Brachymenorrhoe – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Prolaktin
- Hyperprolaktinämie (erhöhte Prolaktinproduktion) verursacht typischerweise eine verkürzte Lutealphase (zweite Zyklushälfte) und damit eine Brachymenorrhoe (verkürzte Menstruationsblutung).
- Progesteron
- Niedrige Progesteronspiegel in der Lutealphase (zweite Zyklushälfte) führen zu einer vorzeitigen Endometriumabstoßung (Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut) und damit zu einer verkürzten Blutungsdauer.
- Östradiol
- Niedrige Östradiolspiegel in der frühen oder mittleren Follikelphase (erste Zyklushälfte) verursachen eine unzureichende Endometriumproliferation (Aufbau der Gebärmutterschleimhaut), was zu einer kurzen Menstruationsblutung führt.
- Follikelstimulierendes Hormon (FSH)
- Erhöhte FSH-Werte bei ovarieller Insuffizienz (eingeschränkte Eierstockfunktion) gehen mit gestörter Follikelreifung (Eibläschenentwicklung) und kurzen oder schwachen Blutungen einher.
- Luteinisierendes Hormon (LH)
- Störungen der LH-Sekretion (Hormonfreisetzung) mit Ovulationsstörungen (Eisprungstörungen) führen zu kurzen oder unregelmäßigen Menstruationsblutungen.
- Anti-Müller-Hormon (AMH)
- Eine erniedrigte ovarielle Reserve (verminderte Anzahl reifungsfähiger Eizellen) mit niedrigem AMH ist mit verkürzten Follikelphasen (erste Zyklushälfte) und typischer Zyklusverkürzung assoziiert.
- Schilddrüsenparameter – TSH, fT3, fT4
- Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) oder Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) stören Follikel- und/oder Lutealphase (erste bzw. zweite Zyklushälfte) und sind typische endokrine Ursachen einer Brachymenorrhoe (verkürzte Menstruationsblutung).
- hCG
- Eine atypisch kurze Blutung kann ein Frühsymptom einer sehr frühen Schwangerschaft (Schwangerschaft in der Frühphase) sein, weshalb der Ausschluss einer Schwangerschaft obligat ist.
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Androgenprofil – Testosteron, DHEA-S, Androstendion, SHBG
- Nur bei klinischem Verdacht auf Hyperandrogenämie (erhöhte männliche Hormonwirkung) oder polyzystisches Ovarialsyndrom (hormonelle Zyklusstörung).
- 17-Hydroxyprogesteron
- Nur bei Verdacht auf eine nichtklassische adrenogenitale Hyperplasie (Nebennierenstoffwechselstörung).
- Cortisol
- Nur bei klinischen Zeichen eines Cushing-Syndroms (Überproduktion von Cortisol).
- Insulin
- Nur bei Verdacht auf polyzystisches Ovarialsyndrom (hormonelle Zyklusstörung) oder metabolische Dysregulation (Stoffwechselstörung).
- Prolaktin-Tagesprofil bzw. Makroprolaktin
- Nur bei wiederholt erhöhtem basalem Prolaktin zur Differenzierung funktioneller und struktureller Ursachen (organbezogene Ursachen).
- Zöliakie-Serologie – Transglutaminase-IgA und Gesamt-IgA
- Nur bei Verdacht auf Malassimilationssyndrom (Aufnahmestörung im Darm) oder Autoimmunerkrankungen (fehlgeleitetes Immunsystem).
- Genetische Diagnostik (z. B. FMR1-Prämutation)
- Nur bei Verdacht auf primäre Ovarialinsuffizienz (frühzeitiges Erlöschen der Eierstockfunktion) bei Frauen unter 40 Jahren.
- Weitere Parameter (z. B. Hypophysen- oder Nebennierenmarker)
- Nur bei klinisch begründetem Verdacht auf Hypophysenerkrankung (Erkrankung der Hirnanhangsdrüse) oder Nebennierenerkrankung (Erkrankung der Nebennieren).
Red Flags (Warnzeichen) bei Brachymenorrhoe
Klinik
- Akute Unterbauchschmerzen.
- Zyklusunregelmäßigkeiten mit intermittierender Amenorrhoe (zeitweiligem Ausbleiben der Regelblutung).
- Galaktorrhö (Milchfluss außerhalb von Schwangerschaft/Stillzeit).
- Rasche Progredienz der Zyklusstörung.
- Virilisierungszeichen (Vermännlichungserscheinungen wie Hirsutismus (verstärkter Haarwuchs), Stimmveränderung, Klitorishypertrophie (Vergrößerung der Klitoris)).
- Schneller Gewichtsverlust, Untergewicht.
- Zeichen einer endokrinen Krise (hormonelle Entgleisung wie Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion), Cushing-Syndrom (Überproduktion von Cortisol)).
Labor
- hCG deutlich erhöht
- Hinweis auf Frühschwangerschaft, Extrauteringravidität oder trophoblastische Erkrankung (Erkrankung des Schwangerschaftsgewebes).
- Prolaktin stark erhöht
- Hinweis auf Hyperprolaktinämie (erhöhte Prolaktinproduktion) oder Prolaktinom (Prolaktin-produzierender Tumor der Hirnanhangsdrüse).
- FSH deutlich erhöht (bei jungen Frauen)
- Hinweis auf primäre Ovarialinsuffizienz (vorzeitiges Erlöschen der Eierstockfunktion).
- Androgene deutlich erhöht
- Hinweis auf androgenproduzierenden Tumor (ovariell oder adrenal) (Tumor der Eierstöcke oder der Nebennieren).
- TSH stark erhöht oder supprimiert
- Hinweis auf ausgeprägte Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) oder Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion).
- Cortisol pathologisch erhöht
- Hinweis auf Cushing-Syndrom (Überproduktion von Cortisol) oder Nebennierenerkrankung (Erkrankung der Nebenniere).