Angina pectoris – Medikamentöse Therapie
Therapieziele
- Reduktion und Kontrolle von Angina-pectoris-Beschwerden (Brustenge/Herzschmerzen)
- Erhaltung und Verbesserung der Belastungsfähigkeit (körperliche Leistungsfähigkeit)*
- Reduktion der kardiovaskulären Morbidität (z. B. Myokardinfarkt (Herzinfarkt), Herzinsuffizienz (Herzschwäche))*
- Verbesserung der Lebensqualität und Reduktion KHK-assoziierter psychischer Begleiterkrankungen (z. B. Angststörungen, Depression)*
- Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse (Herz-Kreislauf-Ereignisse) und – bei Hochrisikokonstellationen – der Mortalität (Sterblichkeit)*
Therapieempfehlungen
- *Therapieempfehlungen s. u. „Koronare Herzkrankheit (Erkrankung der Herzkranzgefäße)/medikamentöse Therapie“
- Symptomatische Therapie und Prophylaxe der Angina pectoris:
- Betablocker (herzfrequenzsenkende Medikamente) sind Mittel der ersten Wahl zur antianginösen Therapie bei stabiler Angina pectoris, insbesondere bei begleitender Hypertonie (Bluthochdruck), Tachykardie (Herzrasen) oder Zustand nach Myokardinfarkt
- Bei Unverträglichkeit oder unzureichender Wirksamkeit von Betarezeptorenblockern: Ivabradin (If-Ionenkanalblocker) oder Ranolazin (Piperazinderivat)
- Langwirksame Calciumkanalblocker (Kalziumantagonisten) sind gleichwertige Alternativen zu Betablockern, insbesondere bei Kontraindikationen (Gegenanzeigen) oder bei vasospastischer Angina (krampfbedingter Brustenge)
- Schnell wirksame Nitrate (gefäßerweiternde Medikamente) sind obligat zur Akuttherapie (Sofortbehandlung) von Angina-pectoris-Anfällen bei stabiler Angina pectoris
- Zur suffizienten Symptomkontrolle ist häufig eine Kombination aus zwei bis drei antianginösen Substanzen (gegen Brustenge wirksame Medikamente) erforderlich
Beachte: Bei Patienten mit chronischem Koronarsyndrom (dauerhafte Erkrankung der Herzkranzgefäße) können sowohl die perkutane koronare Intervention (kathetergestützte Gefäßerweiterung) als auch eine medikamentöse Therapie Angina-pectoris-Beschwerden lindern.
Fazit: Persistieren Angina-pectoris-Beschwerden trotz optimierter medikamentöser Therapie, sollte eine Revaskularisation (Wiederherstellung der Durchblutung) erwogen werden. Ein Stent (Gefäßstütze) führt bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit zu einem niedrigeren Angina-Symptom-Score als ein Placebo-Verfahren, was auf eine bessere gesundheitsbezogene Lebensqualität hinweist [1].
Wirkstoffe (Hauptindikation)
Nitrate – bei Angina pectoris zur Kupierung von Anfällen (Beendigung von Anfällen) (Patienten mit stabiler Angina pectoris)
| Wirkstoff | Besonderheiten |
| Glyceroltrinitrat (GTN) | Rasche Wirkung; Kontraindikation bei gleichzeitiger Einnahme von PDE-5-Hemmern (Potenzmitteln) |
| Isosorbiddinitrat | Toleranzentwicklung möglich; tägliches nitratfreies Intervall erforderlich |
| Isosorbid-5-mononitrat | Keine First-pass-Metabolisierung (kein initialer Leberabbau); einschleichende Dosierung empfohlen |
| Molsidomin | Keine Nitrattoleranz; verzögerter Wirkungseintritt |
- Wirkweise: Vasodilatation (Gefäßerweiterung) durch Relaxation der glatten Gefäßmuskulatur → Reduktion der Vorlast (Blutrückstrom zum Herzen) → Senkung des myokardialen Sauerstoffbedarfs (Sauerstoffbedarf des Herzmuskels)
- Rein symptomatische Therapie, ohne gesicherten prognoseverbessernden Effekt
- Alle Patienten mit stabiler Angina pectoris sollen ein schnell wirksames Nitrat zur Anfallskupierung verfügbar haben (NVL Chronische KHK)
- Häufige Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Flush (Hitzewallung), Hypotonie (niedriger Blutdruck), Schwindel, reflektorische Tachykardie, gastrointestinale Beschwerden (Magen-Darm-Beschwerden)
- Toleranzentwicklung: relevant bei organischen Nitraten, nicht bei Molsidomin
Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)
Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für die Gesundheit von Herz und Gefäßen sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:
- Vitamine (A, C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
- Mineralstoffe (Kalium, Magnesium)
- Spurenelemente (Chrom, Molybdän, Selen, Zink)
- Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA); Omega-6-Fettsäure: Gamma-Linolensäure (GLA))
- Sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Traubenkern- und Olivenpolyphenole)
- Weitere Vitalstoffe (Coenzym Q10 (CoQ10), Fruchtsäuren – Citrat (gebunden in Magnesiumcitrat und Kaliumcitrat))
Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.
Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
Literatur
- Rajkumar CA et al.: A Placebo-Controlled Trial of Percutaneous Coronary Intervention for Stable Angina N Engl J Med 2023;389:2319-2330 doi: 10.1056/NEJMoa2310610
Leitlinien
- Vrints C. et al.: 2024 ESC Guidelines for the management of chronic coronary syndromes: Developed by the task force for the management of chronic coronary syndromes of the European Society of Cardiology (ESC). Endorsed by the European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS). doi.org/10.1093/eurheartj/ehae177
- Rao S.V. et al.: 2025 ACC/AHA/ACEP/NAEMSP/SCAI Guideline for the Management of Patients With Acute Coronary Syndromes: A Report of the American College of Cardiology/American Heart Association Joint Committee on Clinical Practice Guidelines. Journal of the American College of Cardiology. JACC Febraur 2025.