
  • Erhalt der Funktionsfähigkeit und Lebensqualität

Therapieempfehlungen

Nach Diagnosestellung

  • Unmittelbare Einleitung einer systemischen Glucocorticoidtherapie: Prednisolon (Kortisonpräparat) 15-25 mg/d (Startdosis)
  • Therapieunterbrechung zur Diagnosesicherung: kontraindiziert, da die Sensitivität der klinischen Diagnostik unter laufender Glucocorticoidtherapie (Kortisontherapie) von etwa 86 % auf 4 % absinkt [1]
  • Rheumatologische Mitbeurteilung: bei unklarer Diagnose vor Einleitung der Therapie empfohlen

Therapiestrategie

  • Erstlinientherapie: orale Glucocorticoide (Prednisolonäquivalent)
  • Zweitlinientherapie: IL-6-Rezeptor-Inhibitor (z. B. Tocilizumab) (zielgerichtete Antikörpertherapie)
    • Indikation: spätestens beim ersten Rezidiv (Rückfall) zur rascheren Steroidreduktion
    • Ziel: Absetzen der Glucocorticoide nach spätestens 4 Monaten bei stabiler Remission
  • Methotrexat (MTX): nur noch als Alternative (zweite Wahl) zur Glucocorticoid-einsparenden Therapie; keine Monotherapie
  • Rezidivverläufe (≈ 30 %):
    • Erhaltungstherapie ≥ 1 Jahr, bei Bedarf länger (bis 2-3 Jahre, in Einzelfällen dauerhaft)
    • Kombinationstherapie aus Glucocorticoiden + IL-6-Rezeptor-Blocker empfohlen
    • Alternativ: Kombination mit Methotrexat oder Rituximab (Biologikum)

Begleittherapien

  • Acetylsalicylsäure (ASS) 100 mg/d: Prävention ischämischer Komplikationen (Durchblutungsstörungen), insbesondere bei Riesenzellarteriitis (Gefäßentzündung großer Arterien)
  • Osteoporoseprophylaxe: Supplementation mit Calcium und Vitamin D; regelmäßige Osteodensitometrie (Knochendichtemessung) in DXA-Technik
  • Riesenzellarteriitis mit Sehstörungen: sofortige intravenöse hochdosierte Steroidtherapie (Kortisonbehandlung über die Vene) (s. u. der gleichnamigen Erkrankung)

Therapiedauer

  • Glucocorticoid-Monotherapie: maximal 6-8 Monate
  • Begleitende Biologikatherapie: maximal 16 Wochen
  • Dosisreduktion: unter Kontrolle von klinischem Verlauf und Entzündungsparametern (BSG, CRP); Priorität hat das klinische Ansprechen

Wirkstoffe (Hauptindikation)

Glucocorticoide (Kortisonpräparate)

Wirkstoffe Besonderheiten
Prednisolonäquivalent Ggf. Kombi mit Immunsuppresiva
Methotrexat

In ausgewählten Fällen (s. o.)

Kontraindikation: stark eingeschränkte Niereninsuffizienz

Acetylsalicylsäure (ASS) Zur Prävention von ischämischen Komplikationen

 

Wirkmechanismen und Nebenwirkungen

Glucocorticoide (Kortisonpräparate)

  • Wirkweise: immunsuppressiv (unterdrückt das Immunsystem), antiallergisch (gegen allergische Reaktionen), antiphlogistisch (entzündungshemmend), antiproliferativ (hemmend auf Zellwachstum)
  • Nebenwirkungen: katabol (abbauend), diabetogen (fördernd für Diabetes), Natriumretention (Wassereinlagerung), Infektneigung (erhöhte Anfälligkeit für Infektionen), Wundheilungsstörungen, Ulkusneigung (Neigung zu Magengeschwüren)

Methotrexat (MTX)

  • Wirkweise: Folsäureantagonist (hemmt den Folsäurestoffwechsel)
  • Nebenwirkungen: gastrointestinal (Nausea, Emesis, Diarrhoe, Stomatitis) (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Entzündung der Mundschleimhaut), Alopecia (Haarausfall), Leukopenie (Verminderung der weißen Blutkörperchen), Konjunktivitis (Bindehautentzündung), Zystitis (Blasenentzündung), Schmerzen
  • Beachte: keine Methotrexat-Therapie ohne regelmäßige Kontrolle der Nierenfunktionsparameter (Nierenwerte)

Acetylsalicylsäure (ASS)

  • Wirkweise: Cyclooxygenasehemmung (Blockade eines Entzündungsenzyms)
  • Nebenwirkungen: gastrointestinal (Übelkeit, Ulzera) (Übelkeit, Magengeschwüre), Eisenmangelanämie (bei Langzeittherapie) (Blutarmut durch Eisenmangel), Vertigo (Schwindel), Tinnitus (Ohrgeräusche), Wasserretention (Wassereinlagerungen), Aspirin-Asthma (Asthmaanfälle nach Einnahme von ASS), Uteruskontraktionshemmung (Wehenhemmung)

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)

Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für die Gesundheit von Sehnen, Bändern und Faszien sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:

  • Vitamine (A, C, E, D3)
  • Mineralstoffe (Magnesium)
  • Spurenelemente (Eisen, Kupfer, Mangan, Selen, Zink)
  • Sekundäre Pflanzenstoffe (Curcumin, Bromelain aus Ananas-Extrakt)
  • Weitere Vitalstoffe (Chondroitinsulfat, Glucosaminsulfat, Kollagene)

Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.

Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.

Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

Literatur

  1. Våben CS, Nielsen AW, Nielsen MK, Moll LT, Mørk C, Dalgaard EB, Rasmussen TK, Østgård RD, Hansen IT, Nielsen BD et al.: The effect of prednisolone initiation and short-term discontinuation on the clinical assessment of polymyalgia rheumatica. Rheumatology (Oxford). 2025 Aug;64(8):4756-4760. doi:10.1093/rheumatology/keaf170

Leitlinien

  1. S2e-Leitlinie: Behandlung der Polymyalgia rheumatica. (AWMF-Registernummer: 060 - 006), April 2025 Langfassung