Somatoforme Störungen – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Kleines Blutbild (kleiner Bluttest) – zum Ausschluss von Anämien (Blutarmut), entzündlichen Prozessen oder hämatologischen Systemerkrankungen (Bluterkrankungen); indiziert aufgrund der hohen Prävalenz somatischer Begleiterkrankungen bei Patienten mit somatoformen Symptomen.
- Entzündungsparameter – C-reaktives Protein (CRP) bzw. Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) – zur Erkennung entzündlicher oder infektiöser Ursachen, die sich klinisch als unspezifische körperliche Beschwerden darstellen können; indiziert wegen der relevanten Differenzialdiagnosen mit hoher Basisprävalenz.
- Schilddrüsenparameter – TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) (Schilddrüsensteuerhormon) – zur Abklärung einer Hypo- oder Hyperthyreose (Schilddrüsenunterfunktion bzw. Schilddrüsenüberfunktion), da beide Störungen häufig somatische, vegetative und psychische Symptome verursachen können.
- Elektrolyte – Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium – zur Erfassung von metabolischen Entgleisungen, die mit Müdigkeit, Schwäche, Parästhesien (Kribbeln), kognitiver Beeinträchtigung oder unspezifischen Beschwerden einhergehen können.
- Nüchternglucose (Nüchternblutzucker) – zur Identifikation von Hyper- oder Hypoglykämien (Über- und Unterzuckerungen), die vielfältige vegetative oder somatische Symptome verursachen können.
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Vitamin B12 (Cobalamin) und Folsäure (Vitamin B9) – bei Fatigue (Erschöpfung), kognitiver Beeinträchtigung, neurologischen Parästhesien (Kribbeln) oder depressiver Symptomatik.
- Serumeisen (Eisen im Blut), Ferritin (Speichereisen) – bei Leistungsknick, Antriebsminderung oder unspezifischen Beschwerden.
- Freies Cortisol im 24-h-Urin – zum Ausschluss eines endokrinologischen Hypercortisolismus (Cushing-Syndrom (Überfunktion der Nebennierenrinde)), nur bei klinischer Konstellation wie ausgeprägter affektiver Entgleisung.
- Drogenscreening (Suchtest auf Drogen) – bei Verdacht auf substanzinduzierte psychiatrische Symptome.
- HIV-Serologie (HIV-Bluttest) – nur bei Risikokonstellation oder unklarer neuropsychiatrischer Symptomatik.
- Calcium, Phosphat, Parathormon (PTH) (Nebenschilddrüsenhormon) – bei Verdacht auf tumorinduzierte Hypercalcämie.
- Alkalische Phosphatase (AP) und AP-Isoenzyme – zur Abklärung einer möglichen ossären Metastasierung (Knochenmetastasen) bei klinischem Verdacht.
- Haptoglobin, Laktatdehydrogenase (LDH), Retikulozyten – zur Erfassung hämolytischer Prozesse (vermehrter Abbau roter Blutkörperchen) als paraneoplastische oder autoimmune Differentialdiagnose.
- ANA (antinukleäre Antikörper) – ausschließlich bei klaren klinischen Hinweisen auf Systemautoimmunität (Autoimmunerkrankung).
- Rheumafaktor (RF) und CCP-AK (cyclische Citrullin-Peptid-Antikörper) – bei spezifischem klinischem Verdacht auf rheumatoide Arthritis (Gelenkrheuma).
Laboruntersuchungen vor Beginn einer Psychopharmakotherapie (nur bei geplanter medikamentöser Behandlung)
- Differentialblutbild (großer Bluttest) – zur Erfassung hämatologischer Risiken.
- Nüchternglucose (Nüchternblutzucker) – zur Risikoabschätzung für metabolische Effekte unter Antipsychotika oder Antidepressiva.
- Elektrolyte – Natrium, Kalium, Magnesium – zur Prävention kritischer Entgleisungen unter Therapie.
- Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Glutamat-Dehydrogenase (GLDH), Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT, GGT), alkalische Phosphatase (AP), Bilirubin – zur Erfassung der Leberfunktion.
- Nierenparameter – Harnstoff (Ausscheidungswert), Kreatinin (Nierenwert), ggf. Cystatin C, Kreatinin-Clearance – insbesondere vor Lithiumtherapie.
- Schwangerschaftstest (quantitatives HCG) – vor Einsatz potenziell teratogener Substanzen.
- Lipidprofil – Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin, Triglyceride – zur Bewertung des metabolischen Risikos.
- Prolaktin (Milchhormon) – bei Einsatz prolaktinsteigernder Antipsychotika oder entsprechenden Symptomen.
Red Flags (Warnzeichen) bei somatoformen Störungen
- Klinik
- Akuter Gewichtsverlust (ungewollter Gewichtsverlust)
- Neu aufgetretene fokal-neurologische Defizite (neue Ausfälle des Nervensystems)
- Persistierendes Fieber (anhaltendes Fieber)
- Nachtschweiß (nächtliches Schwitzen)
- Progrediente Schmerzsymptomatik (zunehmende Schmerzen)
- Hämoptysen (Bluthusten)
- Blut im Stuhl oder Teerstuhl (schwarzer Stuhl)
- Synkopen (Ohnmachtsanfälle)
- Neu aufgetretene Verwirrtheit (Orientierungsstörung)
- Therapieresistenter Kopfschmerz (Kopfschmerz, der nicht auf Behandlung anspricht)
- Persistierende Erbrechen-Episoden (anhaltendes Erbrechen)
- Neu aufgetretene Dyspnoe (Atemnot)
- Labor
- CRP ↑ oder BSG ↑
- Leukozytose (erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen)
- Anämie (Blutarmut)
- Hämaturie (Blut im Urin)
- Thrombozytopenie oder Thrombozytose (zu wenig bzw. zu viele Blutplättchen)
- Erhöhte Leberparameter
- Erhöhte Calciumwerte (Hypercalcämie (zu hoher Calciumspiegel))
- Erhöhte LDH
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Funktionelle Körperbeschwerden. (AWMF-Registernummer: 051-001), Juli 2018 Kurzfassung Langfassung