Osteoporose – Prävention

Zur Prävention der Osteoporose muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Vegane Ernährung (Veganer) – geringere Aufnahme von Nährstoffen haben, die relevant für das Skelett sind und vor allem in tierischen Lebensmitteln vorkommen [11]
    • Hohe Aufnahme von Natrium und Kochsalz – Durch eine hohe Kochsalzaufnahme mit nachfolgender Steigerung der Natriurese wird eine Hypercalciurie und damit eine negative Calciumbilanz begünstigt. Eine um 2,3 g gesteigerte Natriumaufnahme führt zu einer um 24-40 mg gesteigerten Calciumausscheidung [4]. Durch die gesteigerte Calciumausscheidung wird die Osteoporoseentstehung begünstigt. Die bisherigen Studienergebnisse kommen zu dem Schluss, dass eine Kochsalzaufnahme von bis zu 9 g/Tag bei einem Gesunden das Risiko für Osteoporose nicht erhöht [8]. Allerdings liegt die derzeitige tägliche Kochsalzaufnahme der Gesamtbevölkerung bei 8-12 g [6].
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – mangelhafte Versorgung mit Calcium und Vitamin D und zu hoher Anteil von Phosphaten, Oxalsäure (Mangold, Kakaopulver, Spinat, Rhabarber) und Phytaten/Phytinsäure (Getreide und Hülsenfrüchte) – siehe Prävention mit Mikronährstoffen
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol (Frau: > 20 g/Tag; Mann: > 30 g/Tag) 
    • Tabak (Rauchen – postmenopausale Osteoporose) [1, 2]
  • Körperliche Aktivität
    • Bewegungsmangel
    • länger dauernde Immobilisation
  • Psycho-soziale Situation
    • Stress [3]
  • Schlafqualität
    • Schlafdauer: Frauen in der Postmenopause (Wechseljahre der Frau), die in der Nacht höchstens 5 Stunden schliefen, hatten im Vergleich zu Frauen mit 7 Stunden Schlaf pro Nacht ein um 63 % höheres Risiko für Osteoporose [10].
  • Untergewicht – Ein niedriges Körpergewicht (Body-Mass-Index < 20) oder ein Gewichtsverlust von mehr als 10 % in den letzten Jahren gehen mit einem erhöhten Risiko einher – das bedeutet jedoch nicht, dass Übergewicht anzustreben ist, sondern ein Normalgewicht bzw. ein altersentsprechendes Idealgewicht
  • Fehlende Sonnenlichtexposition

Medikamente

  • s. u. Anamnese (Krankengeschichte)

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen) 

  • Luftschadstoffe: Feinstaub → höhere Feinstaubwerte (PM 2,5) waren mit einem um 4 Prozent erhöhten Frakturrisiko assoziiert; relative Risiko von 1,041 war aufgrund der hohen Teilnehmerzahl mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,030 bis 1,051 signifikant; es konnte zudem gezeigt werden, dass ein erhöhter Feinstaub- und Rußgehalt der Luft den Parathormonspiegel leicht senken kann [9]

Weitere Risikofaktoren

  • Dialyse (Blutwäsche)
  • Gravidität (Schwangerschaft)
  • Laktation (Stillphase)

Risikogruppen und Risikofaktoren für eine schlechte Vitamin-D-Versorgung [7, 8]

Risikogruppen Schwangere
Gestillte Säuglinge ohne Vitamin D-Prophylaxe
Kinder und Jugendliche
Ältere Menschen
Personen mit dunkler Hautfarbe
Risikofaktoren

Tragen besonders bedeckender Kleidung
Verwenden von Kosmetika mit Lichtschutzfaktor
Benutzung von Sonnenschutzmittel
Häufiger Aufenthalt in Gebäuden (z. B. arbeitsbedingt)
Herbst- und Wintermonate (Oktober bis März; geringere Vitamin D-Produktion der Haut)
Breitengrad > 35 N

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Ernährung und Mikronährstoffe – Sicherstellung einer ausreichenden Calcium- und Vitamin-D-Zufuhr zur Förderung der Knochengesundheit und Erreichung der höchsten Knochendichte (engl. "peak bone mass") im jungen Erwachsenenalter.
  • Mikronährstoffe
    • Vitamin D – fördert die intestinale Calciumresorption und reguliert die Knochenmineralisation; Zielspiegel: ≥ 30 ng/ml (75 nmol/l); Supplementation empfohlen bei unzureichender endogener Synthese: 800-1000 I.E./Tag.
    • Vitamin K2 – Cofaktor bei der Carboxylierung von Osteocalcin; unterstützt die Einlagerung von Calcium in die Knochenmatrix.
      Vitamin C – Essenziell für die Kollagensynthese im Knochen; fördert die Knochenarchitektur.
    • B-Vitamine (B6, B12, Folsäure) – Senken erhöhte Homocysteinspiegel (> 10 µmol/l), die mit erhöhter Frakturrate assoziiert sind.
    • Calcium – Essenzieller Bestandteil der Knochenmatrix; empfohlene Zufuhr: 1000-1200 mg/Tag, vorzugsweise über die Ernährung. (z. B. durch Milchprodukte, calciumreiche Mineralwässer, angereicherte pflanzliche Produkte).
    • Magnesium – Stabilisiert die Knochenstruktur und ist an der Regulation des Parathormons beteiligt; empfohlene Zufuhr: 300-400 mg/Tag.
      Basenbildende Mineralstoffe (z. B. Kaliumcitrat, Magnesiumcitrat) – Reduzieren die renale Calciumausscheidung und fördern eine knochenprotektive Systempufferung.
    • Zink – Beteiligt an der Osteoblastendifferenzierung; Zinkmangel (< 70 µg/dl) ist mit reduzierter Knochenmineraldichte assoziiert.
    • Silizium und Mangan – Beteiligung an der Kollagen- und Glykosaminoglykan-Synthese; tragen zur Knochenmineralisation bei.
    • Isoflavone – Phytoöstrogene mit agonistischer Wirkung an Östrogenrezeptoren; in Studien mit postmenopausalen Frauen mit besserer Knochendichte assoziiert.
    • Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA) – Entzündungshemmend; protektive Effekte auf Knochenstoffwechsel in präklinischen Studien.
  • Regelmäßige körperliche Aktivität – Belastungs- und Krafttraining zur Förderung der Knochendichte und Muskelkraft sowie zur Verbesserung der Balance.
  • Vermeidung von Risikofaktoren – Reduktion von Genussmittelkonsum wie Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum, die die Knochenqualität negativ beeinflussen können.

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Sekundärprävention

Die Sekundärprävention richtet sich an Personen mit einem erhöhten Risiko für Osteoporose oder bereits bestehender Erkrankung:

  • Knochendichtemessung und regelmäßige Kontrollen – Früherkennung von Osteopenie (Vorstufe der Osteoporose) durch Knochendichtemessungen und ärztliche Überwachung.
  • Pharmakologische Intervention – Einsatz von knochenaufbauenden Medikamenten oder Medikamenten, die den Knochenabbau hemmen, bei bestehender Osteoporose.
  • Ernährungs- und Bewegungsprogramme – Personalisierte Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der Knochenmasse sowie zur Verhinderung weiterer Knochendichteverluste.
  • Mikronährstoffbasierte Therapieansätze
    • Calcium + Vitamin D – Leitlinienempfohlene Basistherapie (z. B. DVO, IOF) zur Reduktion von Frakturrisiken bei älteren Menschen und zur Ergänzung spezifischer Osteoporosemedikation.
      • Vitamin D (25(OH)D < 30 ng/ml) – Bei 25(OH)D < 30 ng/ml: 1000-2000 I.E./Tag, abhängig von Ausgangswert, Körpergewicht und Exposition. Zielspiegel: ≥ 30 ng/ml (≥ 75 nmol/l).
      • Calcium – 1000-1200 mg/Tag, vorzugsweise über die Ernährung; Supplementation bei < 800 mg/Tag aus Lebensmitteln empfohlen.
    • Vitamin K2 – Studien deuten auf günstige Effekte bei postmenopausalen Frauen hin; Verbesserung der γ-Carboxylierung von Osteocalcin und potenzielle Verbesserung der Knochenqualität. Dosierung in Studien: 45-180 µg/Tag (nicht einheitlich leitlinienverankert).
    • Vitamin B6/B12/Folsäure – Indiziert bei Hyperhomocysteinämie (> 10-12 µmol/l). Die Senkung von Homocystein kann das Frakturrisiko indirekt verringern, u. a. durch bessere Kollagenvernetzung.
    • Magnesium – Supplementation empfohlen bei Hypomagnesiämie (< 0,75 mmol/l) oder bei funktionellen Defiziten (z. B. bei chronischer PPI-Therapie); beteiligt an PTH-Freisetzung, Vitamin-D-Aktivierung und Knochenmineralisation.
    • Zink und Selen – Bei diagnostiziertem Mangel (Zink < 70 µg/dl, Selen < 80 µg/l); beide Mikronährstoffe wirken antioxidativ und sind an der osteoblastären Aktivität beteiligt.
    • Isoflavone – In ausgewählten Fällen (z. B. bei Kontraindikationen gegen Hormonersatztherapie) als phytoöstrogene Alternative in der Postmenopause einsetzbar.
    • Omega-3-Fettsäuren – Studien weisen auf antiinflammatorische und knochenerhaltende Effekte hin; Dosierung: 1-2 g/Tag EPA/DHA.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention zielt darauf ab, Brüche und Komplikationen bei bestehenden Frakturen zu verhindern:

  • Sturzprävention – Maßnahmen zur Reduktion von Sturzrisiken, wie altersgerechte Wohnungsgestaltung, Training der Gleichgewichtsfähigkeit und Muskelkraft. Siehe dazu unter "Sturzneigung/Prävention".
  • Rehabilitation nach Frakturen – Physio- und Ergotherapie zur Wiederherstellung der Mobilität und Prävention weiterer Stürze.
  • Langfristige medikamentöse Therapie – Fortsetzung der Osteoporose-Therapie zur Stabilisierung der Knochendichte und Minimierung des Frakturrisikos.
  • Mikronährstoffbasierte Langzeitstrategien
    • Vitamin D + Calcium – Leitlinienkonforme Basisversorgung zur Frakturreduktion und zur Erhaltung der Wirkungen spezifischer Osteoporosetherapeutika (z. B. Bisphosphonate, Denosumab).
      • Calcium: 1000-1200 mg/Tag, möglichst über die Ernährung, alternativ supplementiert bei Zufuhr < 800 mg/Tag.
      • Vitamin D3: 800-2000 I.E./Tag, individuell titriert auf einen Zielspiegel von ≥ 30 ng/ml 25(OH)D, unter Berücksichtigung der UV-Exposition und Jahreszeit.
    • Vitamin K2 – Studien zeigen additive Effekte auf die Knochendichte und möglicherweise auf Frakturreduktion bei kombinierter Gabe mit antiresorptiven Therapien. Dosierungen in Studien: 45-180 µg/Tag. (Nicht Bestandteil der DVO-Empfehlung, aber in internationalen Konsensuspapieren diskutiert.)
    • B-Vitamine (B6, B12, Folsäure) – Co-Supplementation bei erhöhten Homocysteinwerten (> 10 µmol/l) empfohlen. Homocystein gilt als Risikofaktor für trabekuläre Mikroarchitekturschäden; B-Vitamine wirken stabilisierend auf die Kollagenvernetzung.
    • Magnesium – Aufrechterhaltung eines Serumspiegels von ≥ 0,8 mmol/l erforderlich für PTH-Sensitivität, Vitamin-D-Aktivierung und das Gleichgewicht des Calcium-Phosphat-Haushalts. Besonders bei älteren multimorbiden Patienten mit PPI- oder Diuretikatherapie relevant.
      Basische Mineralstoffe (z. B. Kalium-/Magnesiumcitrat) – Unterstützen die Calciumretention und können eine erhöhte Calciumausscheidung im Alter kompensieren.
    • Zink, Mangan, Silizium – Spurenelemente mit Bedeutung für die Knochenmatrixbildung (z. B. Kollagenkreuzvernetzung, Mineralisation). Bei nachgewiesenem Mangel kann eine Supplementation unterstützend wirken
    • Omega-3-Fettsäuren – Potenzieller positiver Einfluss auf Muskelfunktion, Gleichgewicht und Entzündungshemmung; relevant für Sturz- und Frakturprävention. Empfohlene Dosierung: 1-2 g/Tag EPA/DHA.

Literatur

  1. Deutsches Krebsforschungszentrum. Tabakatlas Deutschland 2015. Heidelberg
  2. Secretan B, Straif K, Baan R et al.: A review of human carcinogens – Part E: tobacco, areca nut, alcohol, coal smoke, and salted fish. Lancet Oncol. 2009 Nov;10(11):1033-4.
  3. Kumano H: Osteoporosis and stress. Clin Calcium. 2005 Sep;15(9):1544-7
  4. Schauder P, Ollenschläger G: Ernährungsmedizin. Prävention und Therapie. 3. Auflage, Urban & Fischer, München / Jena, 2006
  5. Kasper H: Ernährungsmedizin und Diätetik. 11. Auflage, Urban & Fischer, München, 2009
  6. Klaus D, Hoyer J, Middeke M: Kochsalzrestriktion zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen. Übersichtsarbeit. Deutsches Ärzteblatt, Jg 107, Heft 26, 2. Juli 2010
  7. Holick MF (2006) Resurrection of vitamin D deficiency and rickets. J Clin Invest 116:2062-2072
  8. Zittermann A (2010) The estimated benefits of vitamin D for Germany. Mol Nutr Food Res 54:1164-1171
  9. Prada D et al.: Association of air particulate pollution with bone loss over time and bone fracture risk: analysis of data from two independent studies. The Lancet Planetary Health, Volume 1, Issue 8, November 2017, Pages e337-e347 https://doi.org/10.1016/S2542-5196(17)30143-2
  10. Ochs-Balcom HM et al.: Short Sleep Is Associated With Low Bone Mineral Density and Osteoporosis in the Women's Health Initiative JBMR 06 November 2019 https://doi.org/10.1002/jbmr.3879
  11. Menzel J et al.: Vegan Diet and Bone Health—Results from the Cross-Sectional RBVD Study. Nutrients 2021, 13(2), 685; https://doi.org/10.3390/nu13020685

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern ab dem 50.Lebensjahr. (AWMF-Registernummer: 183-001), September 2023 Kurzfassung Langfassung