Influenza-Impfung (Grippeimpfung)
Für die Influenza-Impfung wird jährlich ein inaktivierter Impfstoff (Totimpfstoff) produziert, der aus den Influenzaviren des vergangenen Winters hergestellt wird. Dieser Impfstoff bietet einen Schutz von 50-80 %.
Für Kinder und Jugendlichen zwischen zwei und 17 Jahren stehen inaktivierte Impfstoffe zur Injektion ("Einspritzung") oder ein attenuierter Influenza-Lebend-Impfstoff (LAIV) zur nasalen Applikation ("Zufügung über die Nase", d. h. per Nasenspray) zur Verfügung.
Seit September 2023 empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Wechsel von quadrivalenten zu trivalenten Influenza-Impfstoffen ohne B/Yamagata Linie. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat inzwischen ihre Influenza-Impfempfehlung angepasst (Epidemiologisches Bulletin 31/2024).
Beachte: Aufgrund einer geringfügigen, aber signifikanten Überlegenheit der Impfeffektivität bei älteren Menschen wird für alle Personen ≥ 60 Jahre ein inaktivierter Hochdosis-Impfstoff mit aktueller von der WHO empfohlener Antigenkombination empfohlen [STIKO].
Bei der Influenza (Grippe) handelt es sich um eine akute Entzündung der Atemwege mit dem Influenzavirus.
Nachfolgend die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut zur Influenza-Impfung:
Jährliche Impfung im Herbst mit einem trivalenten Impfstoff mit aktueller, von der WHO empfohlener Antigenkombination (gilt für alle Altersgruppen).
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- S: Personen ≥ 60 Jahre
- I: Alle Schwangeren ab 2. Trimenon (Schwangerschaftsdrittel), bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grunderkrankung ab 1. Trimenon.
Personen ≥ 6 Monate mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grunderkrankung, wie z. B.:- chronische Erkrankung der Atmungsorgane (inklusive Asthma bronchiale und COPD)
- chronische Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenerkrankung
- Diabetes mellitus und andere Stoffwechselerkrankung
- chronische neurologische Erkrankungen, z. B. Multiple Sklerose (MS) mit durch Infektionen getriggerten Schüben
- Personen mit angeborener oder erworbener Immundefizienz
- HIV-Infektion BewohnerInnen von Alters- oder Pflegeheimen
- B: Personen mit erhöhter Gefährdung, z. B. medizinisches Personal, Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr sowie Personen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen fungieren können. Personen mit erhöhter Gefährdung durch direkten Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln.*
- R/I: Für Reisende ab 60 Jahren und die unter I (Indikationsimpfung) genannten Personengruppen, die nicht über einen aktuellen Impfschutz verfügen, ist die Impfung generell empfehlenswert, für andere Reisende ist eine Influenza-Impfung nach Risikoabwägung entsprechend Exposition und Impfstoffverfügbarkeit sinnvoll.
- I: Wenn eine schwere Epidemie aufgrund von Erfahrungen in anderen Ländern droht oder nach deutlicher Antigendrift bzw. einer Antigenshift zu erwarten ist und der Impfstoff die neue Variante enthält.
* Eine Impfung mit saisonalen humanen Influenza-Impfstoffen bietet keinen direkten Schutz vor Infektionen durch den Erreger der aviären Influenza, sie kann jedoch Doppelinfektionen mit den aktuell zirkulierenden Influenzaviren verhindern.
Legende
- S: Standardimpfungen mit allgemeiner Anwendung
- A: Auffrischimpfungen
- I: Indikationsimpfungen für Risikogruppen bei individuell (nicht beruflich) erhöhtem Expositions-, Erkrankungs- oder Komplikationsrisiko sowie zum Schutz Dritter
- B: Impfungen aufgrund eines erhöhten beruflichen Risikos, z. B. nach Gefährdungsbeurteilung gemäß Arbeitsschutzgesetz/Biostoffverordnung/ Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) und/oder zum Schutz Dritter im Rahmen der beruflichen Tätigkeit
- R: Impfungen aufgrund von Reisen
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Personen mit akuten, behandlungsbedürftigen Krankheiten
- Allergie gegen Impfstoffbestandteile (z. B. Hühnereiweiß, siehe Zusätze des Herstellers)
Durchführung
Der Impfung – mit aktueller von der WHO empfohlener Antigenkombination – sollte möglichst vor Beginn der Grippesaison erfolgen:
- Nördliche Hemisphäre: November bis April
- Südliche Hemisphäre: Mai bis Oktober
- Zeitabstand zu anderen Impfungen ist nicht erforderlich.
- Beachte: Ab Herbst 2021 sollen Senioren im Alter ab 65 Jahren gegen Influenza mit einem Hochdosis-Impfstoff geimpft werden.
Weitere Hinweise
- Neben den trivalenten (IIV3) und quadrivalenten inaktivierten Vakzinen (IIV4) zur Injektion ist für die Altersgruppe 2 bis einschl. 17 Jahre auch eine quadrivalente attenuierte Lebendvakzine (LAIV4) zugelassen. In dieser Altersgruppe können die inaktivierten Impfstoffe oder die Lebendvakzine verwendet werden. Bei Hindernissen für eine Injektion (z. B. Spritzenphobie, Gerinnungsstörungen) sollte präferenziell LAIV verwendet werden. [2]
- Um einen ausreichenden Impfschutz zu erreichen, sollte bei Patienten mit Methotrexat-Behandlung eine zweiwöchige Medikamentenpause nach einer Grippeimpfung eingehalten werden, um die Schutzwirkung zu verbessern.
Wirksamkeit
- Gute bis befriedigende Wirksamkeit (Ausnahme: Personen mit Immundefekten oder Behandlung mit Immunsuppressiva)
- Impfschutz nach circa 1-2 Wochen nach der Impfung
- Dauer des Impfschutzes je nach Impfstoff mindestens 1 Jahre
- Attenuierte Lebendvakzine: Schutzeffekt von bis zu 70 % (mehr als bei der Erwachsenenimpfung)
Weitere Hinweise
- Bei Kindern im Alter von zwei bis sechs Jahren, bei denen wegen einer Grundkrankheit eine Impfung empfohlen ist, sollte bevorzugt ein Impfstoff verwendet werden, der nicht mehr mit einer Spritze verabreicht, sondern in die Nase gesprüht wird (wg. Erhöhung der Akzeptanz der jährlich zu wiederholenden Impfung und aufgrund der besseren Wirkung)
- Für Personen über 60 Jahre gibt es inzwischen Impfstoffe mit verbesserter Immunogenität durch besondere Adjuvantien.
- Gegen die Vogelgrippe (aviäre Influenza) ist der übliche Influenza-Impfstoff unwirksam; hier muss der bereits verfügbare Impfstoff gegen H5N1 verwendet werden.
- Eine Impfung gegen Influenza, reduziert das Risiko um ca. 10-15 % einen ischämischen Schlaganfall zu entwickeln; dieses gilt sowohl für kardioembolische ("d.h. aus dem Herzen stammende Embolie") als auch für nicht kardioembolische Insulte [4].
Nebenwirkungen/ Impfreaktionen
- 8-24 Stunden nach der Impfung kann es zu leichtem Fieber (bei bis zu 5 %) und lokalen Reaktionen wie Rötung und Schwellung (bei bis zu 30 %) an der Einstichstelle kommen.
- Kopfschmerzen – entwickeln sich tendenziell innerhalb von 24 Stunden und verschwinden auch innerhalb dieser Zeit wieder.
Impfung in der Schwangerschaft
In einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 3,6 Jahren war eine Influenzaimpfung von werdenden Müttern nicht signifikant mit ungünstigen gesundheitlichen Auswirkungen in der frühen Kindheit verbunden [3].
Impfstatus – Kontrolle von Impftitern
Impfung | Laborparameter | Wert | Bewertung |
Influenza |
Influenza A/B-IgG-IFT | ≤ 1 : 10 | Kein ausreichender Impfschutz anzunehmen |
1 : > 10 | Ausreichender Impfschutz anzunehmen |
Postexpositionsprophylaxe
Unter einer Postexpositionsprophylaxe versteht man die Versorgung mit Medikamenten zur Vermeidung einer Erkrankung bei Personen, die gegen eine bestimmte Krankheit nicht durch Impfung geschützt sind, dieser aber ausgesetzt waren. Siehe dazu unter Grippe (Influenza)/Medikamentöse Therapie.
Literatur
- Park JK et al.: Effect of methotrexate discontinuation on efficacy of seasonal influenza vaccination in patients with rheumatoid arthritis: a randomised clinical trial. Annals of the Rheumatic Diseases 2017;76:1559-1565.
- Robert Koch Institut (RKI): Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin. 4/2024
- Mehrabadi A et al.: Association of Maternal Influenza Vaccination During Pregnancy With Early Childhood Health Outcomes. JAMA 2021;325:2285-2293; https://doi.org/10.1001/jama.2021.6778
- Rodríguez-Martín S et al.: Influenza Vaccination and Risk of Ischemic Stroke: A Population-Based Case-Control Study. Neurology 2022; https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000201123