Herzgeräusche – Einleitung

Bei Herzgeräuschen handelt es sich um alle Schallerscheinungen, die nicht zu den Herztönen zählen. Herzgeräusche können von außen mittels Stethoskop (Auskultation = Abhören) am Thorax (Brustkorb) gehört werden.

Synonyme und ICD-10: abnorme Herzgeräusche a.n.k.; akzidentelles Herzgeräusch; Akzidentelles Systolikum; Benignes akzidentelles Herzgeräusch; funktionelles Herzgeräusch; Herzgeräusch; Kardiales Geräusch; Kardiales Reibungsgeräusch; nichtorganisches Herzgeräusch; präkordiales Reiben; Spaltung der Herztöne; Systolikum; verbreiterte Herzdämpfung; verringerte Herzdämpfung; ICD-10-GM R01.-: Herzgeräusche und andere Herz-Schallphänomene

Formen der Herzgeräusche

Herztöne und Herzgeräusche sind unterschiedliche Schallerscheinungen des Herzens. Während Herztöne physiologische (normale) Geräusche sind, die durch die Bewegungen des Herzens entstehen, weisen Herzgeräusche auf mögliche Krankheitsbilder hin.

Ursachen von Herzgeräuschen

Herzgeräusche können durch verschiedene Ursachen bedingt sein, darunter:

  • Defekte der Herzklappen (Herzklappenfehler)
  • Stenosen (Verengungen) der Blutgefäße (Strömungsgeräusche)

Einteilung der Herzgeräusche

Herzgeräusche werden nach verschiedenen Kriterien eingeteilt:

Zeitliches Auftreten innerhalb des Herzzyklus

  • Systolische Herzgeräusche: Tritt während der Systole (Herzkontraktion) auf.
  • Diastolische Herzgeräusche: Tritt während der Diastole (Herzentspannung) auf.
  • Kontinuierliche Herzgeräusche: Tritt während des gesamten Herzzyklus auf.

Charakteristika und Ursache

  • Akzidentelle Herzgeräusche: Gelegentlich auftretende, oft harmlose Geräusche.
  • Funktionelle Herzgeräusche: Geräusche, die durch Veränderungen in der Herzfunktion, aber ohne strukturelle Herzfehler entstehen.
  • Organische Herzgeräusche: Geräusche, die durch strukturelle Anomalien oder Defekte des Herzens verursacht werden.

Weitere Unterscheidungsmerkmale:

  • Dauer der Herzgeräusche
  • Frequenz
  • Klangcharakter/Geräuschmuster
  • Punctum maximum (Ort der größten Lautstärke)
  • Fortleitung des Geräusches

Extrakardiale Geräusche

Zusätzlich zu den Herzgeräuschen können auch extrakardiale Geräusche auftreten. Ein häufiges Beispiel ist das Perikardreiben, das entsteht, wenn entzündlich veränderte Oberflächen des Epikards (äußere Schicht der Herzwand) und des Perikards (Herzbeutel) gegeneinander reiben. Dies tritt beispielsweise im Rahmen einer trockenen Perikarditis (Herzbeutelentzündung) auf.

Zusammenfassung

  • Herztöne: Physiologische Geräusche durch Bewegungen des Herzens.
  • Herzgeräusche: Pathologische Geräusche, die auf Herzklappenfehler oder Gefäßstenosen hinweisen können.
  • Unterscheidung: Nach Zeitpunkt im Herzzyklus, Ursache, Dauer, Frequenz, Klangcharakter, Punctum maximum und Fortleitung.
  • Extrakardiale Geräusche: Geräusche außerhalb des Herzens, wie Perikardreiben bei Perikarditis.

Herzgeräusche können Symptom vieler Erkrankungen sein (siehe unter "Differentialdiagnosen").

Epidemiologie 

Neugeborene und Säuglinge

  • Bei 33 % der Neugeborenen tritt innerhalb der ersten 24 Stunden ein Herzgeräusch auf.
  • Innerhalb der ersten Woche haben bis zu 70 % der Neugeborenen ein nicht normales Herzgeräusch.
  • Diese Geräusche sind in der Regel harmlos und verschwinden meist innerhalb der ersten sechs Lebensmonate.

Kinder und Jugendliche

  • Während des Wachstums können bei bis zu 50 % der herzgesunden Kinder und Jugendlichen Herzgeräusche ohne kardiale Pathologie auftreten.
  • Diese Geräusche sind oft funktioneller Natur und stellen keine ernsthafte Herzkrankheit dar.

Erwachsene

  • In der Erwachsenenbevölkerung sind Herzgeräusche weniger häufig, aber wenn sie auftreten, sind sie häufiger mit strukturellen Herzerkrankungen assoziiert.

Verlauf und Prognose 

Verlauf

Herzgeräusche sind Schallphänomene, die nicht zu den physiologischen Herztönen zählen und durch die Auskultation des Thorax mit einem Stethoskop gehört werden können.

Einordnung der Herzgeräusche

  • Herztöne: Normale, physiologische Geräusche, die durch die Bewegungen des Herzens entstehen.
  • Herzgeräusche: Geräusche, die auf ein Krankheitsbild hinweisen können.

Einteilung nach dem zeitlichen Auftreten innerhalb des Herzzyklus

  • Systolische Herzgeräusche: Auftreten während der Systole (Herzkontraktion).
  • Diastolische Herzgeräusche: Auftreten während der Diastole (Herzentspannung).
  • Kontinuierliche Herzgeräusche: Geräusche, die während des gesamten Herzzyklus auftreten.

Klassifikation nach Ursache und Charakteristik

  • Akzidentelle Herzgeräusche: Zufällige, oft harmlose Geräusche.
  • Funktionelle Herzgeräusche: Geräusche ohne strukturelle Herzfehler, oft durch Veränderungen in der Herzfunktion.
  • Organische Herzgeräusche: Geräusche, die durch strukturelle Anomalien oder Defekte des Herzens verursacht werden.

Weitere Unterscheidungsmerkmale

  • Dauer der Herzgeräusche
  • Frequenz
  • Klangcharakter/Geräuschmuster
  • Punctum maximum (Ort der größten Lautstärke)
  • Fortleitung des Geräusches

Extrakardiale Geräusche

  • Perikardreiben: Geräusch, das bei entzündlich veränderten Oberflächen des Epikards (äußere Schicht der Herzwand) und Perikards (Herzbeutel) im Rahmen einer trockenen Perikarditis (Herzbeutelentzündung) entsteht.

Epidemiologie bei Neugeborenen

  • Erste 24 Stunden: Bei 33 % der Neugeborenen tritt ein nicht normales Herzgeräusch auf.
  • Innerhalb einer Woche: Bis zu 70 % der Neugeborenen zeigen Herzgeräusche.
  • Erste sechs Lebensmonate: Auffällige Herzgeräusche sollten verschwunden sein.

Epidemiologie bei Kindern und Jugendlichen

  • Während des Wachstums können bis zu 50 % der herzgesunden Kinder und Jugendlichen Herzgeräusche ohne kardiale Pathologie aufweisen.

Prognose

Allgemein

  • Der alleinige Befund eines Herzgeräusches erlaubt keine definitive Aussage über dessen Bedeutung.
  • Herzgeräusche können harmloser Natur sein; die genaue Ursache lässt sich in den meisten Fällen erst durch eine Echokardiographie (Herzultraschall) ermitteln.

Bei Neugeborenen

  • Herzgeräusche können auf kongenitale Herzfehler hinweisen und müssen sofort abgeklärt werden.

Bei Kindern

  • Herzgeräusche sollten durch eine detaillierte Anamnese zur Abschätzung der Risikofaktoren für mögliche zugrunde liegende Erkrankungen untersucht werden.
  • Eine weiterführende Diagnostik bei einem pädiatrischen Kardiologen kann erforderlich sein.
  • Tatsächlich hat nur etwa 1 % der betroffenen Kinder ein kardiales Problem.

Prognose nach Art und Schwere

  • In vielen Fällen sind Herzgeräusche harmlos und bedürfen keiner Behandlung.
  • Bei pathologischen Ursachen richtet sich die Prognose nach der spezifischen Erkrankung und den verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Abklärung eines Herzgeräusches im Kindes- und Jugendalter. (AWMF-Registernummer: 023-001), Novmber 2017 Langfassung