Dermatomyositis – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik Dermatomyositis (Muskelentzündung mit Hautbeteiligung) dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie Autoimmunerkrankungen, die gehäuft auftreten? (z. B. Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis, Hashimoto-Thyreoiditis, Sklerodermie)
  • Leiden nahe Verwandte (Eltern, Geschwister) unter entzündlichen Muskelerkrankungen (z. B. Polymyositis, Einschlusskörpermyositis) oder ausgeprägter Muskelschwäche unklarer Ursache?
  • Bestehen in Ihrer Familie chronisch-entzündliche Hauterkrankungen, die mit Autoimmunprozessen einhergehen? (z. B. Psoriasis (Schuppenflechte), Vitiligo (Weißfleckenkrankheit))
  • Bestehen in Ihrer Familie genetisch bedingte Myopathien (z. B. Duchenne-Muskeldystrophie)?

Sozialanamnese

  • Beruf:
    • Welchen Beruf üben Sie aus?
    • Sind Sie in Ihrer Tätigkeit UV-Strahlung oder sonstigen hautreizenden Einflüssen (z. B. Lösungsmittel, Chemikalien) ausgesetzt?
  • Gab oder gibt es ausgeprägte psychosoziale Belastungen (z. B. durch familiäre Konflikte, Verlust, chronischen Stress)?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Haben Sie in letzter Zeit Hautveränderungen festgestellt? Wenn ja:
    • Seit wann bestehen diese?
    • An welchen Körperstellen sind sie aufgetreten? (Gesicht, Dekolleté, Schultern, Streckseiten der Arme, Fingerknöchel)
    • Zeigen sich leicht lilafarbene Rötungen insbesondere an den Augenlidern?
    • Haben Sie sogenannte Gottron-Papeln (gerötete, schuppende Hautveränderungen über den Fingergelenken)?
    • Haben Sie Gefäßveränderungen (z. B. Gefäßreiser)?
    • Zeigen sich Veränderungen an Ihren Nägeln oder der Nagelfalzregion (z. B. verdickte Nagelhäutchen, Einziehungen, Nagelbettveränderungen)?
    • Bestehen eine vermehrte Empfindlichkeit oder Hautveränderungen nach Sonnenexposition?
  • Muskelsymptome:
    • Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Muskeln an Kraft verloren haben?
    • Können Sie Ihre Arme uneingeschränkt über den Kopf heben?
    • Haben Sie Probleme beim Treppensteigen oder beim Aufstehen von einem Stuhl?
    • Treten Schmerzen in der Muskulatur auf? Wenn ja:
      • In Ruhe oder bei Bewegung?
      • Lokalisiert oder diffus?
    • Haben Sie Schwierigkeiten beim Schlucken von fester oder flüssiger Nahrung? Wenn ja:
      • Besteht das Problem kontinuierlich oder in bestimmten Situationen?
    • Haben Sie Heiserkeit oder ein Druckgefühl im Halsbereich bemerkt?
  • Gelenk- und Allgemeinsymptome:
    • Leiden Sie unter Gelenkschmerzen oder Gelenkschwellungen?
    • Haben Sie in letzter Zeit Fieber festgestellt?
    • Besteht ein allgemeines Krankheitsgefühl (Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsminderung)?
  • Psychische Beschwerden:
    • Haben sich Ihre Stimmung, Ihr Antrieb oder Ihre Schlafqualität in letzter Zeit verändert?
    • Fühlen Sie sich emotional belastet durch die Beschwerden?
    • Bestehen Ängste vor einer chronischen oder schwerwiegenden Erkrankung?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Haben Sie an Gewicht verloren? Falls ja: Wie viele Kilogramm in welchem Zeitraum? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
  • Hat sich Ihr Appetit verändert (Appetitmangel, Heißhunger)?
  • Ernähren Sie sich ausgewogen?
  • Treiben Sie Sport oder mussten Sie diesen aufgrund Ihrer Beschwerden reduzieren oder aufgeben?

Eigenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • Gab es in der Vergangenheit Infekte, die zeitlich mit dem Auftreten der Beschwerden zusammenhängen könnten (z. B. Virusinfekte, insbesondere Coxsackie- oder Picornaviren)?
    • Bestehen andere Autoimmunerkrankungen oder chronisch-entzündliche Erkrankungen bei Ihnen?
    • Haben Sie bekannte Schilddrüsenerkrankungen oder systemische Erkrankungen (z. B. Kollagenosen)?
    • Gab es frühere Episoden mit ähnlichen Beschwerden?
    • Besteht eine Tumorerkrankung oder wurde kürzlich eine solche diagnostiziert?
  • Bestehen bekannte Allergien (z. B. gegen Medikamente, UV-Licht, Nahrungsmittel)?
  • Haben Sie in letzter Zeit eine starke UV-Bestrahlung erhalten (z. B. Sonnenbad, Solarium, Höhenlage)?
  • Für Frauen: Besteht eine aktuelle Schwangerschaft oder planen Sie eine Schwangerschaft?

Medikamentenanamnese

Entzündliche Myopathien

  • Allopurinol (Urostatikum/zur Behandlung von erhöhten Harnsäurewerten)
  • Antimalariamittel wie Chloroquin
  • D-Penicillamin (Antibiotikum)
  • Interferon alpha (antivirale und antitumorale Wirkungen)
  • Kokain
  • Levodopa
  • Procainamid (Lokalanästhetikum)
  • Simvastatin (Statine; Lipidsenker)
  • Sulfonamide
  • Zidovudin

Andere Myopathien

  • ACTH
  • Antivirale Medikamente
    • Nukleosid-Analoga (Lamivudin, Zidovudin)
  • Carbimazol
  • Clofibrat
  • Cromoglicinsäure
  • Cyclosporin
  • Enalapril
  • Ezetimib
  • Hormone
    • ACTH
    • Corticosteroide
  • HMG-CoA-Reduktasehemmer (Hydroxy-Methyl-Glutaryl-Coenzym-A-Reduktaseinhibitoren; Statine) – Atorvastatin, Cerivastatin, Fluvastatin, Lovastatin, Mevastatin, Pitavastatin, Pravastatin, Rosuvastatin, Simvastatin) häufiger Rhabdomyolyse (Auflösung quergestreifter Muskelfasern/Skelettmuskulatur sowie Herzmuskulatur) in Kombination mit Fibraten, Ciclosporin (Cyclosporin A), Makroliden oder Azol-Antimykotika; des Weiteren führen Statine zu einem Abfall der endogenen Coenzym Q10-Synthese; Häufigkeit der Myalgie im klinischen Alltag liegt bei 10 bis 20 %
    Von einer Statin-Myopathie spricht man, wenn:
    • Symptome innerhalb von vier Wochen nach Beginn der Statineinnahme auftreten
    • sich diese innerhalb von vier Wochen nach Absetzen des Medikaments wieder zurückbilden und
    • bei einer Reexposition wieder auftreten.  
  • Metoprolol
  • Minoxidil
  • Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI; Säureblocker) – Esomeprazol, Lansoprazol, Omeprazol, Pantoprazol, Rabeprazol
  • Salbutamol

Myopathie und Neuropathie

  • Amiodaron
  • Colchicin
  • Interferon
  • L-Tryptophan
  • Vincristin

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.