Stimmbandlähmung (Rekurrensparese) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Der Nervus laryngeus recurrens ist ein Ast des Nervus vagus.
Der Nervus laryngeus recurrens dextra (rechts) zieht in seinem Verlauf um die Arteria subclavia (Unterschlüsselbeinarterie), dann entlang der Trachea (Luftröhre) und hinter der Schilddrüse zum Kehlkopf.
Der Nervus larygeus recurrens sinister (links) schlingt sich in seinem Verlauf um den Aortenbogen, um dann zwischen Ösophagus (Speiseröhre) und Trachea (Luftröhre) wieder zum Kehlkopf zurück zu ziehen.

Der Nervus laryngeus recurrens innerviert motorisch die meisten Kehlkopfmuskeln. Sensibel innerviert er den Kehlkopf unterhalb der Stimmritze.

Bei der einseitigen Rekurrensparese kommt es zur Paramedianstellung des Stimmbandes der betroffenen Seite, dass heißt, es bleibt unbeweglich in der Mittelstellung. Dieses bedingt eine (manchmal nur diskret ausgeprägte) Heiserkeit (Dysphonie). Die Fähigkeit zu Singen geht dabei verloren. Die Stimme klingt hauchig oder heiser.

Bei der bilateralen ("beidseitigen") Rekurrensparese kommt es zu einer Medianstellung beider Stimmbänder. Dieses führt zu den typischen Symptomen wie starke Dyspnoe (Atemnot), inspiratorischen Stridor (Atemgeräusch beim Einatmen) und Heiserkeit (diskret).
Ein Sprechen ist nun nur noch stimmlos möglich.

Ätiologie (Ursachen)

Krankheitsbedingte Ursachen

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Aortenaneurysma ‒ Aussackung der Wand der Aorta (Hauptschlagader)
  • Linksherzinsuffizienz (Linksherzschwäche)

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Direkte Infiltration des Nerven durch ein Schilddrüsenkarzinom (Schilddrüsenkrebs, lat. Struma maligna) oder regionale Tumoren, nicht näher bezeichnet
  • Mediastinaltumoren (v. a. linksseitig)
  • Metastasen (Tochtergeschwülste), vor allem beim Bronchialkarzinom (Lungenkrebs)

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Neuritis (Nervenentzündung)
  • Paresen (Lähmungen), neurologische bedingte 

Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98) 

  • Traumata (Verletzungen)

Operationen

  • Anteriore Eingriffe an der Wirbelsäule (21 % der iatrogenen Paresen) [1]
  • Nebenschilddrüsen-Operation (6,8 % aller chirurgisch ausgelösten Rekurrensschädigungen) [1]
  • Eingriffe am Aortenbogen (6,8 % aller chirurgisch ausgelösten Rekurrensschädigungen) [1]
  • Schilddrüsenoperation (z. B. Strumaoperation, v. a. Rezidiv-Operationen; Thyreoidektomie) (50,6% der Fälle; 44,4 %  aller chirurgisch ausgelösten Rekurrensschädigungen) [1]
  • Speiseröhren-Chirurgie (5,6 % aller chirurgisch ausgelösten Rekurrensschädigungen) [1]

Weitere Ursachen

  • Intubationskomplikationen (Komplikationen durch Einführen eines Endotrachealtubus (kurz Tubus genannt; es handelt sich dabei um den Beatmungsschlauch, einer Hohlsonde aus Kunststoff) in die Trachea (Luftröhre))
  • Idiopathisch (ohne erkennbare Ursache) (21,6 % ) [1]

Literatur

  1. Heikkinen MK et al.: Vocal Fold Paresis as a Surgical Complication: Our 10-Year Experience With 162 Incidents. Clin Otolaryngol 2017; https://doi.org/10.1111/coa.13251