Kopflausbefall (Pediculosis capitis) – Einleitung

Die Pediculosis capitis, auch als Kopflausbefall bekannt, ist eine parasitäre Erkrankung der Kopfhaut, verursacht durch Pediculus humanus capitis (Kopfläuse). Die Läuse ernähren sich vom Blut des Wirts, was typischerweise zu starkem Juckreiz und Hautreizungen führt. Besonders im Kindesalter gehört diese Infektion zu den häufigsten parasitären Erkrankungen.

Synonyme und ICD-10: Kopfläusebefall, Pedikulose durch Pediculus humanus capitis; ICD-10-GM B85.0: Pedikulose durch Pediculus humanus capitis

Die Pediculosis capitis ist in Deutschland die häufigste Parasitose im Kindesalter und nach den Erkältungskrankheiten die zweithäufigste ansteckende Erkrankung.

Merkmale der Kopfläuse

Kopfläuse (Pediculus humanus capitis) sind etwa 2 bis 3 Millimeter große Ektoparasiten, die auf der menschlichen Kopfhaut leben. Sie besitzen klauenartige Fortsätze an den Beinen, mit denen sie sich fest an den Haaren verankern. Ihre stilettartigen Mundwerkzeuge ritzen die oberste Hautschicht ein, um Blut zu saugen, was typischerweise zu Juckreiz und Hautirritationen führt.

Die Farbe der Kopfläuse variiert je nach Hautpigmentation des Wirts: Bei Menschen mit heller Haut erscheinen sie weißlich-grau, während sie bei dunkler Haut bräunlich wirken. Nach dem Blutsaugen nimmt die Laus eine rötliche Färbung an. Kopfläuse zählen zu den Ektoparasiten, die auf der Körperoberfläche leben, jedoch nicht in die Haut eindringen.

Charakteristische Laborbefunde

Da es sich um einen parasitären Befall handelt, sind laborchemische Parameter nicht im Vordergrund. Der Nachweis erfolgt klinisch durch:

  • Sichtbare Läuse oder Nissen (Eier der Läuse) auf der Kopfhaut
  • Bei Bedarf kann eine mikroskopische Untersuchung zur Bestätigung durchgeführt werden.

Formen der Erkrankung

Die Pediculosis capitis tritt überwiegend in zwei Formen auf:

  • Erstinfestation: Bei der Erstinfestation zeigen sich Symptome (z. B. Juckreiz) meist erst nach 4-6 Wochen.
  • Reinfestation: Bei einer erneuten Infestation treten Symptome bereits nach 24-48 Stunden auf.

Ursachen

  • Direkter Kontakt mit befallenen Personen (Haar-zu-Haar-Kontakt) ist die Hauptursache für die Übertragung.
  • Eine Übertragung durch geteilte Gegenstände wie Kopfbedeckungen oder Bettwäsche spielt laut Studien keine Rolle [1].

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen. Bei Erwachsenen sind Männer und Frauen gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel
: Das Maximum des Auftretens liegt im Kindesalter, meist im Zusammenhang mit dem Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Weltweit weitverbreitet; genaue Zahlen zur Prävalenz variieren regional.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): In Deutschland tritt Kopflausbefall ganzjährig auf, insbesondere in Kindergärten und Schulen.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Pediculus humanus capitis, ein Ektoparasit.

Erregerreservoir: Der Mensch ist der einzige relevante Wirt.

Vorkommen: Weltweit, besonders in Gemeinschaftseinrichtungen bei Kindern.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Ja, durch direkten Kopf-zu-Kopf-Kontakt.

Kontagiosität (Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Sehr hoch bei direktem Kontakt; durch geteilte Kopfbedeckungen oder Bettwäsche keine Übertragung [1].

Übertragungsweg: Direkter Haar-zu-Haar-Kontakt.

Eintrittspforte: Haarfollikel und Kopfhaut.

Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung)

  • Erstinfestation: 4-6 Wochen
  • Reinfestation: 24-48 Stunden

Krankheitsdauer: Ohne Behandlung kann der Befall bestehen bleiben, da die Läuse ohne Wirt nicht überleben können.

Dauer der Infektiosität: So lange, wie lebende Läuse oder Nissen auf dem Kopf verbleiben.

Seroprävalenz (Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): Nicht relevant, da serologische Untersuchungen nicht zur Diagnostik dienen.

Erregerspezifische Immunität: Es gibt keine Immunität gegen Kopfläuse; wiederholte Infektionen sind häufig.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Die Infektion verursacht Juckreiz, Hautirritationen und gelegentlich sekundäre Infektionen durch Kratzen.
  • Die Therapie besteht in der Anwendung von topischen Insektiziden oder mechanischen Methoden zur Entfernung der Läuse und Nissen.
  • Laut einer Studie wird eine Wiederholung der Behandlung nach 7-10 Tagen empfohlen, um alle Larven zu erfassen. Neuere Daten zeigen jedoch, dass auch nach 13 Tagen noch lebende Läuse gefunden wurden, weshalb eine dritte Behandlung angeraten wird [2].

Prognose

  • Bei rechtzeitiger Behandlung ist die Prognose sehr gut.
  • Ohne Behandlung kann der Befall jedoch persistieren und zu weiteren Übertragungen führen.

Meldepflicht

Nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) sind Eltern verpflichtet, Schulen und Kindergärten über den Kopflausbefall ihrer Kinder zu informieren.

Literatur

  1. Speare R, Buettner PG: Head lice in pupils of a primary school in Australia and implications for control. Int J Dermatol 1999; 38: 285-290
  2. Burgess IF: How long do louse eggs take to hatch? A possible answer to an age-old riddle. Medical and Veterinary Entomology (2013; doi: 10.1111/mve.12026)