Angina pectoris – Labordiagnostik

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Hochsensitives kardiales Troponin T oder I (Herzenzym bei Herzinfarkt)
    • Diagnostischer Goldstandard zur Detektion einer Myokardnekrose (Herzmuskelzelluntergang).
    • Indiziert bei instabiler Angina pectoris oder bei Verdacht auf nicht-ST-Hebungsinfarkt (kleiner Herzinfarkt).
    • 3-Stunden-Ausschlussprotokoll: Wiederholungsmessung nach 3 Stunden bei grenzwertigen Erstwerten.
  • Kleines Blutbild (Basis-Blutuntersuchung)
    • Erkennung von Anämien (Blutarmut) oder Infekten als Differenzialdiagnose bei Thoraxschmerzen (Brustschmerzen).
  • C-reaktives Protein (CRP) (Entzündungswert im Blut)
    • Unspezifischer Marker systemischer Entzündung.
    • Prognostische Relevanz bei instabiler Plaquesituation (Gefäßveränderungen) und Inflammationsneigung (Entzündungsanfälligkeit).
  • Nüchternglucose (Nüchternblutzucker)
    • Basiswert zur Detektion eines Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit).
    • Bei KHK-Patienten jährliche Kontrolle empfohlen.
  • Glykiertes Hämoglobin (HbA1c) (Langzeitblutzuckerwert)
    • Langzeitparameter für die Blutzuckerkontrolle (über 2–3 Monate).
    • KHK-Risiko steigt auch bei Nichtdiabetikern mit zunehmendem HbA1c-Spiegel linear an.
  • Thyreotropin (TSH) (schilddrüsenstimulierendes Hormon)
    • Basisparameter zur Erfassung von Schilddrüsenfunktionsstörungen.
    • Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion): Tachyarrhythmien (schnelle Herzrhythmusstörungen) und myokardiale Ischämie durch erhöhten Sauerstoffbedarf.
    • Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion): Verstärkte Atherogenese (Gefäßverkalkung) durch LDL-Erhöhung und Endothelstörung.
  • Lipidstatus (Blutfettwerte, mindestens jährlich bei KHK oder erhöhtem Risiko):
    • Gesamtcholesterin (Gesamtfettwert)
    • LDL-Cholesterin (schlechtes Cholesterin)
    • HDL-Cholesterin (gutes Cholesterin)
    • Triglyceride (Neutralfette)
    • Grundlage zur Risikostratifizierung und Therapieentscheidung gemäß ESC-Zielwerten.
    • LDL-Ziel: < 55 mg/dl bei sehr hohem kardiovaskulärem Risiko.

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von Anamnese, Klinik und Risikoprofil

  • Oraler Glukosetoleranztest (oGTT) (Zuckertest mit Trinklösung)
    • Durchführung bei grenzwertigem Nüchternblutzucker oder HbA1c.
    • 2-Stunden-Wert ≥ 7,8 mmol/l (≥ 140 mg/dl) ist prädiktiv für spätere kardiovaskuläre Ereignisse (z. B. Herzinfarkt, Schlaganfall).
  • Lipoprotein(a) (erblich bedingter Fettstoffwechselwert)
    • Atherogenes Lipoprotein mit hohem genetischem Einfluss.
    • Einmalige Bestimmung ausreichend; bei Frauen ggf. prä- und postmenopausal.
    • Werte > 50 mg/dl gelten als signifikant risikosteigernd.
  • Homocystein (Aminosäure mit Gefäßwirkung)
    • Potenziell proatherogen (gefäßschädigend) durch endotheliale Dysfunktion (Schädigung der Gefäßinnenwand) und oxidativen Stress.
    • Bestimmung bei vorzeitiger KHK ohne klassische Risikofaktoren sinnvoll.
    • Kein Routinemarker.
  • Apolipoprotein E (ApoE)-Genotypisierung (genetischer Fettstoffwechseltest)
    • ApoE4-Allel ist mit erhöhtem LDL, Plaque-Instabilität und KHK-Risiko assoziiert.
    • Indiziert bei familiärer Prädisposition oder auffälligem Lipidprofil trotz Therapie.
  • Nüchterninsulin (Blutzucker-regulierendes Hormon)
    • Bestandteil des HOMA-Index zur Erkennung einer Insulinresistenz.
    • Relevanz bei metabolischem Syndrom (Stoffwechselstörung), Adipositas (Übergewicht) und Typ-2-Diabetes-Risikoprofil.
  • Fibrinogen (Gerinnungseiweiß)
    • Akute-Phase-Protein und unabhängiger Risikomarker für thrombotische Ereignisse (z. B. Herzinfarkt, Schlaganfall).
    • Ggf. erhöht bei systemischer Inflammation oder chronischer Gefäßinstabilität.
  • D-Dimere (Gerinnungsabbauprodukt im Blut)
    • Bei Verdacht auf Lungenembolie oder tiefe Venenthrombose (TVT).
    • Hohe Sensitivität, geringe Spezifität – negativer Wert schließt TVT/LE bei niedrigem klinischem Risiko nahezu aus.

Zur "präventiven Labordiagnostik" s. u. "Koronare Herzkrankheit (KHK)/Labordiagnostik".