Campylobacter-Enteritis – Einleitung

Eine Campylobacter-Enteritis (ICD-10-GM A04.5: Enteritis durch Campylobacter) bezeichnet eine Entzündung des Dünndarms durch Erreger der gramnegativen Gattung Campylobacter.
Für den Menschen sind vor allem die Spezies Campylobacter jejuni (90 %), C. coli (10 %) von Bedeutung. Infektionen mit C. lari und C. fetus subspezies fetus werden nur sehr selten beschrieben.

Die Campylobacter-Enteritis ist die häufigste Durchfallerkrankung, die durch Lebensmittel übertragen wird. Danach erst folgen die Salmonellen-Infektionen.

Die Erkrankung gehört zu den bakteriellen Zoonosen (Tierseuchen).

Erregerreservoir sind viele Wild- und Haustiere.
Die Erreger können, vor allem in kühler Umgebung, längere Zeit in der Umwelt überleben, sich aber außerhalb des Wirtes nicht vermehren.

Überlebensfähigkeit des Erregers: Die Erreger können, vor allem in kühler Umgebung, längere Zeit in der Umwelt überleben, sich aber außerhalb des Wirtes nicht vermehren.

Eintritt des Erregers: Der Eintritt des Erregers in den Körper erfolgt enteral, d. h. es handelt sich um eine fäkal-orale Infektion.

Epidemiologie

Vorkommen: Die Infektion ist weltweit verbreitet.

Saisonale Häufung der Erkrankung: Die Campylobacter-Enteritis tritt gehäuft in der warmen Jahreszeit (Juni bis September) auf.

Übertragung des Erregers (Infektionsweg): Die Übertragung erfolgt vorwiegend über Lebensmittel, meist kontaminiertes Geflügelfleisch (insbesondere Hühnerfleisch; aber auch Hühnereier). Eine Übertragung ist auch über nicht pasteurisierte Milch (Rohmilch), Trinkwasser, rohes Hackfleisch sowie über durchfallerkrankte Heimtiere möglich.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Ja.

Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung) beträgt in der Regel 2-5 Tage, kann in Einzelfällen auch bis zu zehn Tage dauern.

Krankheitsdauer beträgt in der Regel bis zu 1 Woche.

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) beträgt ca. 87 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr.

Dauer der Infektiosität (Ansteckungsfähigkeit) besteht bis zu vier Wochen nach Ende der Symptomatik. Dies entspricht der mittleren Ausscheidungsdauer.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Die Campylobacter-Enteritis beginnt in der Regel akut mit Symptomen wie Fieber, Bauchschmerzen und wässrigem oder blutigem Durchfall. Die Inkubationszeit beträgt 2-5 Tage, selten bis zu 10 Tage. Der typische Krankheitsverlauf ist unkompliziert und die Symptome klingen nach durchschnittlich 7 Tagen ab.

Bei immunkompetenten Personen verläuft die Infektion meist mild bis moderat, während immungeschwächte Personen, ältere Menschen und Kleinkinder schwerer betroffen sein können. Eine schwere Verlaufsform kann auch durch den Erreger Campylobacter fetus verursacht werden, welcher besonders bei immungeschwächten Patienten zu einer systemischen Infektion führen kann.

In seltenen Fällen können Komplikationen auftreten, darunter:

  • Reaktive Arthritis: Diese kann sich einige Wochen nach der Infektion entwickeln und betrifft häufig die Gelenke der unteren Extremitäten.
  • Guillain-Barré-Syndrom (GBS): Eine neurologische Komplikation, die zu Muskelschwäche und Lähmungen führen kann. Das Risiko für GBS ist nach einer Campylobacter-Infektion erhöht, bleibt aber insgesamt gering.

Prognose

Die Prognose der Campylobacter-Enteritis ist im Allgemeinen gut, insbesondere bei immunkompetenten Patienten. Die meisten Betroffenen erholen sich vollständig, ohne bleibende Schäden. Allerdings kann es in etwa 10 % der Fälle zu einem Rezidiv kommen, wobei die Symptome erneut auftreten.

  • Rezidivrate: Die Wiederauftretensrate der Erkrankung liegt bei etwa 10 %. Wiederholte Infektionen können auftreten, besonders wenn die Expositionsquellen weiterhin bestehen.
  • Langzeitprognose: Langfristige gesundheitliche Beeinträchtigungen sind selten, jedoch können die oben genannten Komplikationen die Prognose beeinflussen. Besonders das Guillain-Barré-Syndrom kann eine längere Rehabilitation erfordern und gelegentlich zu dauerhaften neurologischen Schäden führen.
  • Fazit: Bei rechtzeitiger Diagnose und adäquater Therapie haben die meisten Patienten mit Campylobacter-Enteritis eine gute Prognose. Präventive Maßnahmen, wie das Vermeiden von kontaminierten Lebensmitteln und das Einhalten von Hygienerichtlinien, sind entscheidend, um die Infektionsrate und das Risiko von Komplikationen zu reduzieren.

In Deutschland ist die Campylobacter-Enteritis nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig, wenn eine akute Infektion anzunehmen ist. Der Krankheitsverdacht ist weiterhin meldepflichtig, wenn der Betroffene eine Tätigkeit nach § 42 IfSG ausübt.
Die Meldung hat beim Gesundheitsamt zu erfolgen.